Das Basler Schulsystem - nur die Hälfte spricht Deutsch, Basler Zeitung, 12.8. von Nadine Felber
Der Zahlenspiegel 2015 kann hier abgerufen werden.
Die Basler
Schulen sind im Umbruch. Aufgrund des Harmos-Konkordats gibt es seit 2013 sechs
statt ursprünglich vier Primarschuljahre und die Orientierungsschule wird nach
und nach aufgegeben. Im Schuljahr 2017/2018 soll der Übergang komplett
vollzogen sein. Basel wird dann ein Schulsystem eingeführt haben, welches
bereits von 20 anderen Kantonen genutzt wird. Jedes Jahr veröffentlicht das
Basler Erziehungsdepartament eine Statistik, in der sämtlichen Bildungsrelevanten
Angaben gesammelt werden. Bezüglich des Systemwechsels scheint es keine
Probleme zu geben, doch andere Zahlen erwecken durchaus Aufmerksamkeit.
Das fängt schon bei den
Kleinsten an. Jedes 10. Kind in einer Basler Spielgruppe ist nicht im Stadtkanton
wohnhaft. Über ein Drittel der Kinder ist nur aufgrund des eingeführten
Spielgruppenobligatoriums angemeldet, welches die Deutsche Sprache fördern
soll. Dies scheint offenbar ein kluger Schritt gewesen zu sein, kommen doch 41%
der Kinder aus einem Haushalt, in dem nur wenig Deutsch gesprochen wird.
Im Kindergarten zeichnet
sich ein ähnliches Bild. Über die Hälfte der Mädchen und Jungen sprechen eine
andere Muttersprache als Deutsch. 62 Prozent von ihnen haben aber die Schweizer
Staatsbürgerschaft. Diese Zahlen bestätigen sich auch in den Primarschulen.
Erfolgsversprechend
Trotz der erschwerten
Bedingungen für nicht-deutsche Muttersprachler schaffen 91 Prozent der
Primarschüler die bisherigen vier Klassen in den geplanten vier Jahren. Drei
Prozent sind damit sogar schneller fertig, sechs von hundert brauchen etwas
länger.
Für diejenigen Kinder,
die aufgrund ihrer Kompetenzen spezielle Betreuung in der Schule benötigen,
gibt es weniger Plätze in Sonderklassen. Dies ist aber auf die Tatsache
zurückzuführen, dass solche besonderen Schüler heute vermehrt in Regelklassen
untergebracht werden, um deren Integration zu fördern.
Auch bei Gap, das
Jugendlichen mit Problemen den Übertritt ins Berufsleben erleichtert, zieht man
positive Bilanz. 55 Prozent der Teilnehmenden sind Männer, 78 Prozent sind in
der Schweiz geboren. Bei Beginn des Programms haben nur 14 Prozent eine erfolgsversprechende
Prognose, nach dessen Ende sind es über 43 Prozent.
Grosse
Unterschiede
Nach Abschluss der
Schulzeit stehen den Kindern mehrere Möglichkeiten offen. Etwa 40 Prozent von
ihnen traten 2014/2015 ans Gymnasium über. Das sind 5 Prozent mehr als im Vorjahr.
Knapp 28 Prozent nutzen ein Brückenangebot. Die beiden Alternativen weisen
deutliche Diskrepanzen auf. Am Gymnasium haben 84 Prozent der Schüler die
Schweizer Staatsbürgerschaft und lediglich noch 28 Prozent eine andere
Muttersprache als Deutsch. Dem gegenüber steht ein Fremdsprachler-Anteil von
fast 80 Prozent, und nur knapp 40 Prozent mit Schweizer Staatenzugehörigkeit
bei den Brückenangeboten. Dort sinkt der Frauenanteil auch auf 47 Prozent
während die Mädchen an den Gymnasien mit 55 Prozent übervertreten sind.
19 Prozent der
Jugendlichen treten nach der obligatorischen Schulzeit direkt eine Lehre an.
Auch die Berufsmaturität wird immer beliebter, in diesem Jahr verzeichnete der
Zuwachs 40 Prozent, verglichen mit 2009. Dabei fällt auf, dass sie eine
Männerdomäne zu sein scheint. Nur 37 Prozent der Abschlüsse werden von Frauen
gemacht. Über die Hälfte der Absolventen ist im kaufmännischen Bereich tätig.
Wachsende
Nachfrage
An den
Fachmaturitätsschulen sieht es wieder anders aus. Dort gibt es überdeutlich
mehr Mädchen, die eine Zweidrittel-Mehrheit stellen. Allerdings sinkt die
Gesamtzahl der Schüler seit Jahren kontinuierlich. 82 Prozent davon sind
Schweizer.
Insgesamt lässt sich
über alle Alterstufen hinweg ein Zuwachs fesstellen. Es gibt nicht nur 200
Primarschüler mehr als im Vorjahr, auch die Uni Basel und die Fachhochschule
Nordwestschweiz haben deutlich zugelegt. Dort werden über 1000, beziehungsweise
2000 mehr Studenten unterrichtet als noch vor fünf Jahren. Der Ausländeranteil
blieb dabei allerdings konstant. Rund 20 Prozent der Studierenden an der Uni
Basel kommen aus dem Ausland, 36 Prozent aus den beiden Basel und 36 Prozent
aus der restlichen Schweiz. Basel scheint als Stadt der tertiären Bildung
weiterhin hoch im Kurs zu sein.
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