Mit rund 100 Millionen Franken will der
Bundesrat Kantone und Gemeinden zu Tarifsenkungen bei Tagesschulen animieren
und den Weg zu umfassenderen Angeboten ebnen. Die Vorlage ist in der
Vernehmlassung.
Gelder für günstigere Tagesschulen, NZZ, 19.9.
Dem Bund sind in der Familienpolitik Grenzen gesetzt. Er muss sich
damit begnügen, Massnahmen von Dritten - Kantonen, Gemeinden und privaten
Organisationen - zu unterstützen. Der Familienartikel hätte dies geändert,
scheiterte jedoch 2013 an der Urne. Im Mai hatte der Bundesrat eine
Auslegeordnung seiner Optionen in der Familienpolitik gemacht. Mit der
Förderung der familienexternen Kinderbetreuung konzentriert er sich auf das
politisch Machbare. Am Freitag hat er seine Vorstellungen dazu präzisiert und
in die Vernehmlassung geschickt.
Mütter an die Arbeit
Ziel ist es, die Vereinbarkeit von Familie und Erwerbstätigkeit zu
fördern - speziell auch für Frauen. Trotz Fortschritten beim Angebot würden die
hohen Kosten für die Betreuung ausserhalb der Familie vor allem die Mütter vom
Arbeiten abhalten. Für ein verheiratetes Paar mit zwei Vorschulkindern beträgt
der Nettoanteil (nach Abzug der Steuerersparnis) am Bruttoeinkommen zwischen 13
und 21 Prozent. Dieses Beispiel aus dem Bericht zur Vernehmlassung ist
gerechnet für eine Krippenbetreuung von dreieinhalb Tagen pro Woche. In
ausländischen Vergleichsregionen liege dieser Anteil zwischen 3 und 6 Prozent.
Der Bundesrat möchte, dass Kantone und Gemeinden mehr Mittel in
die familienergänzende Kinderbetreuung investieren - vor allem für
schulpflichtige Kinder. Erreichen will er dies, indem er seine Subventionen vom
zusätzlichen Engagement der Kantone und Gemeinden und allenfalls auch der
Arbeitgeber abhängig macht. Die Unterstützung des Bundes ist auf drei Jahre
beschränkt und sinkt jedes Jahr. Im ersten Jahr übernimmt der Bund 65, im
zweiten 35 und im dritten 10 Prozent der zusätzlichen Subventionen. Mit der
sinkenden Beteiligung soll das Risiko verkleinert werden, dass sich Kantone und
Gemeinden nach drei Jahren wieder zurückziehen. Im Schnitt der drei Jahre beteiligt
sich der Bund mit 37 Prozent.
Die neue Finanzhilfe soll während acht Jahren verfügbar sein. Der
Bundesrat rechnet mit Kosten von 82,5 Millionen Franken für den Bund. Er geht
von einem Anstieg der kantonalen und kommunalen Subventionen von 10 Prozent aus
- auf Basis der heute schweizweit gewährten Unterstützung von 750 Millionen
Franken.
In jenen neun Kantonen, die heute Krippen und Tagesschulen nicht
unterstützen, können sich die Gemeinden ebenfalls um die zusätzlichen
Bundesgelder bewerben. Der Kanton muss dazu beim Bund ein Gesuch einreichen.
Projekte mit
Beispielcharakter
Maximal 15 Millionen der insgesamt 100 Millionen Franken sind zur
Unterstützung von Projekten reserviert, welche das Betreuungsangebot besser auf
die Bedürfnisse von erwerbstätigen Eltern abstimmen. Oft haben Eltern Mühe,
Randzeiten und Schulferien abzudecken. Solche Projekte sollten
Beispielcharakter haben.
Die
Vernehmlassung läuft bis Ende Januar 2016. Die Botschaft ist vor der
Sommerpause 2016 geplant. Stimmt das Parlament der Finanzhilfe zu, können die
Gesetzesänderungen Mitte 2017 oder Anfang 2018 in Kraft treten.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen