Widerstand gegen den Lehrplan 21, Leserbrief Thurgauer Zeitung, 18.9. von Lutz Wittenberg
Einmal mehr
dürfen wir lesen, dass sich die Schulleiter für den Lehrplan 21 einsetzen. Eigentlich
klar, wenn man überlegt, dass sie die Weisungen des Volksschulamtes transportieren
müssen – dafür wurden sie ja geschaffen. Ausserdem will sich der Verband gegen
Unwahrheiten einsetzen! So, so – begründete Kritik glaubt man so loszuwerden?
So einfach wird dies nicht, denn der Widerstand gegen den Lehrplan 21 ist
personell und inhaltlich sehr breit abgestützt (siehe www.gute-schule-tg.ch).
Ein
Hauptkritikpunkt an dieser radikalen Schulreform lautet, dass die Lehrpersonen
dadurch noch mehr gezwungen würden, Schüler allein an ihren Kompetenzaufgaben
herumpröbeln zu lassen – „selbstgesteuerter“ oder „offener“ Unterricht heisst
das dann. „Unwahrheit!“, heisst es dann wahrscheinlich vom Schulleiterverband,
im Lehrplan stünde ausdrücklich etwas von Methodenfreiheit des Lehrers.
Doch erstens
kann man das Vorantreiben „offener“ Unterrichtsformen im Lehrplan selbst
zeigen. Zweitens heisst es in der Vernehmlassungsantwort des Lehrerverbands LCH:
„Die ‚Methodenfreiheit‘ der Lehrpersonen wird stark relativiert.“ Und drittens
wird es noch interessanter, wenn man den Artikel weiter liest, was an der
Schulleitertagung gelaufen ist. Man habe das Führungsinstrument „Classroom
Walkthrough“ kennengelernt: Der Schulleiter soll jeden Lehrer zehn- bis
fünfzehnmal unangemeldet für ein paar Minuten im Unterricht besuchen. Schon
wieder eine neue Kontrollform, die die Lehrpersonen in eine modernistische
Richtung zwingen soll.
Interessant
ist die Homepage des Referenten, der die Schulleiter dieses Führungsinstrument
beigebracht hat. Dort findet man einen exemplarischen Bogen mit Aspekten, auf
die die Schulleiter bei diesen Besuchen achten sollen. Einer von vier fragt, ob
„offene“ Lernformen angewendet werden. Wohin die Bildungsbürokratie will, ist folglich
klar! Also: Gibt es jetzt Methodenfreiheit oder nicht? Offensichtlich nicht.
Leider müssen wir damit rechnen, dass berechtigte Kritik am Lehrplan 21 als
Unwahrheit abgetan wird, weil die Befürworter keine guten Argumente haben. Zum
Glück werden wir im Thurgau über dieses Schulreformwerk abstimmen können.
Lehrplan 21: Wehe dem Lehrer, der dann noch unterrichtet. Big Brother lässt grüssen !
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