Wem soll man trauen? Pro und contra Lehrplan 21, Bild: Keystone
Lehrplan 21: Und wer hat jetzt recht, Aargauer Zeitung, 25.5. von Hans Fahrländer
Vor
9 Tagen haben 2 Initianten in der AZ ihrer Entrüstung über das Lehrplandokument
Ausdruck verliehen. Und vor 2 Tagen haben 4 Bildungsexperten in der AZ
ihrer Entrüstung über die Initianten Ausdruck verliehen. Und der Laie steht
davor und ist so klug als wie zuvor.
Es
gibt wohl nicht viele Menschen im Aargau, die den Lehrplan 21 schon studiert –
und verstanden – haben. Erstens ist er ziemlich dick (dies ist indes kein
Alleinstellungsmerkmal, heutige Lehrpläne sind zum Teil ähnlich umfangreich).
Vor allem aber: So ein Dokument richtet sich nicht «ans Volk». Sein
Zielpublikum sind die Lehrkräfte.
Der
Lehrplan sagt ihnen, was die ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen am Ende
einer Schulstufe wissen und können müssen. Selbstredend ist es Laien nicht
verboten, ihn zu lesen. Doch beim Interpretieren müssen sie vorsichtig sein.
Ich zum Beispiel gebe es zu: Mich hat das Dokument zum Teil ratlos
hinterlassen. Aber ich muss es ja auch nicht anwenden.
Was
die Sache nicht leichter macht: Das Zielpublikum ist auch gespalten. Es gibt
Lehrerinnen und Lehrer, die voll überzeugt sind vom Lehrplan 21, und solche,
die ihn überhaupt nicht gut finden.
Im
Initiativkomitee finden sich einerseits ebendiese besorgten Lehrkräfte. Daneben
gibt es Initianten, denen es vor allem um die Durchsetzung ihrer eigenen,
konservativen Weltanschauung geht. Sie wünschen sich die Schule zurück, die sie
selbst erlebt haben. Zudem wird die Debatte um den künftigen Lehrplan
aufgeladen mit allerlei bildungspolitischen Sorgen und Wünschen, die mit dem
Dokument nichts zu tun haben.
Es
ist nicht nur verständlich, es ist völlig richtig, wenn sich besorgte Eltern
und Grosseltern um die Rahmenbedingungen der Schule von morgen kümmern. Das
bedingt aber zweierlei: Sie müssen das Dokument, das sie kritisieren, genau
studieren. Und sie müssen neue, unbestrittene Erkenntnisse der Pädagogik in die
Beurteilung miteinbeziehen.
Wenn ich Hans Fahrländer richtig interpretiere, dann findet er es daneben, dass das "unwissende" Volk über so ein Ding wie den LP 21 abstimmen soll. Das Zielpublikum seien ja auch die Lehrkräfte. Doch hier irrt Fahrländer: Von Seiten der Verantwortungsträger wurde immer wieder betont, dass der LP21 gar nicht an die Lehrer gerichtet sei, sondern in erster Linie an die Lehrmittelproduzenten und PH. Die Lehrer gehe das Ganze eigentlich nichts an.
AntwortenLöschen"Sie müssen neue, unbestrittene Erkenntnisse der Pädagogik in die Beurteilung einbeziehen". Welche neuen, unbestrittenen Erkenntnisse meint Fahrländer hier konkret?