Andernorts nationale Ikonen, hier eher diskret: Schulbusse, Bild: Postauto
Je lateinischer die Region, desto verbreiteter ist der Schulbus, NZZ, 10.8. von Paul Schneeberger
Anderswo sind sie nationale Ikonen, hierzulande
führen sie eine diskrete Existenz, aber in diesen Tagen, in denen die
Sommerferien zu Ende gehen, nehmen sie überall ihre Fahrten wieder auf:
Schulbusse, die nur Schüler transportieren. Tendenziell nehmen kollektive
Transporte von Schülern zu, weil Schulen zusammengelegt oder zentralisiert
werden. Auch die freie Wahl von weiterführenden Bildungsinstitutionen fördert
die Mobilität der Eleven.
In der Region Murten im Kanton Freiburg beginnt
diesbezüglich bis zum Fahrplanwechsel im Dezember ein Übergangsregime. Nur noch
bis zum Fahrplanwechsel im Dezember werden dort die Oberstufenschüler aus
umliegenden Gemeinden mit speziellen Schulbussen transportiert. Ende Jahr
werden sie auf reguläre Linienbusse umsteigen. Durch diese Umlagerung von rund
1000 Schülern kann das Angebot im Linienverkehr in Murten und Umgebung
ausgebaut werden, sagt Philipp Wieland, dessen Unternehmen mit
Schülertransporten in den letzten 30 Jahren gross geworden ist.
Kleinste Busse lizenzfrei
Für Wielands Firma ist das eine Herausforderung,
obwohl sie schon länger auch ordentliche Kursfahrten für Postauto Schweiz und
die freiburgischen Verkehrsbetriebe ausführt. Anlass für diese Abkehr vom
blossen Schulbus ist die Erkenntnis, dass Schülertransporte eine Stütze für den
öffentlichen Verkehr sein können, sowie die Tatsache, dass sich der Kanton
Freiburg bis 2018 aus der Finanzierung der Schulbusse zurückzieht. Sosehr das
neue Regime dem öffentlichen Verkehr in Murten und Umgebung Schub gibt, indem sein
Netz ausgebaut und seine Fahrpläne verdichtet werden können, so sehr reduziert
es die Flexibilität der Schüler.
Unter anderem gibt es Gemeinden, in denen diese
künftig über Mittag nicht mehr nach Hause zurückkehren können. Das sorgt bei
Eltern für Ärger. Sie kritisieren die Verschmelzung von Schüler- und
Linienverkehr als Einführung einer Tagesschule durch die Hintertüre und
brandmarken die Mehrausgaben, die für die Verpflegung in der Schulkantine statt
zu Hause anfallen.
Während Transporte von Schülern zunehmen, lässt
sich in Bezug auf die Art und Weise, wie diese abgewickelt werden, kaum ein
Trend erkennen. Allenfalls gibt es Unterschiede zwischen den Landesteilen, wie
man bei Postauto Schweiz feststellt. Die nationale Nummer eins unter den
Busunternehmen konstatiert in der lateinischen Schweiz eine höhere Nachfrage
nach Fahrten, die ausschliesslich für Schüler durchgeführt werden.
Postauto Schweiz hat sein Engagement auf diesem
Feld Ende letzten Jahres ausgebaut. In der Westschweiz und im Tessin sind Netze
und Fahrpläne des regulären öffentlichen Verkehrs oft nicht so dicht wie in der
Deutschschweiz. Mit 62 Chauffeuren und 15 Aushilfen transportieren gelbe
(Klein-)Busse von Postauto Schweiz pro Woche 40 000 Schüler in 48 Schulhäuser
in der französischen Schweiz ohne Wallis. Landesweit ist etwas mehr als die
Hälfte der in gelben Wagen der Post beförderten 8,2 Millionen Schüler in
exklusiv für sie verkehrenden Bussen unterwegs. Während spezifische Schulbusse
nach massgeschneiderten Fahrplänen unterwegs sind, bedingt der Schülertransport
in Kursfahrten Anpassungen der Schulzeiten an den allgemeinen Fahrplan.
Laufleistungen von nur als Schulbussen eingesetzten
Fahrzeugen betragen gemäss Philipp Wieland mit 30 000 Kilometern pro Jahr rund
ein Drittel der aufsummierten Strecke, die ein Linienbus zurücklegt. Anders als
im Linienverkehr, wo eine eidgenössische Konzession Voraussetzung für den
Betrieb ist, können Schulbusse mit bis zu neun Sitzplätzen ohne behördliche
Bewilligung verkehren. Werden grössere Fahrzeuge eingesetzt, ist eine kantonale
Bewilligung nötig.
Bis zu 70 Prozent Schüler
Deutschschweizer Kantone und ihre Gemeinden setzen
schon länger auf die Strategie, die neu nun auch die Region Murten im
gemischtsprachigen Kanton Freiburg verfolgt: Sowohl im ländlichen Graubünden
wie im urbanisierten Zürich gilt der Grundsatz, dass Schüler mit regulären
Kursen transportiert werden sollen. Dabei schwankt der Anteil der Schüler an
den Passagieren je nach Linie. In Agglomerationen ist dieser klein, in
peripheren Regionen kann er bis zu 70 Prozent betragen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen