Erklärtes
Ziel des Lehrplans 21 ist die Harmonisierung der Bildung zwischen den Kantonen.
Dieser Auftrag ist mit der Verabschiedung des 470-seitigen Lehrplans durch die
Erziehungsdirektorenkonferenz im vergangenen November abgeschlossen worden. Nun
liegt es an den Kantonen, aufgrund der massgebenden Deutschschweizer Vorlage
eigene kantonale Lehrpläne zu erstellen. Doch bereits bei der Einschätzung des
Stellenwerts des Lehrplans 21 für die Zukunft der Volksschule scheiden sich die
Geister.
Aufwändiger Leerlauf oder zukunftsweisende Schulreform? Hanspeter Amstutz, 19.1.
Verschiedene
Volksinitiativen für grundlegend anders konzipierte kantonale Lehrpläne zeigen,
dass in kurzer Zeit eine erhebliche Opposition gegen eine unkritische Übernahme
des Lehrplans 21 entstanden ist. Die Ablehnung des neuen Lehrplans hat
unterschiedliche Gründe. Die einen lehnen ihn ab, weil er ihnen viel zu weit
geht, andere kritisieren das umstrittene
Kompetenzenmodell. Erhebliche Bedenken bestehen auch bei den fehlenden
Jahreszielen und der systematischen Individualisierung der Lernziele. Die
Erziehungsdirektoren selber scheinen sich nicht ganz schlüssig zu sein, welcher
Stellenwert dem Lehrplan zukommen soll. Einmal ist von einem Jahrhundertwerk
die Rede, ein andermal werden die Erwartungen mit Erklärungen gedämpft, dass
der Lehrplan die Schule nur unwesentlich verändern werde.
Die
meisten kantonalen Lehrerkonferenzen und der LCH haben zwar grosse Vorbehalte
gegenüber dem reich befrachteten Bildungsprogramm geäussert. Zudem bemängeln
sie die Tatsache, dass viele Lehrmittel für den geforderten individualisierenden
Unterricht überhaupt noch nicht bereit seien. Die Verbandsspitzen
hoffen dennoch, dass bis zum Zeitpunkt der Umsetzung der kantonalen Lehrpläne
die Probleme gelöst sein werden. Mehrheitlich gehen die Lehrpersonen davon aus,
dass der Lehrplan 21 den Unterricht kaum stark beeinflussen wird. Viele
Neuerungen würden sicher nicht so heiss gegessen, wie sie gekocht wurden. Das
Ganze werde die Lehrerschaft zwar auf Trab halten, doch letztlich nicht viel
verändern. Eine Gefahr für einen einschneidenden Paradigmenwechsel bei den
Unterrichtsformen oder den schulischen Bildungszielen sehen nur sehr kritisch
denkende Lehrpersonen.
Ist
der neue Lehrplan nun ein eher harmloser Kompass für eine gemeinsame
Schulentwicklung oder leitet der Lehrplan 21 eine grundlegende und aufwändige
Schulreform ein?
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen