In der Zürcher Schule am Wasser hat sich die neue
Bildungsdirektorin Silvia Steiner am Freitag an die Medien gewandt, um nach 130
Tagen im Amt erstmals über ihre Prioritäten zu informieren. Der Ort war bewusst
gewählt. Diese Schule macht bei zwei Pionierprojekten mit, die Steiner
besonders am Herzen liegen. Zum einen beteiligt sie sich am Schulversuch «Fokus
starke Lernbeziehungen». Dessen Ziel ist es, dass die Kinder einer Klasse nur
noch von einer limitierten Zahl von Lehrerinnen und Lehrern unterrichtet
werden. Für Steiner ist dieser Versuch ein Beispiel, wie sie die zahlreichen
Reformen im Bildungswesen besser justieren möchte. In der Vergangenheit sei den
Lehrerinnen und Lehrern viel abverlangt worden. Nun sei es Zeit für eine
Konsolidierung, sagte sie. Vom erwähnten Versuch sei sie begeistert. In den
zwölf Versuchsschulen sei der Alltag spürbar ruhiger geworden.
Keine grossen Umbauten geplant: Die neue Zürcher Erziehungschefin Silvia Steiner. Bild: CVP Stadt Zürich
Tagesschulen fördern, aber ohne Zwang, NZZ, 26.9.
Freiwillige Tagesschulen
Das
zweite Thema, bei dem die Schule am Wasser vorangehe, sei die Schaffung von
Tagesschulen, fuhr Steiner fort. Sie wolle die Gemeinden ermuntern, auf
Tagesschulen umzusteigen und diese nach Kräften zu fördern, dabei aber nichts
zu erzwingen. Man dürfe den Eltern keine Lebens- und Familienmodelle
vorschreiben, daher müssten sie weiterhin die Möglichkeit haben, ihre Kinder
vom Schulmittagessen abzumelden. Im nächsten Schuljahr startet die Stadt Zürich
einen Tagesschulversuch, bei dem die Schule am Wasser mitmacht.
Harte Einsparungen
Wegen
der vor Wochenfrist beschlossenen Leistungsüberprüfung 2016 müsse die
Volksschule jährlich Abstriche von 20 Millionen Franken machen, sagte Steiner.
Bei den Mittelschulen seien es 18 Millionen und bei der Berufsbildung 11
Millionen. Gleichzeitig wachsen die Schülerzahlen, was das Problem verschärft.
Steiner
steht also vor grossen Herausforderungen. Sie sprach von einer «Bündelung der
Mittel» und «optimalem Ressourceneinsatz», ohne konkreter zu werden. Zunächst
wolle sie ihre Pläne mit Lehrerschaft, Schulleitungen und Schulbehörden
diskutieren. Einen Hinweis, wie sie den Spagat bewältigen will, könnten ihre
Ausführungen zur Frühförderung geben. Dort erwähnte sie das Projekt «Zeppelin»,
bei dem speziell belastete Familien zu Hause besucht werden. Dafür seien eine
private Trägerschaft und eine Finanzierung über Stiftungen gefunden worden.
Trotz
Spardruck seien aber weiterhin Investitionen in den Bildungsbereich geplant,
fuhr die Regierungsrätin fort, beispielsweise zwei neue Mittelschulen an den
Zürichseeufern. Auf der rechten Seeseite sei nun ein Standort gefunden, der
aber noch nicht spruchreif sei.
Sie
sei sehr glücklich, mit der Bildungsdirektion ihre Wunschdirektion erhalten zu
haben, sagte Steiner. Ihre Rolle sehe sie primär als Dienstleisterin. Im Dialog
mit allen Beteiligten des Bildungswesens geeignete Lösungen zu finden,
bezeichnete sie als ihr Credo.
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