28. Oktober 2014

"Belgische Verhältnisse"

Der Berner Bildungsdirektor Bernhard Pulver bringt gerne den Vergleich (und die leise Drohung) mit Belgien, für den Fall, dass sich die Deutschschweizer gegen Primarfranzösisch aussprechen würden. Vor lauter Französisch werden aber glatt die beiden anderen lateinischen Sprachen vergessen. Die politische Lösung für unser Sprachenproblem sähe also so aus: 

1. Kindergarten: Hochdeutsch.
2. Erste Primar: Romanisch für alle in immersiver Form. Romanisch eignet sich laut verschiedenen Gutachten ideal als Brückensprache zwischen den verschiedenen Landessprachen. Um einem Innerbündner Konflikt elegant aus dem Weg zu gehen, wird nach je einem halben Jahr das Idiom gewechselt.
3. Zweite Primar: Beginn Kurse für heimatliche Sprache und Kultur für die fremdsprachigen Einwanderer.
4. Dritte Primar: Italienisch löst Romanisch ab. Italienisch eignet sich hervorragend in diesem Alter, da es zwischen Schrift und Aussprache keine allzugrossen Differenzen gibt. Eigentlich hätte man schon lange darauf kommen können. Beharrlicher politischer Druck zeigt hier seine Früchte!
5. Fünfte Primar: Neben Italienisch gesellt sich nun das überaus karrierefördernde Französisch. Eindrückliche Studien belegen, dass man ohne die Sprache Voltaires heute kein Geld mehr verdienen kann. Dank dem geschickten Sprachaufbau und dem Ausmerzen der Deutschschweizer Dialekte profitieren die Kinder von einem kinderleichten Wortschatzerwerb. Das nennt sich Mehrsprachendidaktik in ihrer reinsten Form! 
6. Sechste Primar: Hier ist besonderen Wert auf das spielerische Element beim Spracherwerb zu legen. Am Ende der Primarschulzeit können die Kinder bereits so gut Italienisch, dass man dieses Fach nun mit gutem Gewissen ruhen lassen kann.
7. Erste Oberstufe. Neu tritt neben Französisch bis zum Ende der Schulzeit nun die Weltsprache Englisch.

Als erstes Land der Welt hat die Schweiz ein System entwickelt, das die Schulsprachen ganz ohne Diskriminierung anderer Sprachregionen umsetzt. Wir, und besonders unsere Kinder, können stolz sein auf unsere föderalistische Bildungspoltik. (uk)

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