22. Mai 2015

Italienischbündner erhalten zusätzliche Englischlektion

Verkehrte Welt: Da fordert die Sprachorganisation PGI (Pro Grigioni Italiano) pausenlos die Förderung der Landessprachen, lässt Gutachten gegen die Fremdspracheninitiative schreiben, unterstellt den Initianten, sie wollten den Kanton spalten und den Sprachenfrieden gefährden und nun das: Die Regierung sieht sich gezwungen, die Stundentafel anzupassen und den Italienischbündnern eine Lektion mehr Englischunterricht aufzubrummen. Die PGI lässt sich das gerne gefallen, denn schlussendlich soll damit ja die Ungültigkeitserklärung der Fremdspracheninitiative legitimiert werden. Grüsse aus Absurdistan. (uk)




Welche Schulsprachen in Graubünden? Martin Jäger verteidigt das geltende Konzept, Bild: Südostschweiz

Eine Englischlektion mehr für Schüler aus Italienischbünden, Südostschweiz, 22.5. von Denise Alig


Die Regierung will, dass die Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Sprachregionen des Kantons im Sprachunterricht bezüglich Englisch gleich stark belastet werden.» Mit diesen Worten begründete Regierungspräsident Martin Jäger gestern auf Anfrage die Erhöhung der Anzahl Lektionen an italienischsprachigen Real- und Sekundarschulen. Demgegenüber sei noch vor seiner Amtszeit im Einvernehmen mit den Schulinspektoren der italienischsprachigen Bezirke vereinbart worden, dass die Real- und Sekundarschüler in Italienischbünden eine Lektion weniger Englisch hätten als ihre gleichaltrigen Kollegen in Romanisch- und Deutschbünden, sagte Jäger. «Diese Vereinbarung entstand vor der Einführung von Englisch in der Primarschule», erklärte er. «Man wollte die Schüler offensichtlich nicht überproportional belasten.» So hiess es, die italienischsprachigen Schüler müssten für das Erlernen der ersten Fremdsprache Deutsch viel mehr Aufwand betreiben als etwa die Prättigauer Schüler für das Erlernen von Italienisch als erster Fremdsprache. Deutsch gut zu beherrschen sei von grösserer Tragweite als Italienisch zu können, wurde argumentiert. «Um den italienischsprachigen Schülern entgegenzukommen, wurde damals in der siebten Klasse der Volksschule eine Lektion Englisch weniger angesetzt», so Jäger.

«Nicht mehr zeitgemäss»
Erwähnter Beschluss sei damals gerechtfertigt und auch legal gewesen, betonte der Erziehungsdirektor. Doch in der heutigen Zeit, die von der Vereinheitlichung der Lehrpläne und Lernziele in der Schweiz geprägt sei, sei er nicht mehr zeitgemäss, sagte Jäger. «In diesem Zusammenhang sind der Lehrplan 21, aber auch die Vereinheitlichung der Lernziele nach dem Englischunterricht an den Mittelschulen mit dem Advanced-Test sowie die Verwendung des gleichen Englisch-Lehrmittels in den Kantonen Bern, Basel Stadt, Basel Landschaft, Freiburg, Solothurn, Wallis und Graubünden zu erwähnen.»
Weiter verwies Jäger auf die April-Session des Grossen Rates und die Debatte über die Fremdspracheninitiative. «Ich hatte erwartet, dass in der Debatte darauf hingewiesen würde, dass die italienischsprachigen Real- und Sekundarschüler eine Stunde weniger Englisch hätten und dies einer Ungleichbehandlung der Kantonsteile gleichkomme», erklärte Jäger. Deshalb habe er seinem Departement schon vor der Grossratsdebatte den Auftrag gegeben, dies zu ändern. «So konnte ich dem Grossen Rat bereits mitteilen, dass wir das korrigieren», so Jäger.

Vier Schulen betroffen
Konkret wird in Italienischbünden ab dem nächsten Schuljahr in der achten Klasse eine Lektion Englisch mehr erteilt als bisher. Damit ist Italienischbünden laut Jäger dann auch schon Lehrplan-21-kompatibel. «Betroffen sind die Schulen von Mesocco, Roveredo, Bregaglia und Poschiavo.» Die Schulverantwortlichen seien vor kurzer Zeit über die geplante Neuerung informiert worden und hätten positiv darauf reagiert. Auch organisatorisch-logistisch sei die Änderung problemlos zu bewerkstelligen, sagte Jäger. «Die erwähnten Schulen bieten die zusätzliche Englisch-Lektion jetzt schon im Fakultativunterricht an.»
«Betroffen sind die Schulen von Mesocco, Roveredo, Bregaglia und Poschiavo.»


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen