22. September 2015

Thurgauer Schulleiter stützen Lehrplan 21

Der Hintergrund des folgenden Leserbriefs bildet die kürzlich stattgefundene Tagung der Thurgauer Schulleiter. Diese setzen sich ein für den Lehrplan 21 und werden über ein neues Führungsinstrument (Classroom Walkthrough) informiert
Widerstand gegen den Lehrplan 21, Leserbrief Thurgauer Zeitung, 18.9. von Lutz Wittenberg


Einmal mehr dürfen wir lesen, dass sich die Schulleiter für den Lehrplan 21 einsetzen. Eigentlich klar, wenn man überlegt, dass sie die Weisungen des Volksschulamtes transportieren müssen – dafür wurden sie ja geschaffen. Ausserdem will sich der Verband gegen Unwahrheiten einsetzen! So, so – begründete Kritik glaubt man so loszuwerden? So einfach wird dies nicht, denn der Widerstand gegen den Lehrplan 21 ist personell und inhaltlich sehr breit abgestützt (siehe www.gute-schule-tg.ch).
Ein Hauptkritikpunkt an dieser radikalen Schulreform lautet, dass die Lehrpersonen dadurch noch mehr gezwungen würden, Schüler allein an ihren Kompetenzaufgaben herumpröbeln zu lassen – „selbstgesteuerter“ oder „offener“ Unterricht heisst das dann. „Unwahrheit!“, heisst es dann wahrscheinlich vom Schulleiterverband, im Lehrplan stünde ausdrücklich etwas von Methodenfreiheit des Lehrers.
Doch erstens kann man das Vorantreiben „offener“ Unterrichtsformen im Lehrplan selbst zeigen. Zweitens heisst es in der Vernehmlassungsantwort des Lehrerverbands LCH: „Die ‚Methodenfreiheit‘ der Lehrpersonen wird stark relativiert.“ Und drittens wird es noch interessanter, wenn man den Artikel weiter liest, was an der Schulleitertagung gelaufen ist. Man habe das Führungsinstrument „Classroom Walkthrough“ kennengelernt: Der Schulleiter soll jeden Lehrer zehn- bis fünfzehnmal unangemeldet für ein paar Minuten im Unterricht besuchen. Schon wieder eine neue Kontrollform, die die Lehrpersonen in eine modernistische Richtung zwingen soll.

Interessant ist die Homepage des Referenten, der die Schulleiter dieses Führungsinstrument beigebracht hat. Dort findet man einen exemplarischen Bogen mit Aspekten, auf die die Schulleiter bei diesen Besuchen achten sollen. Einer von vier fragt, ob „offene“ Lernformen angewendet werden. Wohin die Bildungsbürokratie will, ist folglich klar! Also: Gibt es jetzt Methodenfreiheit oder nicht? Offensichtlich nicht. Leider müssen wir damit rechnen, dass berechtigte Kritik am Lehrplan 21 als Unwahrheit abgetan wird, weil die Befürworter keine guten Argumente haben. Zum Glück werden wir im Thurgau über dieses Schulreformwerk abstimmen können.

1 Kommentar:

  1. Lehrplan 21: Wehe dem Lehrer, der dann noch unterrichtet. Big Brother lässt grüssen !

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