6. August 2015

Mehr Geld für Klassenhilfen

Rund 10'000 Kinder beginnen in den nächsten Tagen im Kanton Bern ihre obligatorische Schulzeit mit dem Eintritt in den Kindergarten. Dazu sollen die Klassenhilfen besser unterstützt werden.
Budget für Klassenhilfen wird erhöht, Berner Zeitung, 6.8. 


Für rund 10'000 Kinder startet in den nächsten Tagen die obligatorische Schulzeit mit dem Eintritt in den Kindergarten. Im vergangenen Schuljahr konnten Schulen erste Erfahrungen mit Klassenhilfen sammeln, wie die bernische Erziehungsdirektion am Donnerstag mitteilte.
Vor allem das erste Quartal erweist sich oft als schwierig, weil nicht alle Kinder auf dem gleichen Entwicklungsstand sind. Manche können noch nicht allein zur Toilette gehen, andere müssen lernen, erstmals in einer grösseren Gruppe zurecht zu kommen. Und wieder andere haben Ideen, die sie mit anderen Kindern umsetzen wollen.
Für die Kindergartenlehrpersonen ist dies eine besonders fordernde Zeit. Im neuen Schuljahr sollen darum alle bernischen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner, die dies möchten, Zugang zu einem Hilfsangebot, namentlich zu einer Klassenhilfe, haben.
Ein Klassenhilfe arbeitet durchschnittlich sechs Stunden pro Woche in einer Klasse und unterstützt die Lehrperson in verschiedensten Belangen, die nicht direkt den Unterricht betreffen.
Als Klassenhilfen können Personen mit oder ohne pädagogische Vorkenntnisse eingesetzt werden. Die Verantwortung für den Unterricht trägt aber immer noch die Lehrperson. Klassenhilfen werden im Stundenlohn angestellt und verdienen 30 Franken pro Stunde.
Keine «Dumpingkindergärtnerinnen»
Die Stellen sind befristet, denn der Kanton Bern wolle schliesslich «keine ‹Dumpingkindergärtnerinnen› einführen», wie Erwin Sommer, Vorsteher des Amtes für Kindergarten, Volkschule und Beratung, am Donnerstag vor den Medien in Bern sagte.
Im vergangenen Jahr testete der Kanton Bern solche Klassenhilfen in einem Pilotprojekt. Die Rückmeldungen seien positiv ausgefallen, zog Erziehungsdirektor Bernhard Pulver Bilanz.
Von den rund 10'000 verfügbaren Stunden für Klassenhilfen wurden letztes Jahr mehr als 9000 ausgeschöpft. Nun soll die Stundenzahl verdoppelt werden.
Schwierigkeiten, die nötigen Klassenhilfen zu finden, dürfte es keine geben. Schon im Pilotprojekt habe man viele Interessenten nicht berücksichtigen können, hiess es von Seiten der Erziehungsdirektion.
Chancengleichheit verbessern
Die frühe Förderung der Kinder sei dem Kanton Bern wichtig, führte Pulver aus. So liessen sich soziale Unterschiede abfedern. Mit der Einführung des zweijährigen Kindergartens und der Möglichkeit der Schulen, Basisstufen zu führen, hätten alle Kinder mehr Chancen auf gute Bildung, verwies Pulver auf bisher Erreichtes im Kanton Bern.
Neben den Klassenhilfen verfügt der Kanton Bern über weitere Möglichkeiten, um die Lehrkräfte zu unterstützen. Bewährt haben sich nach Angaben der Erziehungsdirektion auch die SOS-Lektionen. Sie sind namentlich für Klassen gedacht, in denen es aufgrund der Zusammensetzung, oder weil einzelne Kinder erhöhten Förderungsbedarf haben, eine weitere Lehrkraft braucht.
Für diese Massnahmen, inklusive der Klassenhilfen, hat der Kanton Bern rund 1,6 Millionen Franken zur Verfügung. Für die Klassenhilfen hat er das Budget um das Doppelte auf 600'000 Franken aufgestockt.
Senioren im Klassenzimmer
Grosse Beachtung findet ein Generationenprojekt der Pro Senectute. Seniorinnen und Senioren verbringen regelmässig, während des ganzen Schuljahres, freiwillig zwei bis vier Stunden pro Woche in einer Klasse und übernehmen ihren Fähigkeiten entsprechend Aufgaben. Im Kanton Bern sind über 350 Seniorinnen und Senioren in Schulen und Kindergärten aktiv.
Ihnen dürfte die Arbeit nicht so schnell ausgehen, denn Erziehungsdirektor Pulver konnte schliesslich auch noch vermelden, dass vor allem in den Städten und Agglomerationen die Schülerzahlen steigen. In den letzten vier Jahren nahm die Zahl der Kindergartenkinder im Kanton Bern um rund 20 Prozent zu.


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