28. Januar 2016

Volksschulkonferenz empfiehlt späteren Schulbeginn

Während der Pubertät kommen Jugendliche morgens erst spät in die Gänge. Grund dafür ist die innere biologische Uhr, die den Tag nicht vor acht Uhr einläutet. Die Folge sind verschlafene, an den Pulten fläzende Schüler und somit ein ineffizienter Unterricht.
Nun soll der Missstand beseitigt werden. Darauf hat sich die Volksschulkonferenz der Stadtberner Schulen (VSK) am Mittwoch geeinigt. Sie besteht aus den sieben Schulkommissionen der Stadt Bern. Künftig in die Stundenplanung einfliessen soll der Punkt, dass – wenn möglich – keine Frühlektionen besetzt werden. Die Schule soll also frühestens um 8.15 Uhr beginnen. 
Schüler sollen länger schlafen dürfen, Bund, 27.1. von Flurin Jecker

Ganz streichen will die VSK die Frühstunden aber vorerst nicht. «Die Frühlektionen zu streichen, ist ein komplexes Unterfangen», erklärt die Präsidentin der VSK, Michaela Korell. «Sehr viele Faktoren hängen damit zusammen, z. B. Stundenplanung, Raumbelegung, Freizeitaktivitäten oder Tagesbetreuung der Schülerinnen und Schüler.» Die Auswirkungen, die mit der Änderung einhergingen, seien nicht alle berechenbar. Deshalb habe der VSK eine Vorschrift abgelehnt. «In einem Jahr soll evaluiert werden, ob sich die Frühstunden problemlos reduzieren lassen oder wo allenfalls die Schwierigkeiten liegen.»
Zuvor hatte das Berner Schulamt eine Machbarkeitsstudie veröffentlicht, in der das Vorhaben als realisierbar eingestuft wurde. Vertreter der Elternräte hatten die Sache vor einem Jahr ins Rollen gebracht.

Alternative vom Tisch
Die alternative Variante, den Schulbeginn allgemein um eine halbe Stunde nach hinten zu verschieben und die Mittagszeit zu verkürzen, ist nun vom Tisch. Der Vorteil dieser Variante war, dass in der Oberstufe morgens weiterhin fünf Lektionen abgehalten werden könnten. Doch müssten, damit die Lektionen bei allen gleichzeitig beginnen könnten, auch die Stundenpläne der Primarklassen angepasst werden. Der Schulbeginn würde sich für Primarschüler dadurch auf 8.50 Uhr verschieben – oder der Mittag begänne bereits um 11.30 Uhr. Das hätte eine erhöhte Morgen- respektive Mittagsbetreuung für erwerbstätige Eltern zur Folge.

Der nun gewählte Weg umgeht dieses Problem. Während den Oberstufenschülern die Frühstunden wenn möglich gestrichen werden, bleibt der Stundenplan der Primarschüler gleich. Doch werden dadurch in der Oberstufe künftig oft nur noch vier Lektionen pro Morgen abgehalten. Die fehlenden Stunden müssen auf die Nachmittage verteilt werden.

Kein freier Nachmittag mehr?
Die Berner Schulamtsleiterin Irene Hänsenberger sieht entsprechend Hürden auf die Schulen zukommen. Wenn die Spezialräume und Turnhallen in der ersten Lektion leer blieben, könne dies im späteren Verlauf des Tages zu Engpässen führen. «Zudem befürchten gewisse Schulen, dass die freien Nachmittage künftig belegt werden müssen.»
Bildungsdirektorin Franziska Teuscher (GB), die das Vorhaben seit jeher unterstützt, ist hingegen überzeugt, dass auch weiterhin ein freier Nachmittag pro Woche möglich ist. «Wir reden von zwei oder drei obligatorischen Lektionen, die pro Oberstufenklasse verschoben werden müssen», sagt sie auf Anfrage. Die Schulen müssten nun den Schulkommissionen aufzeigen, ob und wo sie diese unterbringen könnten.

Besonders erfreut ist Teuscher darüber, dass man nun Erfahrungen sammeln könne, die für die Umsetzung des Lehrplans 21 im Jahr 2018 wertvoll sein könnten. «Mit dessen Einführung wird der Stundenplan sowieso neu gestaltet. Ziel wird auch da sein, die Frühstunden in der Oberstufe möglichst zu vermeiden.»

Im Schulhaus Munzinger klappts
Überhaupt nichts ändern wird sich im Schulhaus Munzinger. Bereits seit 2014 wird die Schule da erst um 8.30 Uhr eingeläutet. Der Mittwoch- und der Freitagnachmittag sind für fakultativen Unterricht und andere Freizeitaktivitäten reserviert.

Schulleiter Giuliano Picciati hat damit «ausschliesslich gute Erfahrungen gemacht», wie er auf Anfrage sagt. «Ich muss dazu aber anfügen, dass wir die idealen Bedingungen dafür haben. Wir haben genügend Schulraum, zudem gehen bei uns nur Oberstufenschüler und -schülerinnen zur Schule.» Picciati begrüsst den Entscheid der Volksschulkonferenz. 


1 Kommentar:

  1. Ein späterer Start ohne gleichzeitige Entrümpelung der Stundentafel ist nicht praktikabel.

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