26. Oktober 2014

Eymann: Lehrplan 21 ist gut gegen Burnout

EDK-Präsident Christoph Eymann nutzt jede Gelegenheit, um die vermeintlichen Vorzüge des Lehrplans 21 zu preisen. So auch in der Frage der Burnoutgefährdung der Lehrkräfte. "Der neue Lehrplan soll Sicherheit bringen und beruhigen", sagt Eymann auf die Frage, ob der LP21 den Stress nicht zusätzlich vergrössere. (uk)


Eymann: "Die Gesellschaft muss die Leistung unserer Lehrer stärker anerkennen", Bild: Sonntagszeitung


"Lösungen dürfen nicht von den Kantonsfinanzen abhängig gemacht werden", Sonntagszeitung, 26.10. von Fabian Eberhard


Herr Eymann, ein Drittel der Volksschullehrer fühlt sich ausgebrannt. Fehlt unseren Pädagogen die nötige Stressresistenz?
Das lässt sich so nicht sagen. Vielen Lehrern geht es gut. Tatsache ist aber auch, dass sich zu viele von ihnen erschöpft und überfordert fühlen.
Und das, obwohl sie gut verdienen und mehr Ferien als alle anderen Arbeitnehmer haben. Ist das nicht ein Jammern auf hohem Niveau?
Ich empfinde Lehrer nicht als jammernd. Der Beruf ist anstrengend und anspruchsvoll.
Welche Probleme belasten die Lehrer am meisten?
Konflikte mit Eltern, Störungen im Unterricht und Leistungsdruck laugen wohl am stärksten aus.
Ist der Beruf stressiger geworden?
Ja. Der Druck ist gestiegen. Viele Lehrer sind heute emotional so stark belastet, dass dies negative Auswirkungen auf den Berufsalltag und damit die Schüler haben kann. Lehrer müssen Kinder gern haben. Geht diese Voraussetzung verloren, alarmiert mich das.
Haben die zuständigen Behörden bis jetzt geschlafen und das Problem ignoriert?
Nein. Die Bedürfnisse unserer Gesellschaft wandeln sich. Das kann zu stärkerer Beanspruchung in einem Beruf führen. Wichtiger, als zu versuchen, Schuldige zu finden, ist mir die Suche nach Verbesserungen.
Was schlagen Sie vor?
Die Gesellschaft muss die Leistung unserer Lehrer stärker anerkennen. In allen Gemeinden der Schweiz findet jeden Tag Schule statt, auch unter schwierigen Bedingungen. Der Erfolg des Unterrichts ist da, das zeigen auch internationale Vergleiche.
Das tönt zwar gut, dürfte den Lehrern konkret aber wenig helfen.
Es gibt kein Breitbandantibiotikum, das alle negativen Erscheinungen subito und auf einen Schlag heilt.
Wo müsste man ansetzen?
Wir müssen in den Beruf investieren und die Prävention stärken. Zentral ist auch, dass die Schulleitungen aufmerksam sind und ein tragfähiges Kollegium besteht – das gibt Halt.
Wie kann die Politik die Gesundheit der Lehrer fördern?
Hier sind die Kantone und Gemeinden gefordert. Ich bin aber überzeugt, , dass meine Kollegen im Rahmen ihrer Möglichkeiten gute Arbeitsbedingungen für die Lehrer wollen und sich ihrer Verantwortung bewusst sind. Klar ist: Lösungsansätze dürfen nicht ausschliesslich vom Zustand der Kantonsfinanzen abhängig gemacht werden.
Braucht es mehr Geld?
Das liegt nicht in der Kompetenz der EDK. In Basel-Stadt haben wir mehr Geld in die Hand genommen und bieten unter anderem kostenlose psychologische Beratungen an.
Der neue Lehrplan 21 regelt auf Hunderten Seiten zahlreiche Kompetenzen, die der Lehrer seinen Schülern beibringen muss. Wird das den Stress noch verschlimmern?

Im Gegenteil. Der neue Lehrplan soll Sicherheit bieten und beruhigen. Die darin geforderten Kompetenzen werden die einzelnen Unterrichtsstunden nicht wesentlich verändern. Anders ausgedrückt: Wie viele Male pro Woche schaut heute ein Lehrer oder eine Lehrerin in den geltenden Lehrplan? Ich bin mir sicher, dass sich rasch eine Gewohnheit einstellen wird. 

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