Budget für Klassenhilfen wird erhöht, Berner Zeitung, 6.8.
Für rund
10'000 Kinder startet in den nächsten Tagen die obligatorische Schulzeit mit
dem Eintritt in den Kindergarten. Im vergangenen Schuljahr konnten Schulen
erste Erfahrungen mit Klassenhilfen sammeln, wie die bernische Erziehungsdirektion
am Donnerstag mitteilte.
Vor allem das erste
Quartal erweist sich oft als schwierig, weil nicht alle Kinder auf dem gleichen
Entwicklungsstand sind. Manche können noch nicht allein zur Toilette gehen,
andere müssen lernen, erstmals in einer grösseren Gruppe zurecht zu kommen. Und
wieder andere haben Ideen, die sie mit anderen Kindern umsetzen wollen.
Für die
Kindergartenlehrpersonen ist dies eine besonders fordernde Zeit. Im neuen
Schuljahr sollen darum alle bernischen Kindergärtnerinnen und Kindergärtner,
die dies möchten, Zugang zu einem Hilfsangebot, namentlich zu einer
Klassenhilfe, haben.
Ein Klassenhilfe
arbeitet durchschnittlich sechs Stunden pro Woche in einer Klasse und
unterstützt die Lehrperson in verschiedensten Belangen, die nicht direkt den
Unterricht betreffen.
Als Klassenhilfen können
Personen mit oder ohne pädagogische Vorkenntnisse eingesetzt werden. Die
Verantwortung für den Unterricht trägt aber immer noch die Lehrperson.
Klassenhilfen werden im Stundenlohn angestellt und verdienen 30 Franken pro
Stunde.
Keine
«Dumpingkindergärtnerinnen»
Die Stellen sind
befristet, denn der Kanton Bern wolle schliesslich «keine
‹Dumpingkindergärtnerinnen› einführen», wie Erwin Sommer, Vorsteher des Amtes
für Kindergarten, Volkschule und Beratung, am Donnerstag vor den Medien in Bern
sagte.
Im vergangenen Jahr
testete der Kanton Bern solche Klassenhilfen in einem Pilotprojekt. Die
Rückmeldungen seien positiv ausgefallen, zog Erziehungsdirektor Bernhard Pulver
Bilanz.
Von den rund 10'000
verfügbaren Stunden für Klassenhilfen wurden letztes Jahr mehr als 9000
ausgeschöpft. Nun soll die Stundenzahl verdoppelt werden.
Schwierigkeiten, die
nötigen Klassenhilfen zu finden, dürfte es keine geben. Schon im Pilotprojekt
habe man viele Interessenten nicht berücksichtigen können, hiess es von Seiten
der Erziehungsdirektion.
Chancengleichheit
verbessern
Die frühe Förderung der
Kinder sei dem Kanton Bern wichtig, führte Pulver aus. So liessen sich soziale
Unterschiede abfedern. Mit der Einführung des zweijährigen Kindergartens und
der Möglichkeit der Schulen, Basisstufen zu führen, hätten alle Kinder mehr
Chancen auf gute Bildung, verwies Pulver auf bisher Erreichtes im Kanton Bern.
Neben den Klassenhilfen
verfügt der Kanton Bern über weitere Möglichkeiten, um die Lehrkräfte zu
unterstützen. Bewährt haben sich nach Angaben der Erziehungsdirektion auch die
SOS-Lektionen. Sie sind namentlich für Klassen gedacht, in denen es aufgrund
der Zusammensetzung, oder weil einzelne Kinder erhöhten Förderungsbedarf haben,
eine weitere Lehrkraft braucht.
Für diese Massnahmen,
inklusive der Klassenhilfen, hat der Kanton Bern rund 1,6 Millionen Franken zur
Verfügung. Für die Klassenhilfen hat er das Budget um das Doppelte auf 600'000
Franken aufgestockt.
Senioren
im Klassenzimmer
Grosse Beachtung findet
ein Generationenprojekt der Pro Senectute. Seniorinnen und Senioren verbringen
regelmässig, während des ganzen Schuljahres, freiwillig zwei bis vier Stunden
pro Woche in einer Klasse und übernehmen ihren Fähigkeiten entsprechend
Aufgaben. Im Kanton Bern sind über 350 Seniorinnen und Senioren in Schulen und
Kindergärten aktiv.
Ihnen dürfte die Arbeit
nicht so schnell ausgehen, denn Erziehungsdirektor Pulver konnte schliesslich
auch noch vermelden, dass vor allem in den Städten und Agglomerationen die
Schülerzahlen steigen. In den letzten vier Jahren nahm die Zahl der
Kindergartenkinder im Kanton Bern um rund 20 Prozent zu.
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