Weniger Französisch, dafür mehr Mathe. Bild: Limmattaler Zeitung
Für mehr Deutsch und Rechnen sollen Dispense erteilt werden, Limmattaler Zeitung, 11.12. von Heinz Zürcher
Etwa
20 Prozent der Jugendlichen im Kanton Zürich erreichen am Ende ihrer
obligatorischen Schulzeit die Lernziele in Deutsch und Mathematik nicht. Das
hat die Pisa-Studie 2009 ergeben. Und das bekommen vor allem die Lehrbetriebe
zu spüren.
Um
dem entgegenzuwirken, können nun leistungsschwache Schülerinnen und Schüler
vorübergehend von einzelnen Fächern dispensiert werden. Eine entsprechende
Änderung in der Volksschulverordnung hat der Regierungsrat gestern
verabschiedet.
«Stunden fallen oft ganz aus»
Die
Neuerung gilt vor allem für die Sekundarstufe, wo sich Berufswünsche
konkretisieren und sich besser abschätzen lässt, auf welchen Lerninhalt ein
Schüler am ehesten verzichten kann. Martin Wendelspiess, Chef des
Volksschulamtes, nennt zwei Beispiele: «Wer Handwerker werden will, könnte
Französisch vernachlässigen – und eine talentierte Kunstturnerin das Turnen, da
sie ja ohnehin schon 20 Stunden pro Woche Sport treibt.»
Die
Flexibilisierung ist breit abgestützt. Auch der Zürcher Lehrerinnen- und
Lehrerverband (ZLV) befürwortet sie. «Die Änderung ermöglicht eine Praxis, die
heute teilweise schon umgesetzt wird», sagt ZLV-Präsidentin Lilo Lätzsch.
«Das
Problem ist nur, dass zwar Schülerinnen und Schüler dispensiert werden, diese
Stunden aber oft gar nicht konsequent für Deutsch- oder Mathematikunterricht
genutzt werden, sondern ganz ausfallen.» Das liege teils an organisatorischen
Schwierigkeiten, teils an fehlenden personellen oder räumlichen Ressourcen.
Diese Mängel seien auch mit der neuen Verordnung noch nicht aus der Welt
geschafft.
Martin
Wendelspiess bestätigt, dass solche Dispensationen bereits heute teilweise
vorgenommen werden. «Mit der Änderung in der Verordnung ist es nun offiziell
und die Schulen müssen kein schlechtes Gewissen mehr haben.»
Anders
als Lätzsch beurteilt der Amtschef allerdings die Umsetzung: «Es ist nicht
möglich, einen Schüler einfach nach Hause zu schicken. Dass dispensierte
Stunden für Mathematik oder Deutsch genutzt werden müssen, ist nun explizit
festgeschrieben.»
Entlastung durch Computer
Ob
die Vorgabe auch tatsächlich umgesetzt wird, werde die Bildungsdirektion nicht
kontrollieren. «Wir schicken keine Schulpolizei los», sagt Wendelspiess. «Wir
gehen davon aus, dass die Schulen die Verantwortung wahrnehmen.» Ausserdem ist
er überzeugt, dass eine Umsetzung mit den vorhandenen personellen Ressourcen
möglich ist.
Für
Deutsch- und Mathematikunterricht gebe es heute computerbasierte Lernmittel und
Lernsequenzen, die selbstständiges Arbeiten ermöglichen und die Lehrpersonen
entlasten würden.
Um
sich auf die neue Regelung einzustellen, bleibt den Schulen ein halbes Jahr
Zeit. Die Einführung ist auf den Beginn des Schuljahres 2016/2017 vorgesehen.
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