Welche Schulsprachen in Graubünden? Martin Jäger verteidigt das geltende Konzept, Bild: Südostschweiz
Eine Englischlektion mehr für Schüler aus Italienischbünden, Südostschweiz, 22.5. von Denise Alig
Die Regierung will, dass
die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Sprachregionen des Kantons im
Sprachunterricht bezüglich Englisch gleich stark belastet werden.» Mit diesen
Worten begründete Regierungspräsident Martin Jäger gestern auf Anfrage die
Erhöhung der Anzahl Lektionen an italienischsprachigen Real- und Sekundarschulen.
Demgegenüber sei noch vor seiner Amtszeit im Einvernehmen mit den
Schulinspektoren der italienischsprachigen Bezirke vereinbart worden, dass die
Real- und Sekundarschüler in Italienischbünden eine Lektion weniger Englisch
hätten als ihre gleichaltrigen Kollegen in Romanisch- und Deutschbünden, sagte
Jäger. «Diese Vereinbarung entstand vor der Einführung von Englisch in der
Primarschule», erklärte er. «Man wollte die Schüler offensichtlich nicht
überproportional belasten.» So hiess es, die italienischsprachigen Schüler
müssten für das Erlernen der ersten Fremdsprache Deutsch viel mehr Aufwand
betreiben als etwa die Prättigauer Schüler für das Erlernen von Italienisch als
erster Fremdsprache. Deutsch gut zu beherrschen sei von grösserer Tragweite als
Italienisch zu können, wurde argumentiert. «Um den italienischsprachigen
Schülern entgegenzukommen, wurde damals in der siebten Klasse der Volksschule
eine Lektion Englisch weniger angesetzt», so Jäger.
«Nicht
mehr zeitgemäss»
Erwähnter
Beschluss sei damals gerechtfertigt und auch legal gewesen, betonte der
Erziehungsdirektor. Doch in der heutigen Zeit, die von der Vereinheitlichung
der Lehrpläne und Lernziele in der Schweiz geprägt sei, sei er nicht mehr
zeitgemäss, sagte Jäger. «In diesem Zusammenhang sind der Lehrplan 21, aber
auch die Vereinheitlichung der Lernziele nach dem Englischunterricht an den
Mittelschulen mit dem Advanced-Test sowie die Verwendung des gleichen
Englisch-Lehrmittels in den Kantonen Bern, Basel Stadt, Basel Landschaft,
Freiburg, Solothurn, Wallis und Graubünden zu erwähnen.»
Weiter
verwies Jäger auf die April-Session des Grossen Rates und die Debatte über die
Fremdspracheninitiative. «Ich hatte erwartet, dass in der Debatte darauf
hingewiesen würde, dass die italienischsprachigen Real- und Sekundarschüler
eine Stunde weniger Englisch hätten und dies einer Ungleichbehandlung der
Kantonsteile gleichkomme», erklärte Jäger. Deshalb habe er seinem Departement
schon vor der Grossratsdebatte den Auftrag gegeben, dies zu ändern. «So konnte
ich dem Grossen Rat bereits mitteilen, dass wir das korrigieren», so Jäger.
Vier
Schulen betroffen
Konkret
wird in Italienischbünden ab dem nächsten Schuljahr in der achten Klasse eine
Lektion Englisch mehr erteilt als bisher. Damit ist Italienischbünden laut
Jäger dann auch schon Lehrplan-21-kompatibel. «Betroffen sind die Schulen von
Mesocco, Roveredo, Bregaglia und Poschiavo.» Die Schulverantwortlichen seien
vor kurzer Zeit über die geplante Neuerung informiert worden und hätten positiv
darauf reagiert. Auch organisatorisch-logistisch sei die Änderung problemlos zu
bewerkstelligen, sagte Jäger. «Die erwähnten Schulen bieten die zusätzliche
Englisch-Lektion jetzt schon im Fakultativunterricht an.»
«Betroffen
sind die Schulen von Mesocco, Roveredo, Bregaglia und Poschiavo.»
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