Eine Aargauer Einschulungsklasse, Bild: Aargauer Zeitung
Die Einschulungsklasse ist ab nächstem Jahr gefährdet, Aargauer Zeitung, 20.11. von Lee Ann Müller
Im
Sommer hat der Grosse Rat entschieden, dass die Einschulungsklassen (EK) trotz
des Sparpakets erhalten bleiben. Doch kurz danach folgte der Dämpfer. Die
Regierung forderte eine neue Sparmassnahme: Die Mindestgrösse von
Einschulungsklassen soll angepasst werden. Eine EK kann nur weitergeführt werden,
wenn sie mindestens zehn oder mehr Schüler zählt. Ausserdem ist eine limitierte
Zuweisungsrate über den ganzen Kanton geplant: Maximal 8 Prozent aller Schüler
der 1. und 2. Primarschuljahrgänge sollen in einer EK geschult werden. Die
heilpädagogische Unterstützung im Kindergarten, sowie die Möglichkeit,
Zusatzlektionen zu beantragen, sollen dazu beitragen, dass weniger Kinder die
EK besuchen müssen, argumentiert der Kanton.
Betroffen
von den neuen Anforderungen ist auch die Primarschule Schöftland: Die 1. und 2.
Klasse umfasst 75 Schüler, davon besuchen neun die EK. Neun Kinder sind
demzufolge zu wenig. Ausserdem hätte die Schule bei einem Maximalwert von 8
Prozent bei 75 Schülern nur sechs Kinder pro EK. Da der Richtwert jedoch über
den ganzen Kanton gesehen gilt, könne man ihn nicht eins zu eins auf die
einzelnen Gemeinden hinunterbrechen, sagt Sascha Giger, Sprecherin des
Departementes für Bildung, Sport und Kultur.
Bereits
ab Schuljahr 2015/2016 soll die Verordnung in Kraft treten – Ende November wird
der Grosse Rat über die Leistungsanalyse und das Budget beraten. «Definitiv
festgelegt ist noch nichts», sagt Giger. Das Thema könne im Rahmen der
Budgetdiskussion anfangs Dezember im Grossen Rat noch besprochen werden.
Nun wehren sich die Lehrpersonen
Für
die betroffene Primarschule Schöftland bringt die geplante Neuerung nur
Nachteile. Sie wehrt sich dementsprechend. Ein Schreiben an alle Grossräte
sowie ein Leserbrief an die az wurden verschickt, in welchen das Lehrerteam die
Problematik einer Abschaffung der EK wie folgt schildert: «Die heutigen
Einschulungsklässler haben im nächsten Sommer die Hälfte des Schulstoffes der
ersten Klasse durchgenommen. Im nächsten Schuljahr müssten sie bei einer
Auflösung der EK direkt in die zweite Klasse wechseln. Dort werden sie
höchstwahrscheinlich mit dem Schulstoff und dem Tempo überfordert sein.» Die
andere Lösung wäre, die Kinder in die erste Klasse zurückzuversetzen, zurück an
den Start, was für die EK-Schüler nicht motivierend sei.
Zudem
müssten in Zukunft jene Kinder, die bis anhin für die Einschulungsklasse
vorgeschlagen wurden, in die 1. Klasse eingeschult werden. Den Kindern würde so
die Möglichkeit genommen, einen ihrem Tempo angepassten Schulstart zu erleben.
«Gras wächst nicht schneller, wenn man daran zieht», schreibt dazu die Schule
Schöftland. Die Abschaffung der EK sei demzufolge nicht förderlich und sparen
könne man mit der Neuerung ebenfalls nicht:
«Die
EK-Schüler können in einer Regelklasse nicht ihren Bedürfnissen entsprechend
gefördert werden. Sie brauchen mehr Zeit, um sich zu entwickeln, den Stoff
aufzunehmen und sind schneller überfordert, was zu Verhaltensauffälligkeiten
führen kann.» Erforderliche Massnahmen wie Stützunterricht, Repetitionsstunden
oder Therapien würden wahrscheinlich mehr Kosten verursachen, als zuvor mit der
Abschaffung der Einschulungsklasse eingespart werde, schreibt das
Primarschulteam Schöftland.
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