26. September 2015

Luzern: Pädagogischer Druck ist vonnöten

Man wird den Eindruck nicht los, dass die Luzerner Regierung Augen und Ohren verschliesst,um am gescheiterten Fremdsprachenkonzept nichts ändern zu müssen. Statt mutig eine Vorreiterrolle im eskalierenden Sprachenstreit zu übernehmen, verschanzt man sich hinter fragwürdigen politischen Argumenten und hofft, juristisch die Fremdspracheninitiative noch vor einer Volksabstimmung beerdigen zu können. Doch damit ist das pädagogische Problem überhaupt nicht gelöst.
Leserbrief von Hanspeter Amstutz, 26.9.

Die Spatzen pfeifen es von den Dächern: Das frühe Lernen von zwei Fremdsprachen mit nur zwei Wochenstunden pro Sprache ist ineffizient und führt zu einem Abbau bei andern wesentlichen Fächern. Herrschte bei den Bildungsplanern vor zehn Jahren noch Fremdspracheneuphorie, so ist heute fast in allen Kantonen heftige Opposition gegen ein überfrachtetes Sprachenprogramm entstanden. Die treibenden Kräfte für eine Reform des untauglichen Sprachenkonzepts sind nicht die Bildungsplaner. Es sind die sprachlich gut ausgebildeten Primarlehrpersonen der Mittelstufe, die sich ernsthaft fragen, ob die Primarschule nicht noch ganz andere Aufgaben habe, als allen Kindern möglichst früh drei Sprachen zu vermitteln. Kaum die Hälfte der Schüler schafft es, in beiden Fremdsprachen auf einen grünen Zweig zu kommen.  Dafür weisen zu viele Schüler erhebliche Defizite im vernachlässigten Realienbereich und im Deutsch auf.

Mit den sprachenpolitischen Vorstellungen der Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) stimmt der Entscheid der Luzerner Regierung voll überein. Aber dies macht die Sache pädagogisch gesehen kein bisschen besser. Bei der EDK weicht man der hoch aktuellen Frage der Effizienz des frühen Sprachenlernens und der belastenden Nebenwirkungen auf den Schulbetrieb beharrlich aus. Politische Überlegungen drängen pädagogisch überzeugendere Sprachenkonzepte völlig in den Hintergrund. Die Zeche dafür bezahlen die Kinder.

Es ist absurd, wenn das Harmos-Konkordat nun als Bollwerk gegen eine notwendige Korrektur einer Fehlentwicklung deklariert wird. Statt das Konkordat im Bereich der Fremdsprachen so anzupassen, dass eine bessere Staffelung des Fremdsprachenunterrichts möglich wird, droht man juristisch gegen unbotmässige Kantone vorzugehen. Dabei weiss man heute, dass Jugendliche Fremdsprachen auf der Oberstufe mit analytischen Methoden schneller lernen und am Ende der Schulzeit die im Harmosvertrag vorgegebenen Bildungsziele voll erreichen können.


Die schon fast panische Angst vor einer Isolation des Kantons in der Sprachenfrage ist ein schlechter Ratgeber für eine starke Schule. Es braucht den Druck der pädagogischen Vernunft, um auf der Stufe der EDK Bewegung in die verfahrene Situation zu bringen. Die Luzerner Fremdspracheninitiative weist den Weg für eine konstruktive Lösung und verdient es, dem Volk vorgelegt zu werden.

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