10. Oktober 2014

"Es herrsche die Oberflächlichkeit"

Zu Recht bemängelt der Landrat Jürg Wiedemann (Grüne) in derParlamentarischen Initiative «Verzicht auf Sammelfächer», dass die Sammelfächer zu Bildungsabbau führen. Dem Volk wurde damals bei der Abstimmung über Harmos vorenthalten, dass eine ganze Palette neuer Fächer den Stundenplan zieren wird. Es sind dies z. B. «Räume, Zeiten und Gesellschaften» – eine Synthese aus Geschichte und Geografie, «Natur und Technik» – eine willkürliche Sammlung der Einzelfächer Biologie, Physik und Chemie, oder auch das Fach Mint – ein unsägliches Konglomerat, dotiert mit zwei Wochenstunden, zusammengesetzt aus Mathematik, Informatik, Biologie, Chemie und Physik.

Wer soll da noch den Überblick ­behalten? Lehrpersonen und Schüler stehen gleichermassen vor einem Rätsel. Nicht einmal die Experten sind sich einig, was denn nun in diesen Fächern inhaltlich behandelt werden soll. Die Fachdisziplinen (Geografie, Geschichte, Biologie, Physik usw.) haben sich eigenständig und stetig über Jahrhunderte entwickelt. Und das macht angesichts der Fülle des heutigen Wissensstandes auch Sinn. Es kann nun nicht angehen, dass wir diese Tatsache ausser Acht lassen und den Launen einiger weniger Gefolgsleute um Regierungsrat Urs Wüth­rich Raum geben, nach dem Motto: «Es herrsche die Oberflächlichkeit – wo bleiben die Verarbeitungstiefe und die Erkenntnisse der vergangenen zweihundert Jahre?» Es ist Zeit, diesen Spuk Lehrplan 21 zu beenden. Am Donnerstag hat der Landrat mit der Annahme der beiden Parlamentarischen Initiativen einen wegweisenden und wichtigen Entscheid gefällt.
Leserbrief, Basler Zeitung, 7.10. von David Golay, Dozent PHZH

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