Man
wird den Eindruck nicht los, dass die Luzerner Regierung Augen und Ohren verschliesst,um am gescheiterten Fremdsprachenkonzept nichts ändern zu müssen. Statt mutig
eine Vorreiterrolle im eskalierenden Sprachenstreit zu übernehmen, verschanzt
man sich hinter fragwürdigen politischen Argumenten und hofft, juristisch die
Fremdspracheninitiative noch vor einer Volksabstimmung beerdigen zu können.
Doch damit ist das pädagogische Problem überhaupt nicht gelöst.
Leserbrief von Hanspeter Amstutz, 26.9.
Die
Spatzen pfeifen es von den Dächern: Das frühe Lernen von zwei Fremdsprachen mit
nur zwei Wochenstunden pro Sprache ist ineffizient und führt zu einem Abbau bei
andern wesentlichen Fächern. Herrschte bei den Bildungsplanern vor zehn Jahren
noch Fremdspracheneuphorie, so ist heute fast in allen Kantonen heftige
Opposition gegen ein überfrachtetes Sprachenprogramm entstanden. Die treibenden
Kräfte für eine Reform des untauglichen Sprachenkonzepts sind nicht die
Bildungsplaner. Es sind die sprachlich gut ausgebildeten Primarlehrpersonen der
Mittelstufe, die sich ernsthaft fragen, ob die Primarschule nicht noch ganz
andere Aufgaben habe, als allen Kindern möglichst früh drei Sprachen zu
vermitteln. Kaum die Hälfte der Schüler schafft es, in beiden Fremdsprachen auf
einen grünen Zweig zu kommen. Dafür
weisen zu viele Schüler erhebliche Defizite im vernachlässigten Realienbereich
und im Deutsch auf.
Mit
den sprachenpolitischen Vorstellungen der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz
(EDK) stimmt der Entscheid der Luzerner Regierung voll überein. Aber dies macht
die Sache pädagogisch gesehen kein bisschen besser. Bei der EDK weicht man der hoch
aktuellen Frage der Effizienz des frühen Sprachenlernens und der belastenden
Nebenwirkungen auf den Schulbetrieb beharrlich aus. Politische Überlegungen
drängen pädagogisch überzeugendere Sprachenkonzepte völlig in den Hintergrund. Die
Zeche dafür bezahlen die Kinder.
Es
ist absurd, wenn das Harmos-Konkordat nun als Bollwerk gegen eine notwendige
Korrektur einer Fehlentwicklung deklariert wird. Statt das Konkordat im Bereich
der Fremdsprachen so anzupassen, dass eine bessere Staffelung des
Fremdsprachenunterrichts möglich wird, droht man juristisch gegen unbotmässige
Kantone vorzugehen. Dabei weiss man heute, dass Jugendliche Fremdsprachen auf
der Oberstufe mit analytischen Methoden schneller lernen und am Ende der
Schulzeit die im Harmosvertrag vorgegebenen Bildungsziele voll erreichen
können.
Die
schon fast panische Angst vor einer Isolation des Kantons in der Sprachenfrage
ist ein schlechter Ratgeber für eine starke Schule. Es braucht den Druck der pädagogischen
Vernunft, um auf der Stufe der EDK Bewegung in die verfahrene Situation zu
bringen. Die Luzerner Fremdspracheninitiative weist den Weg für eine
konstruktive Lösung und verdient es, dem Volk vorgelegt zu werden.
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