10. Januar 2016

Solothurn schafft Vergleichsprüfung ab

Das Verfahren des Übertritts in die Sekundarstufe I wird komplett umgekrempelt: Die Vergleichsprüfung in der sechsten Klasse wird abgeschafft. Was halten die Lehrer von diesem Schritt?









Der Empfehlung der Lehrperson kommt mehr Bedeutung zu, Bild: Chris Iseli
Keine kantonsweite Prüfung mehr - was halten die Lehrpersonen davon? Solothurner Zeitung, 9.1.

Die Eckwerte des neuen Übertritts-Verfahrens entsprechen in etwa den Empfehlungen, die der Verband der Lehrerinnen und Lehrer (LSO) zusammen mit dem Verband der Schulleitenden Kanton Solothurn (VSL) erarbeitet hat. Die Vorschläge der beiden Verbände erfolgten dabei unabhängig von der flächendeckenden Einführung einer Reihe von «Checks» im Bildungsraum Nordwestschweiz.
Sie sind vielmehr Ausdruck einer mittleren Unzufriedenheit mit dem aktuellen Verfahren. Adrian van der Floe, Präsident der Solothurner Schulleitenden, spricht auf Anfrage von «einigen Mängeln». Zum einen kritisiert er die lange Dauer des Verfahrens. So zählen für den Übertritt die Schulnoten ab der Mitte der fünften bis zur Mitte der sechsten Klasse (mit einem Gewicht von 60 Prozent).
Der Notendruck sowohl in der fünften als auch in der sechsten Klasse sei «sehr hoch». Hinzu komme, so van der Floe, eine grosse Anzahl von Tests, vor allem in der sechsten Klasse. Damit sollen die Schülerinnen und Schüler möglichst optimal auf die kantonsweite Prüfung Mitte Januar vorbereitet werden, die im Übertritts-Verfahren mit 40 Prozent gewichtet wird.
Der Unterricht werde zum Teil stark auf diese Tests ausgerichtet. Ein Phänomen, für das sich in den letzten Jahren der englische Ausdruck «Teaching to The Test» eingebürgert habe. Der Schulleiter-Präsident anerkennt zwar, dass mit dem aktuellen Verfahren eine kantonsweit möglichst einheitliche Notengebung angestrebt wird.
Er beobachtet aber trotzdem immer noch «zu grosse Unterschiede zwischen den Schulen». Im neuen Verfahren müsse deshalb die Zusammenarbeit unter den Lehrpersonen «verbessert» und auch «überprüft» werden.
LSO-Vizepräsident Mathias Stricker beurteilt das aktuelle Übertritts-Verfahren als «zu stark auf die Vergleichsarbeit fokussiert».
Der Druck auf die Schülerinnen und Schüler sei in der Folge «enorm». Geholfen werde damit in erster Linie den Nachhilfestudios, die sich alle nicht über eine fehlende Auslastung beklagen können. Das heutige System bedeute für sämtliche Beteiligten, so Stricker, zudem einen «riesigen Aufwand».
Ein Aufwand, der nur «für wenige Grenzfälle» betrieben werde. Stricker betont im Übrigen die guten Erfahrungen der grossen Mehrheit der Kantone, die auf ein empfehlungs-basiertes System setzen.
Kritischer fällt das Urteil zum neuen Verfahren vonseiten der Kanti-Lehrer aus.
Samuel Batzli bemängelt als Leiter der kantonalen Sek-P-Konferenz die Abschaffung der kantonsweiten Prüfung. Diese habe doch immerhin zu einer «gewissen Eichung über die Schulstandorte hinweg» beigetragen. Als positiv erachtet er aber die Tatsache, dass das Verfahren neu auf die sechste Primarschulklasse beschränkt wird.
Zudem ermögliche die höhere Gewichtung des Lehrerurteils eine «Gesamtsicht». So fliessen in die Empfehlung auch die Leistungen in den nicht promotionsrelevanten Fächern ein. Mitentscheidend kann zudem das Arbeits- und Sozialverhalten sein. 


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