Im Kanton Bern Mehrkosten von 9 Millionen pro Jahr, Bild: Fotolia
Nur noch halb so viele Stunden für Medien, Berner Zeitung, 4.4. von Christoph Aebischer
Medien- und
Informatikkenntnisse gehören heute unbestritten zum Bildungsrucksack eines
Jugendlichen. Die Frage, wie viel davon an der Volksschule vermittelt werden
soll, führte im Rahmen des neuen Lehrplans für alle 21Deutschschweizer Kantone
zu einer Kontroverse. Einige Kantone mahnten, die Lehrplanautoren seien zu
ambitiös. Die einst zugrunde gelegten Lektionen wurden nun zusammengestrichen.
Gegenüber der ersten Fassung sind noch knapp halb so viele vorgesehen, wie dem
am Donnerstag veröffentlichten Bericht der Arbeitsgruppe Medien und Informatik
(ICT) zu entnehmen ist.
9
Millionen Franken Mehrkosten
Die extra dafür
eingesetzte Arbeitsgruppe kam zu folgenden Schlüssen: Der Fachbereich
Informatik und Medien soll in der Unterstufe in den normalen Unterricht
integriert und erst ab der fünften Klasse in eigenen Lektionen thematisiert
werden. Anwendungen, also beispielsweise die Nutzung des Programms Excel,
sollen in anderen Fächern geübt werden. Medienpädagogik und klassische
Informatik (beispielsweise das Programmieren) werden dagegen in eigenen
Gefässen stattfinden. Laut Christoph Mylaeus, Geschäftsführer der
Erziehungsdirektorenkonferenz der Deutschschweizer Kantone (D-EDK), kann dies
in Projektwochen oder in Wochenlektionen geschehen. «Die konkrete Ausgestaltung
ist Sache der Kantone.»
Sowohl im Kanton Zürich
wie im Kanton Bern kommen die Neuerungen gut an. Erwin Sommer, Vorsteher des
bernischen Amts für Kindergarten, Volksschule und Beratung, begrüsst die
Aufteilung in den Anwendungsbereich und den Bereich Medienpädagogik und
Informatik. Die vier von der Arbeitsgruppe vorgeschlagenen Jahreslektionen seien
in der Stundentafel vorgesehen. Den definitiven Entscheid dazu fälle das
Parlament Ende Jahr. Die Mehrkosten für die ICT-Lektionen belaufen sich auf 9
Millionen Franken pro Jahr (Kanton und Gemeinden). Die Kosten für Lehrmittel
und Infrastruktur müssen im Kanton Bern die Gemeinden tragen. 17 Gemeinden
hätten sich bereits besorgt an den Kanton gewandt. Man werde mit ihnen das
Gespräch suchen, so Sommer.
Knackpunkt
Lehrmittel
In Zürich lassen sich
die Kosten noch nicht beziffern, wie Martin Wendelspiess, Chef des Zürcher
Volksschulamtes, auf Anfrage schreibt. Das Projekt zur Umsetzung des Lehrplans
21 sei erst Anfang Jahr gestartet worden. Dass Informatik nun einen eigenen Kompetenzbereich
darstelle und Zuständigkeiten klarer geregelt würden, werde die Umsetzung
erleichtern. Knackpunkte für einen erfolgreichen ICT-Unterricht werden die
Ausbildung der Lehrpersonen, die technische Ausstattung der Schulen und das
Lehrmittel sein. Letzteres soll in Zusammenarbeit hergestellt werden, wie die
Arbeitsgruppe ICT vorschlägt. Derzeit befänden sich erst sehr wenige
spezifische Lehrmittel auf dem Markt.
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