Mit
dem Lehrplan 21 hält der kompetenzorientierte Unterricht definitiv Einzug in
den Schulstuben der Deutschschweiz, was von dessen Gegnern scharf kritisiert
wird. Der Kanton Thurgau geht nun noch einen Schritt weiter. Er will auch die
Lehrer kompetenzorientiert führen. Dabei hilft ihm der «Kompetenzmanager» - ein
Computerprogramm und Kärtchenset, das von der Pädagogischen Hochschule
Nordwestschweiz entwickelt wurde und im Thurgau dem Vernehmen nach zum ersten
Mal breit eingesetzt wird. Man habe dafür die Lizenz erworben, sagt Walter
Berger, Chef des Volksschulamtes: «Damit können sowohl die Schulleitungen als
auch die Lehrer überprüfen, wo sie stehen in Bezug auf den
kompetenzorientierten Unterricht.»
Die Vermessung des Pädagogen, NZZaS, 27.12. von René Donzé
Das System besteht aus der
Selbsteinschätzung des Lehrers und der Beurteilung durch den Schulleiter. Es
umfasst 36 Kompetenzen in vier Stufen (Beginner, Kenner, Könner, Experte). Die
Resultate können als Spinnendiagramm ausgedruckt werden, pro Lehrer oder
Schuleinheit. «Das ist ein sehr gutes Tool, mit dem wir das Profil unserer
Schule sichtbar machen und weiterentwickeln können», sagt Thomas Minder,
Präsident des kantonalen Schulleiterverbands. Es sei nicht Beurteilungs-
sondern Förderinstrument. Die Einführung an den Schulen ist freiwillig, doch
geht der Kanton davon aus, dass die meisten davon Gebrauch machen wollen.
Wie die Lehrer dazu stehen, ist noch
offen. Bis jetzt wurde das Tool erst den Schulleitern vorgestellt. Absehbar ist
Opposition aus jenen Kreisen, die auch den Lehrplan 21 ablehnen. Dazu ist im Thurgau
eine Volksinitiative hängig. Minder betont, dass sich der Aufwand für die
Pädagogen in Grenzen hält. «Es sollte keine zusätzliche Belastung entstehen»,
sagt er. «Es werden ja auch nicht gleich alle Indikatoren auf einmal erfasst.»
Einblick in die Profile der Lehrer hätten nur die Betroffenen selber und die
Schulleiter als Vorgesetzte.
Da verdient sich die FHNW eine goldene Nase (Lizenz) am Kontrollwahn, der sich in den Schulen ausbreitet. "Der geleitete Lehrer" wird wohl der nächste Schritt sein nach der "geleiteten Schule". Und geleitet werden die Lehrpersonen immer öfter von Leuten, die keine Minute mehr vor SuS stehen müssen oder gar keine pädagogische Ausbildung haben. Wer glaubt, Schule vermessen zu können, ist auf dem Holzweg. Diagramme können nie die ganze Realität aufzeigen. Schade, dass der gesamtschweizerische Lehrplan ausgenützt wurde, die Schulen in Fabriken zu verwandeln, in denen nur noch Fliessbandarbeit gewünscht wird....
AntwortenLöschenGermaine schreibt: Praktischerweise sollte man den Kompetenzmanager als App aufs Smartphone laden können, das die Lehrpersonen in regelmässigen Abständen daran erinnert, ihren Kompetenzstatus zu aktualisieren. Für zukünftige Steuerungsmöglichkeiten wären erweiterte Optionen denkbar: z.B. in Verbindung mit dem automatischen Türöffner des Schulhausausgangs. Wird die anstehende Kompetenzentwicklung innerhalb der vorgegebenen Frist nicht ausreichend erfüllt oder stimmt die Selbst- mit der Fremdevaluation zu wenig überein, wird beim Verlassen des Schulhauses ein Tonsignal ausgelöst, das den säumigen Kollegen outet. Um sich diese Peinlichkeit zu ersparen, würde das Personal sich sicher freiwillig in die gewünschte Richtung entwickeln.
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