23. Juni 2015

Hotel statt Massenlager

Rudimentäre Einrichtung, Massenschlag und Ämtliplan: Typische Schullager werden immer seltener, weil Lehrer Hotels buchen. Doch das liegt nicht an verwöhnten Schülern.





Hotel mit Vollpension und Pool: Immer weniger freiwillige Helfer. Bild: Sporthotel Knobelboden

Lehrer wählen Drei-Sterne-Hotels für Schullager, 20 Minuten, 22.6. 


Zwölfjährige Schülerinnen und Schüler untergebracht in schönen Doppel- und Viererzimmern, Vollpension inklusive: Das sei im Sporthotel Knobelboden kein seltenes Bild, berichtet die «Aargauer Zeitung». Das koste pro Schüler 49 Franken pro Nacht. Anders als in den Lagerhäusern müssen die jungen Gäste hier kaum mit anpacken. «Sie müssen am Morgen nur ihre Betten machen und nach dem Essen den Tisch abräumen», sagt die Geschäftsführerin des Hotels zur Zeitung.
Formularende
Der Anteil der Gruppen – Schulklassen oder Sport-Junioren –, die statt in einem Gruppenhaus im Hotel logieren, nimmt laut «Aargauer Zeitung» stetig zu: Derzeit sind es laut der Vermittlungsplattform Groups.ch knapp 20 Prozent. Bei den Schulklassen alleine derzeit 16 Prozent – mit klar steigender Tendenz.
Zu wenige freiwillige Helfer
Der Trend habe nichts damit dazu, dass die Schülern verwöhnt wären, sagt Ole Rauch von der Schneesportinitiative, einem vom Bundesamt für Sport und vom Lehrerverband unterstützten Verein: Die Lehrer hätten immer grössere Schwierigkeiten, Lager im gewohnten Stil durchzuführen, weil «freiwillige Co-Leiter, Betreuer und Helfer, die die Kinder ins Lager begleiten und etwa beim Kochen mithelfen», Mangelware seien. Jürg Brühlmann, Leiter Pädagogik beim Schweizer Lehrerverband, nennt einen weiteren möglichen Grund: «Viele Gemeinden haben bereits vor geraumer Zeit damit begonnen, die gemeindeeigenen Gruppenunterkünfte in den Ferienregionen abzustossen.»
Womöglich hätten Zivildienstleistende Abhilfe schaffen und die Lehrer bei der Organisation und Durchführung von Schullagern unterstützen können. Der Bundesrat wollte, dass Zivildienstleistende auch für Schulen Einsätze leisten können. Die bürgerliche Mehrheit im Nationalrat lehnte diese Änderung des Zivildienstgesetzes Anfang Mai 2015 allerdings ab.


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