Initiantin Elfy Roca: "Der Lehrplan 21 zerhackt den Lernstoff in Tausende von Kompetenzen", Bild: Aargauer Zeitung
3000 Unterschriften zusammen: Initiative gegen Lehrplan 21 steht, Aargauer Zeitung, 29.12. von Rolf Cavalli
Die Aargauer
Gegner des Lehrplans 21 machen sich nachträglich ein Weihnachtsgeschenk.
Das Komitee hat die erforderlichen 3000 Unterschriften für die Volksinitiative
auf Ende Jahr zusammengebracht, wie Elfy Roca vom Initiativkomitee auf Anfrage
bestätigt.
«Wir
haben aber beschlossen, im neuen Jahr noch weiterzusammeln», sagt die
Heilpädagogin aus Oberrohrdorf. Die Initianten möchten ihre Vorlage «Ja zu
einer guten Bildung – Nein zum Lehrplan 21» mit einer möglichst breiten
Unterschriften-Basis einreichen und dann vors Aargauer Stimmvolk bringen.
Die Initiative
wurde Ende August lanciert, bereits nach vier Monaten steht sie nun also.
Dieser Zwischenerfolg überrascht nicht. Der Widerstand gegen den Lehrplan 21
formierte sich, noch bevor dieser überhaupt verabschiedet worden ist. Das
470-seitige Papier, im November bereinigt und in die Vernehmlassung geschickt,
ist vor allem wegen seiner Neuausrichtung auf die sogenannte
Kompetenzorientierung umstritten. Der neue Lehrplan besteht aus einem Gerüst
von 363 Kompetenz-Gruppen, die ein Schüler erlernen soll.
Die
Lehrplan-Gegner befürchten einen Abbau in den schulischen Grundfertigkeiten.
Der gesamte Lernstoff werde in «Tausende von Kompetenzen zerhackt», kritisieren
Elfy Roca und ihre Mitstreiter. Den Erziehungsdirektoren werfen sie vor,
«heimlich ein völlig neues Schulsystem einführen» zu wollen.
Die Aargauer
Volksinitiative verlangt nun, dass der Lehrplan sich auf den Fächerkanon statt
auf Kompetenzen abstützt. Um den Lehrplan 21 auszuhebeln, sollen konkrete
Pflichtfächer für die Primarschule und die Oberstufe ins aargauische
Schulgesetz geschrieben werden.
Schulstoff
nichts für Stimmvolk?
Der Nährboden
für Volksbegehren gegen offizielle Schulpläne ist zurzeit gut. Das zeigte schon
das Ja der Aargauer zur Mundart-Initiative – und das weiss auch Thomas Leitch,
SP-Grossrat und Präsident der Kommission Bildung, Kultur und Sport. Er bedaure,
dass nach der Mundart-Vorlage schon wieder eine Volksabstimmung über schulische
Inhalte bevorstehe.
Das sei sehr
komplex. «Details zur Umsetzung des Schulstoffs sollten Experten und den Leuten
aus der Schulpraxis überlassen werden», findet er. Politisch solle nur über
Strategisches abgestimmt werden, etwa über die Anzahl Schuljahre oder die
Oberstufen-Regelung. «Sonst», so Leitch, «stimmen wir am Schluss auch noch über
Schulnoten ab.»
In einem Punkt
kritisiert aber auch SP-Politiker Leitch die Schulreform. Jeder Kanton könne
mit dem vorliegenden Lehrplan anfangen, was er wolle. «Dieser Kantönligeist
bringt die Schule nicht weiter. Vielmehr bräuchte es endlich eine
eidgenössische Harmonisierung.»
Davon ist die
Politik jedoch weit entfernt: Die Gefechte um den neuen Lehrplan werden
definitiv in den Regionen ausgetragen. Neben dem Aargau steht unter anderen in
Schwyz und Baselland eine kantonale Abstimmung an. Und Anfang Jahr wird auch im
Nachbarkanton Solothurn eine Volksinitiative gegen den Lehrplan lanciert.
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