Der Verein "Starke Volksschule" wehrt sich gegen die Einführung des Lehrplans 21 und fordert auf Primarstufe nur noch eine Fremdsprache, Bild: Mareycke Frehner
Hello und Bonjour bleiben, St. Galler Tagblatt, 19.11. von Regula Weik
Für den Verein «Starke Volksschule» ist klar: Das HarmoS-Konkordat
ist ein «Zwangskonkordat» und erst noch ein gescheitertes. Der Verein hat ihm
deshalb den Kampf angesagt. Sein Ziel: Der Kanton St. Gallen soll aus dem
Konkordat zur Harmonisierung der Volksschule aussteigen. Er ist seit 2008
dabei; das St. Galler Stimmvolk hatte dem Beitritt zugestimmt, der
Ja-Stimmen-Anteil betrug 52,8 Prozent.
Die HarmoS-Kritiker
lancierten vor einem Jahr eine «Austritts-Initiative». 4000 Unterschriften
waren nötig; 7017 trug der Verein zusammen. Mit diesem Rückenwind fordert der
Verein nun dringend eine «Korrektur der pädagogischen Verwirrungen» – von St.
Gallen bis ins Wallis verursachten die Reformer «einen täglichen Kleinkrieg an
unseren Schulen». Auch die Schweizerische Konferenz der kantonalen
Erziehungsdirektoren (EDK) bekommt ihr Fett ab – ein Gremium «ideologisch
motivierter Bürokraten, denen die meist fachfremden Erziehungschefs mehr
vertrauen als ihren eigenen Wählern», so der Verein. Und weiter: «Die EDK gängelt
über das HarmoS-Konkordat Schülerinnen und Schüler mit unbrauchbaren
Lehrmitteln und verordnetem Vertrödeln der kostbarsten Zeit ihres jungen
Lebens».
Kein Gegenvorschlag
Nun liegt der Bericht der
Regierung zur Initiative «Ja zum Ausstieg aus dem HarmoS-Konkordat» auf dem
Tisch. Sie beantragt dem Kantonsparlament – kaum überraschend – das Ansinnen
abzulehnen. Und sie verzichtet auf einen Gegenvorschlag.
Anders als die
Initiantinnen und Initianten ist die Regierung nicht der Meinung, das
HarmoS-Konkordat sei gescheitert. Sie untermauert dies mit Zahlen: 15 Kantone
sind bis heute dem Konkordat beigetreten. Sieben Kantone – darunter Appenzell
Ausserrhoden und Thurgau – haben den Beitritt abgelehnt. Und in vier Kantonen
ist die Beitrittsfrage noch hängig, so auch in Appenzell Innerrhoden. St.
Gallen ist aktuell somit der einzige Ostschweizer HarmoS-Kanton.
Nur noch eine Fremdsprache
Hinter dem Widerstand
gegen HarmoS steht letztlich die Ablehnung des Lehrplans 21. Der Verein «Starke
Volksschule» wehrt sich vehement gegen dessen Einführung und gegen zwei
Fremdsprachen auf Primarstufe. Dieses Anliegen hätte er gerne gesetzlich
verankert. Er hatte dazu eine zweite Initiative lanciert. Doch das St. Galler
Verwaltungsgericht erklärte die Initiative als nicht zulässig. Das Anliegen
widerspreche übergeordnetem Recht. Damit stützte das Gericht einen Entscheid
der Regierung. Heute wird im Kanton St. Gallen ab der dritten Klasse Englisch
und ab der fünften Klasse zusätzlich Französisch unterrichtet.
Umweg führt nicht ans Ziel
Dem Verein blieb daher
nichts anderes übrig, als den Umweg über HarmoS einzuschlagen. Seinem Ziel ist
er damit nicht näher gekommen. Selbst bei einer Annahme der Initiative wäre es
nämlich nicht erlaubt, in der Primarschule nur noch eine einzige Fremdsprache
zu unterrichten, hält die Regierung fest. Das verstosse gegen die
Bundesverfassung. Die Regierung beruft sich dabei auf das Verwaltungsgericht.
Das Kantonsparlament wird
sich an einer seiner nächsten Sitzungen damit befassen. Das letzte Wort hat das
Volk. Der Abstimmungstermin ist noch offen.
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