Während
der Pubertät kommen Jugendliche morgens erst spät in die Gänge. Grund dafür ist
die innere biologische Uhr, die den Tag nicht vor acht Uhr einläutet. Die Folge
sind verschlafene, an den Pulten fläzende Schüler und somit ein ineffizienter
Unterricht.
Nun soll
der Missstand beseitigt werden. Darauf hat sich die Volksschulkonferenz der
Stadtberner Schulen (VSK) am Mittwoch geeinigt. Sie besteht aus den sieben
Schulkommissionen der Stadt Bern. Künftig in die Stundenplanung einfliessen
soll der Punkt, dass – wenn möglich – keine Frühlektionen besetzt werden. Die
Schule soll also frühestens um 8.15 Uhr beginnen.
Schüler sollen länger schlafen dürfen, Bund, 27.1. von Flurin Jecker
Ganz streichen
will die VSK die Frühstunden aber vorerst nicht. «Die Frühlektionen zu
streichen, ist ein komplexes Unterfangen», erklärt die Präsidentin der VSK,
Michaela Korell. «Sehr viele Faktoren hängen damit zusammen, z. B.
Stundenplanung, Raumbelegung, Freizeitaktivitäten oder Tagesbetreuung der
Schülerinnen und Schüler.» Die Auswirkungen, die mit der Änderung einhergingen,
seien nicht alle berechenbar. Deshalb habe der VSK eine Vorschrift abgelehnt.
«In einem Jahr soll evaluiert werden, ob sich die Frühstunden problemlos
reduzieren lassen oder wo allenfalls die Schwierigkeiten liegen.»
Zuvor
hatte das Berner Schulamt eine Machbarkeitsstudie veröffentlicht, in der das
Vorhaben als realisierbar eingestuft wurde. Vertreter der Elternräte hatten die
Sache vor einem Jahr ins Rollen gebracht.
Alternative
vom Tisch
Die
alternative Variante, den Schulbeginn allgemein um eine halbe Stunde nach
hinten zu verschieben und die Mittagszeit zu verkürzen, ist nun vom Tisch. Der
Vorteil dieser Variante war, dass in der Oberstufe morgens weiterhin fünf
Lektionen abgehalten werden könnten. Doch müssten, damit die Lektionen bei
allen gleichzeitig beginnen könnten, auch die Stundenpläne der Primarklassen
angepasst werden. Der Schulbeginn würde sich für Primarschüler dadurch auf 8.50
Uhr verschieben – oder der Mittag begänne bereits um 11.30 Uhr. Das hätte eine
erhöhte Morgen- respektive Mittagsbetreuung für erwerbstätige Eltern zur Folge.
Der nun
gewählte Weg umgeht dieses Problem. Während den Oberstufenschülern die
Frühstunden wenn möglich gestrichen werden, bleibt der Stundenplan der
Primarschüler gleich. Doch werden dadurch in der Oberstufe künftig oft nur noch
vier Lektionen pro Morgen abgehalten. Die fehlenden Stunden müssen auf die
Nachmittage verteilt werden.
Kein
freier Nachmittag mehr?
Die
Berner Schulamtsleiterin Irene Hänsenberger sieht entsprechend Hürden auf die
Schulen zukommen. Wenn die Spezialräume und Turnhallen in der ersten Lektion
leer blieben, könne dies im späteren Verlauf des Tages zu Engpässen führen.
«Zudem befürchten gewisse Schulen, dass die freien Nachmittage künftig belegt
werden müssen.»
Bildungsdirektorin
Franziska Teuscher (GB), die das Vorhaben seit jeher unterstützt, ist hingegen
überzeugt, dass auch weiterhin ein freier Nachmittag pro Woche möglich ist.
«Wir reden von zwei oder drei obligatorischen Lektionen, die pro
Oberstufenklasse verschoben werden müssen», sagt sie auf Anfrage. Die Schulen
müssten nun den Schulkommissionen aufzeigen, ob und wo sie diese unterbringen
könnten.
Besonders
erfreut ist Teuscher darüber, dass man nun Erfahrungen sammeln könne, die für
die Umsetzung des Lehrplans 21 im Jahr 2018 wertvoll sein könnten. «Mit dessen
Einführung wird der Stundenplan sowieso neu gestaltet. Ziel wird auch da sein,
die Frühstunden in der Oberstufe möglichst zu vermeiden.»
Im
Schulhaus Munzinger klappts
Überhaupt
nichts ändern wird sich im Schulhaus Munzinger. Bereits seit 2014 wird die
Schule da erst um 8.30 Uhr eingeläutet. Der Mittwoch- und der Freitagnachmittag
sind für fakultativen Unterricht und andere Freizeitaktivitäten reserviert.
Schulleiter
Giuliano Picciati hat damit «ausschliesslich gute Erfahrungen gemacht», wie er
auf Anfrage sagt. «Ich muss dazu aber anfügen, dass wir die idealen Bedingungen
dafür haben. Wir haben genügend Schulraum, zudem gehen bei uns nur
Oberstufenschüler und -schülerinnen zur Schule.» Picciati begrüsst den
Entscheid der Volksschulkonferenz.
Ein späterer Start ohne gleichzeitige Entrümpelung der Stundentafel ist nicht praktikabel.
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