Wenn die Klasse 3A der Primarschule Bottmingen Französisch lernt, geht
es lebhaft zu und her: Es wird gesungen, gespielt und diskutiert; Grammatik
kommt höchstens am Rand vor. Lehrerin Andrea Meshesha unterrichtet nach dem
Fremdsprachen-Konzept «Passepartout». Und dieses sieht vor, dass die Kinder die
Sprache selbst entdecken - so, wie ein Kleinkind seine Muttersprache lernt.
Drittklässler beim Französischunterricht, Bild: SRF
Baselbieter Drittklässler sollen ohne Grammatik Sprachen lernen, SRF Regional, 8.2. von Fabian Baumann
Die «Passepartout»-Methode sei ein klarer Fortschritt, findet Meshesha:
«Früher lernten die Kinder kleine Sätze und Dialoge. Das funktionierte zwar im
Klassenzimmer gut, aber im Alltag waren die Kinder völlig überfordert, wenn sie
unbekannte Wörter hörten.» Mit der neuen Methode sei dies ganz anders: «Die
Kinder lernen immer noch Satzstrukturen, müssen aber selber die passenden
Wörter finden. So lernen sie, sich mit ihrem beschränkten Wortschatz
auszudrücken.»
Deshalb erklärt Meshesha ihren Drittklässlern keine Grammatikregeln und
lässt sie keine Wörterlisten auswendig lernen. Die Kinder sollen zuhören,
sprechen und spielerisch an die Regeln herangeführt werden. Bei den
Schülerinnen und Schülern kommt diese Methode gut an. Sie beteiligen sich
jedenfalls engagiert am Unterricht und offensichtlich macht es ihnen Spass,
eine neue Sprache zu lernen.
Auf politischer Ebene ist «Passepartout» dagegen nach wie vor
umstritten. Das Komitee «Starke Schule Baselland» hat eine Initiative lanciert,
um die Lehrmethode wieder abzuschaffen.
Die Kritik: Dadurch, dass die Kinder kein Vokabular und keine
Grammatikregeln lernen müssen, würden sie die Lernziele verfehlen. Andrea
Meshesha versteht die Kritik, sagt aber, in der dritten Klasse seien die Kinder
noch zu jung, um Wörter zu büffeln. Vokabular und Grammatik würden ab der
fünften Klasse systematisch behandelt.
Aber auch viele Lehrpersonen und Eltern sind skeptisch. So etwa Annalisa
Landi, deren Sohn nach der «Passepartout»-Methode unterrichtet wird: «Ich
erkenne keine klare Linie. Mein Sohn lernt im dritten Jahr Französisch und kann
praktisch kein Französisch.»
Trotzdem will Landi nichts von einer Abschaffung der Methode wissen:
«Die Kinder beteiligen sich am Unterricht, das ist ein grosser Unterschied zu
früher. Man sollte Passepartout auf keinen Fall aufgeben.» Landi findet aber,
man solle den Unterricht besser strukturieren und den Kindern auch zumuten,
Wörter zu lernen.
Hier geht es offenbar darum, das viel zu frühe schulische Fremdsprachenlernen mit einem Wohlfühlartikel "unter die Leute zu bringen". Es wird gesungen, gespielt und diskutiert, dass es eine Freude ist. Nur Französisch lernen die Kleinen halt so nicht - auch wenn die Primarlehrerin dies noch so überzeugend wahrnehmen will. Welche Primarlehrerin würde etwas anderes sagen? Damit würde sie ja ihren eigenen Unterricht disqualifizieren.
AntwortenLöschenGuten Tag Herr Kalberer
LöschenIch habe Ihnen auf Ihren Kommentar hin geantwortet, jedoch sieht es jetzt so aus, als hätte ich einen separaten Kommentar verfasst. Falls Sie an meiner Antwort interessiert sind, können Sie diese ja direkt auf der Website lesen gehen.
Guten Tag Herr Kalberer
AntwortenLöschenIch bin mir nicht sicher, ob ich Ihren Kommentar richtig verstehe. Sind sie tatsächlich der Meinung, dass es zu früh ist, ab der 3. Klasse eine Fremdsprache zu unterrichten? Ich glaube nämlich zu wissen, dass dem so ist. Falls Sie meiner Meinung sind: Ab wann sollte Ihrer Meinung nach welche Fremdsprache unterrichtet werden? Was mir persönlich extrem auffällt, ist dass immer nur von Unterricht in Fremdsprache A ab der 3., der 5. oder der 7. Klasse gesprochen wird und davon, dass mit dem Unterricht in Fremdsprache B zwei Schuljahre später begonnen wird. Wäre es denn nicht möglich, mit beiden Fremdsprachen im gleichen Schuljahr zu beginnen? Würde dies die Schüler tatsächlich überfordern oder wird dies aufgrund falscher Vorstellungen nur angenommen? Und wieso kann nicht zum Beispiel in der 4. Klasse mit der einen und in der 6. Klasse mit der anderen Sprache begonnen werden? Oder auch in der 5. Klasse mit der einen und in der 6. Klasse mit der anderen? Mit einem solchen Modell 5/6 hätten die Schüler am Ende der obligatorischen Schulzeit fünf Jahre Französischunterricht und vier Jahre Englischunterricht (oder umgekehrt) gehabt und nicht mit beiden Fremdsprachen gleichzeitig anfangen müssen. Weshalb sollte so ein Modell nicht in Frage kommen? Ihre Meinung würde mich interessieren.
Sehr geehrte Marie Lastname. Sie haben natürlich recht: Die Festsetzung des Beginns des Fremdsprachenunterrichts ist willkürlich. Ich bin tatsächlich der Meinung, dass wir mit unserem Sprachenkonzept sehr viel Geld, Geduld und Motivation fürs Sprachenlernen vergeuden. Ich vertrete die wissenschaftlich erhärtete Ansicht, dass ein späterer Beginn verbunden mit einer höheren wöchentlichen Lektionszahl sehr viel mehr bringen würde. Unter dem Stichwort "Fremdsprachen" erfahren Sie auf diesem Blog viel Wissenswertes zum Thema. Wenn Sie meine Meinung nicht teilen sollten, bitte ich Sie freundlich um entsprechende Fakten.
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