Das Anliegen lässt sich kurz fassen, die Diskussion
darüber flammt aber immer wieder auf: Soll die Lektionentafel der
Sekundarschule, welche regelt, wie die Unterrichtszeit auf die Fächer verteilt
wird, in den Abteilungen A, B und C unterschiedlich aussehen? Ja, sagen die
Sekundarlehrer Christoph Ziegler (glp., Elgg) und Matthias Hauser (svp.,
Hüntwangen) zusammen mit dem Wädenswiler Stadtrat und Schulpräsidenten Johannes
Zollinger (evp.). Sie wollen namentlich den Fremdsprachenunterricht in den
Abteilungen B und C zugunsten des Faches Deutsch reduzieren. Dafür könnten
allenfalls in der Abteilung A Handarbeit und Haushaltkunde reduziert werden.
Die Sekundarstufe soll flexibel bleiben, NZZ, 22.9. von Walter Bernet
Sie vertreten damit auch viele (handwerklich ausgerichtete)
Lehrmeister, welche auf Lehrlinge angewiesen sind, die Deutsch und die
Dreisatzrechnung können, aber keine Fremdsprachen beherrschen müssen.
Motivieren könne nur eine Ausbildung, in der man Chancen habe, zu den Guten zu
gehören, sagte Hauser. Einem Sek-C-Schüler werde das kaum gelingen. Er hätte
hingegen bessere Chancen, eine Lehrstelle zu finden, wenn er seine praktischen
Fertigkeiten besser hätte entwickeln können und dazu geometrisches Zeichnen
gelernt hätte.
Individuell statt generell
Es genüge nicht, innerhalb eines Faches nach Leistungsniveau zu
differenzieren. Und auch die heute möglichen Dispensationen reichten nicht aus,
sagte Hauser. Ziegler ergänzte, es fehle heute in der Sekundarstufe die Zeit,
die Schwächere benötigten, um basale Fähigkeiten einzuüben und zu festigen.
Zudem gebe es in der Oberstufe schon eine Differenzierung der Lektionentafeln -
beim Langgymnasium.
In der Kommission für Bildung und Kultur (KBIK) war die Initiative
auf Ablehnung gestossen. Die Dispensation von einem Fach, um Defizite in einem
andern aufzuholen, sei heute individuell möglich und werde auch praktiziert,
sagte der ehemalige KBIK-Präsident Ralf Margreiter. Ersetze man stattdessen die
heutige Lektionentafel durch unterschiedliche neue, löse man ein starres System
durch ein anderes starres System ab. Richtig sei individuelle Förderung, auch
im Rahmen des Wahlfachsystems. Das Problem mangelnder Deutschkenntnisse der
Schulabgänger betreffe im Übrigen die ganze Volksschule und bedürfe anderer
Lösungen.
Damit war eine intensive Debatte mit klaren Fronten angestossen.
Markus Schaaf (evp., Zell) setzte sich für mehr Differenzierung ein mit dem
Argument, ein Sek-C-Schüler habe in seiner Schulkarriere so viele Niederlagen
einstecken müssen, dass man ihm zu Selbstvertrauen, nicht zum Begreifen des
Subjonctif verhelfen müsse. Es sei auch nicht gerecht, Elefant und Eichhörnchen
in einem Wettkampf nach den gleichen Regeln antreten zu lassen.
Diese Ziele seien löblich, sagte dagegen Jacqueline Peter (sp.,
Zürich), aber es gebe auch B- und C-Schüler, die sprachlich nicht unbegabt,
dafür schlecht im Werken seien. Ihnen würde man die Wege in nicht handwerkliche
Berufe verbauen, ergänzte Cäcilia Hänni (fdp., Zürich). Karin Fehr (gp., Uster)
warnte davor, den Fremdsprachenstreit auf dem Buckel der Schwächeren
auszutragen. Judith Stofer (al., Zürich) warf der Gegenseite vor, die B- und C-Schüler
als nicht bildungsfähig abzustempeln.
Wie viel Bildung soll es
sein?
Stefan Hunger (bdp., Mönchaltorf) hält die Befreiung von einzelnen
Fächern für sinnvoll, aber nur individuell. Die Sekundarstufe sei auf
Durchlässigkeit angelegt; wenn schon, müsste man eine Reform der Stufe
systematisch angehen. Für Esther Guyer (gp., Zürich) steckt hinter der
Initiative die Vorstellung, schwächere Schüler sollten weniger Bildung
erhalten. Die Schule dürfe sich nicht nur an den Bedürfnissen der Lehrmeister
orientieren. Ziegler replizierte, nicht weniger Bildung, sondern solche, die
den Schwächeren nütze, sei das Ziel. Ähnliche frühere Vorstösse seien zu Recht
abgelehnt worden, schloss Bildungsdirektorin Silvia Steiner. Der Rat folgte ihr
und lehnte die Initiative mit 91 zu 71 Stimmen bei 2 Enthaltungen ab.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen