Umstrittene Kosten bei der Klassengrössen-Initiative, Bild: Christian Beutler
Das Ja-Komitee rechnet anders, Tages Anzeiger, 16.10.
Zu
teuer, zu starr: Die Gegner der Klassengrössen-Initiative – darunter die
Regierung und eine Mehrheit des Kantonsrates – lehnen die Vorlage vor allem
deshalb ab, weil die Umsetzung viel zu viel koste und in der Realität Probleme
bereite. Die Initiative fordert eine Maximalzahl von 20 Schülern pro Klasse.
Das Ja-Komitee rund um
EVP, SP und Lehrerverbände ZLV, SekZH und vpod wirft den Gegnern nun aber vor,
falsche Fakten zu verbreiten. Falsch seien vor allem die von Regierung und
Gegnern angegebenen Kosten von 120 Millionen Franken. Eine eigene Berechnung habe
Kosten von nur rund 89 Millionen Franken ergeben, teilte das Initiativkomitee
heute Donnerstag an einer Medienkonferenz mit.
Der Unterschied komme
daher, dass Regierung und Gegner die Vorlage falsch verstünden. Die Befürworter
verlangen zwar eine Obergrenze von 20 Kindern pro Klasse. «In der Realität soll
das aber mit Augenmass umgesetzt werden», sagte Johannes Zollinger (EVP).
Augenmass bedeutet:
Sobald es 21 Kinder sind, muss die Lehrerin entlastet werden, etwa mit
stundenweisem Teamteaching. Regierung und Initiativ-Gegner gehen in ihrer
Rechnung aber davon aus, dass die Klasse geteilt wird. So kommt sie auf einen
Zusatzbedarf von 1350 Stellen. Die Initianten hingegen rechnen mit «nur» 1000
Stellen.
Reformen
brachten Lehrern wenig
Von den ganzen Neuorganisationen
der vergangenen Jahre würden die Lehrerinnen und Lehrer kaum profitieren, sagte
Zollinger weiter. Auch vom Entlastungsprojekt «Belastung-Entlastung» sei wenig
Substanzielles übriggeblieben. «Es ist Zeit, endlich Nägel mit Köpfen zu machen
und die Lehrer richtig zu entlasten.»
Der Gegenvorschlag sei
zwar besser als nichts, aber viel zu zahm, sagte Zollinger weiter. Der
Gegenvorschlag sieht vor, die Schülerzahl generell um 0,2 pro Klasse zu senken.
In der Realität würden damit rund 100 neue Vollzeit-Lehrerstellen in einem
kantonalen Pool geschaffen, der nach Bedarf genutzt werden kann.
Heute
gilt Richtzahl von 25 Kindern
Das Problem von zu
grossen Klassen ist quer über das ganze Kantonsgebiet bekannt, variiert aber
vor allem je nach Bautätigkeit in den Gemeinden. Eine Auswertung aus dem
Schuljahr 2011/2012 zeigt, dass von den damals knapp 6600 Klassen etwas über
3600 – also mehr als die Hälfte – die Initiative bereits erfüllt hätten.
Bei den anderen fast
3000 Klassen wäre hingegen Entlastung für die Lehrperson angezeigt gewesen.
Zurzeit gilt im Kanton Zürich eine Richtzahl von 25 Schülern pro Klasse.
Massnahmen müssen aber erst ergriffen werden, wenn diese Zahl während längerer
Zeit um 3 überschritten wird, also die Klasse 29 Kinder oder mehr zählt.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen