Das Verfahren des Übertritts in die Sekundarstufe I wird komplett
umgekrempelt: Die Vergleichsprüfung in der sechsten Klasse wird abgeschafft.
Was halten die Lehrer von diesem Schritt?
Der Empfehlung der Lehrperson kommt mehr Bedeutung zu, Bild: Chris Iseli
Keine kantonsweite Prüfung mehr - was halten die Lehrpersonen davon? Solothurner Zeitung, 9.1.
Die Eckwerte des
neuen Übertritts-Verfahrens entsprechen in etwa den Empfehlungen, die der
Verband der Lehrerinnen und Lehrer (LSO) zusammen mit dem Verband der
Schulleitenden Kanton Solothurn (VSL) erarbeitet hat. Die Vorschläge der beiden
Verbände erfolgten dabei unabhängig von der flächendeckenden Einführung einer
Reihe von «Checks» im Bildungsraum Nordwestschweiz.
Sie sind vielmehr
Ausdruck einer mittleren Unzufriedenheit mit dem aktuellen Verfahren. Adrian
van der Floe, Präsident der Solothurner Schulleitenden, spricht auf Anfrage von
«einigen Mängeln». Zum einen kritisiert er die lange Dauer des Verfahrens. So
zählen für den Übertritt die Schulnoten ab der Mitte der fünften bis zur Mitte
der sechsten Klasse (mit einem Gewicht von 60 Prozent).
Der Notendruck sowohl
in der fünften als auch in der sechsten Klasse sei «sehr hoch». Hinzu komme, so
van der Floe, eine grosse Anzahl von Tests, vor allem in der sechsten Klasse.
Damit sollen die Schülerinnen und Schüler möglichst optimal auf die kantonsweite
Prüfung Mitte Januar vorbereitet werden, die im Übertritts-Verfahren mit 40
Prozent gewichtet wird.
Der Unterricht werde
zum Teil stark auf diese Tests ausgerichtet. Ein Phänomen, für das sich in den
letzten Jahren der englische Ausdruck «Teaching to The Test» eingebürgert habe.
Der Schulleiter-Präsident anerkennt zwar, dass mit dem aktuellen Verfahren eine
kantonsweit möglichst einheitliche Notengebung angestrebt wird.
Er beobachtet aber
trotzdem immer noch «zu grosse Unterschiede zwischen den Schulen». Im neuen
Verfahren müsse deshalb die Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen «verbessert»
und auch «überprüft» werden.
LSO-Vizepräsident Mathias Stricker beurteilt das aktuelle Übertritts-Verfahren als «zu stark auf die Vergleichsarbeit fokussiert».
LSO-Vizepräsident Mathias Stricker beurteilt das aktuelle Übertritts-Verfahren als «zu stark auf die Vergleichsarbeit fokussiert».
Der Druck auf die
Schülerinnen und Schüler sei in der Folge «enorm». Geholfen werde damit in
erster Linie den Nachhilfestudios, die sich alle nicht über eine fehlende
Auslastung beklagen können. Das heutige System bedeute für sämtliche
Beteiligten, so Stricker, zudem einen «riesigen Aufwand».
Ein Aufwand, der nur
«für wenige Grenzfälle» betrieben werde. Stricker betont im Übrigen die guten
Erfahrungen der grossen Mehrheit der Kantone, die auf ein empfehlungs-basiertes
System setzen.
Kritischer fällt das Urteil zum neuen Verfahren vonseiten der Kanti-Lehrer aus.
Kritischer fällt das Urteil zum neuen Verfahren vonseiten der Kanti-Lehrer aus.
Samuel Batzli
bemängelt als Leiter der kantonalen Sek-P-Konferenz die Abschaffung der
kantonsweiten Prüfung. Diese habe doch immerhin zu einer «gewissen Eichung über
die Schulstandorte hinweg» beigetragen. Als positiv erachtet er aber die
Tatsache, dass das Verfahren neu auf die sechste Primarschulklasse beschränkt
wird.
Zudem ermögliche die
höhere Gewichtung des Lehrerurteils eine «Gesamtsicht». So fliessen in die
Empfehlung auch die Leistungen in den nicht promotionsrelevanten Fächern ein.
Mitentscheidend kann zudem das Arbeits- und Sozialverhalten sein.
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