SP-Erziehungsrätin Kaufmann über den Lehrplan 21:"Über weite Strecken ein gutes Werk", Bild: Christian Beutler
Eymann will Lehrplan 21 schnell umsetzen, Tageswoche, 4.12. von Jeremias Schulthess
Mit
zackigen Antworten reagiert Regierungsrat Christoph Eymann auf die Fragen an
der Pressekonferenz. Er will keine Zeit verlieren. Genauso ist es beim Lehrplan
21, der in Basel-Stadt bereits im August 2015 eingeführt werden soll. Damit ist
Basel-Stadt der erste Kanton, der den neuen Lehrplan in Kraft setzt.
Vor gerade vier
Woche haben die Deutschschweizer Erziehungsdirektoren die Endfassung des Lehrplan 21
vorgestellt. Und nun hat der Erziehungsrat Basel-Stadt einstimmig
beschlossen, dass der neue Lehrplan bereits ab dem Schuljahr 2015/16 in Kraft
treten soll.
Die
Einführungszeit ist auf sechs Jahre angesetzt. Dann soll alles nach dem neuen
Bildungswerk funktionieren. Das ist ein ambitionierter Fahrplan. Im Kanton Bern
geht man vergleichsweise gemächlich zur Sache:
Der Einführungsprozess soll 2015 beginnen, aber erst 2017 oder 2018 soll der
Lehrplan in Kraft treten. Die Einführungsphase dauert in Bern sieben Jahre.
Der Lehrplan 21 betrifft alle
Volksschulen von der ersten bis zur neunten Klasse.
Kein Gesetzbuch, sondern ein Kompass
SP-Grossrätin Danielle Kaufmann hat im
Erziehungsrat über den Lehrplan 21 befunden. Sie meint, er sei «über weite
Strecken ein gutes Werk». Der Lehrplan 21 würde den Schulbetrieb allerdings
nicht auf den Kopf stellen, da viele Lehrer bereits nach den vorgeschriebenen
Standards unterrichteten.
Ähnlich sieht das der Verantwortliche für
Volksschulen Pierre Felder: «Der Lehrplan 21 ist kein Gesetzbuch, sondern ein
Kompass. Der Unterricht wird auch mit dem neuen Lehrplan nicht komplett anders
sein.»
Was ändert der Lehrplan dann überhaupt?
Für die Kinder vermutlich nicht viel, erklärt Regina Kuratle vom
Erziehungsdepartement. Und wenn man Erziehungsdirektor Christoph Eymann zuhört,
könnte man meinen, dass sich für die Lehrer ebenfalls wenig ändert.
Nicht nur Vokabeln pauken
Dabei hätte der Lehrplan 21 das Zeug
dazu, den Schulbetrieb umzukrempeln. Neue Sammelfächer sollen verstaubte
Fachgebiete ersetzen. Aus Geschichte und Geografie wird beispielsweise das Fach
«Räume, Zeiten, Gesellschaften». Und neu soll nicht das Wissen im Vordergrund
stehen, sondern die Anwendung von Wissen – Kompetenzen eben.
Kuratle erklärt das so: «Wenn ich alles
über Fussball weiss, heisst das noch nicht, dass ich auch Fussball spielen
kann.» Wo früher nur Vokabeln und Jahreszahlen gepaukt wurden, soll heute die
Anwendung des Wissens im Vordergrund stehen.
Der Geschichtslehrer, der seit 30 Jahren
lehrt, muss nach den neuen Vorgaben zusätzlich Geografie unterrichten und statt
Geschichtsfakten neuerdings Kompetenzen vermitteln. Das klingt nach einer
grossen Veränderung.
Eymann will Lehrplan-Kritik in Schach halten
Regina Kuratle erklärt, die Lehrkräfte,
die die neuen Sammelfächer unterrichten, sollen zu Weiterbildungen motiviert
werden. Ob dies auch gelingt, bleibt offen. Kuratle meint, dass vermutlich
diejenigen Lehrkräfte den Lehrplan 21 kritisieren, die am meisten von den
Änderungen betroffen sind.
Das könnte erklären, weshalb
Erziehungsdirektor Eymann und sein Gefolge die Veränderungen des Lehrplans
herunterspielen. Er will keine umfassenden Veränderungen ankündigen, um die
Lehrplan-Kritiker möglichst in Schach zu halten.
In Basel-Stadt
ist die Kritik am Lehrplan 21 noch
nicht eskaliert, wie es im Landkanton der Fall ist. Dort stemmt sich das
Komitee «Starke Schule
Baselland» gegen die Bildungsharmonisierung und damit auch gegen den
Lehrplan 21.

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