27. September 2015

"Liebgewordenes loslassen"

Angesichts des Spardrucks in den Kantonen müsse man Liebgewordenes loslassen, findet Christian Amsler, Präsident der D-EDK und Verantwortlicher für die Einführung des Lehrplans 21. 
"Die Zahlen bewegen sich in einer neuen Dimension", NZZaS, Interview mit Christian Amsler, 27.9. von Katharina Bracher


Die Kantone sprechen angesichts der Sparmassnahmen von Ressourcenbündelung, die Lehrer von Abbau. Was trifft zu?
Bis zu einem gewissen Grad handelt es sich um einen Abbau. Die Zahlen bewegen sich in einer ganz neuen Dimension. Vor Jahren noch wurde die Bildung nur im Notfall angetastet. Das schmerzt mein Pädagogenherz.

Was ist heute anders?
Die Kosten in anderen Bereichen, denken Sie an das Sozial- und Gesundheitswesen, steigen unaufhaltsam. Darum muss es überall einen Abbau geben.

Die Lehrer sagen, es sei bereits viel gespart worden. Noch mehr sei nicht vertretbar, da sich die Unterrichtsqualität sonst verschlechtere.
Seien wir ehrlich. Das Bildungswesen wurde in den letzten Jahren in allen Kantonen auch stark ausgebaut. Jetzt müssen wir Liebgewonnenes loslassen. Ich denke etwa an die Berufswahlangebote.

Gespart wird, indem Klassen vergrössert und Lektionen gekürzt werden. Das wirkt sich auf den einzelnen Schüler aus. 
Das ist der Hebel schlechthin, wenn man sparen muss. Grössere Klassen heisst, dass man Lehrer einspart. Es hat unzählige Landgemeinden, die ganz kleine Klassen haben. Interkommunale Kooperation kann das lösen. So braucht es auch keine Lektionenkürzungen, welche die Unterrichtsqualität beeinträchtigen.

Wie gross darf eine Klasse sein?
Die optimale Grösse liegt irgendwo gefühlt bei 20 Kindern. Das ist wohl auch aus wirtschaftlicher Sicht das Optimum. Wichtig ist aber, dass nicht nur bei der Volksschule gespart wird.

Bleiben die Hochschulen vom Sparkurs verschont?
Jedenfalls könnte dort noch mehr eingespart werden. Denn der Tertiärbereich ist in den letzten Jahrzehnten stärker gewachsen als die Volksschule. Auch die Hochschulen sollen sparen müssen.

Und wo sollen sie sparen?

Das müssen deren Leitungen sagen. Aber es gibt gerade in der Lehre Potenzial, etwa indem man die Studierendenzahlen besser steuert und massvoll Gebühren erhöht. 

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