Bisher
argumentierte der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH) im
Sprachenstreit aus einer pädagogischen Warte. Es gehe darum, so liesse sich die
Position zusammenfassen, dass die Primarschüler tatsächlich etwas vom
Fremdsprachenunterricht haben. Dass also Mittel und Möglichkeiten für einen
guten und nachhaltigen Unterricht gegeben sind. Man formulierte sogenannte
Gelingensbedingungen; seien diese erfüllt, befürworte man den Unterricht von
zwei Fremdsprachen in der Primarschule.
Präsidenten der kantonalen Lehrerverbände wollen weiterhin zwei Primar-Fremdsprachen ermöglichen, Bild: lingolia
Lehrer lancieren Landessprache, NZZ, 12.9. von Michael Schoenenberger
Seit dem
Mittwochabend nun hat sich die Präsidentenkonferenz, das strategische
Führungsorgan des LCH, in welchem die kantonalen Lehrerverbände eine wichtige
Stimme einnehmen, auch auf eine politische Position festgelegt: Als erste
Fremdsprache in der Primarschule sollen Schülerinnen und Schüler eine
Landessprache lernen - Französisch vor Englisch also. Mit dabei bei diesem
Entscheid war ein erweitertes Komitee des SER, des Westschweizer
Lehrerverbands.
Die Präsenz
der Romands hat offenbar den Ausschlag gegeben. In der Mitteilung des LCH vom
Donnerstag steht, Vertreter der Romandie hätten darauf hingewiesen, dass die
jüngsten Entscheide in den Kantonen Thurgau und Nidwalden in der Romandie als
«Missachtung ihrer Sprache und Kultur, ja gar als Verbrechen wider die
nationale Einheit» angesehen werden.
In der
mittlerweile sehr emotional geführten Debatte können ein paar besänftigende
Worte, zumal aus dem Thurgau, nicht schaden. So meinte die Präsidentin von
Bildung Thurgau, Anne Varenne, sie unterstütze das Vorziehen der Landessprache.
Sie wolle sich aber auch für einen qualitativ guten Unterricht in nur einer
Fremdsprache einsetzen. Und Annamarie Bürkli sagte als Präsidentin des Luzerner
Lehrerverbands, die Initiative «eine Fremdsprache auf der Primarstufe» richte
sich nicht gegen eine bestimmte Sprache.
Den
Lehrerverbänden schwebt nun vor, dass eine Landessprache obligatorisch in der
Primarschule unterrichtet wird - mit mehr als den heute üblichen zwei Lektionen
pro Woche - und das Englische als Wahlpflichtfach oder Freifach angeboten wird.
So könnten die Sprösslinge weiterhin zwei Fremdsprachen in der Primarschule
erlernen.
Der Entscheid für das Frühfranzösisch ist noch nicht definitiv. Am
Mittwochabend wurde lediglich eine Konsultativabstimmung durchgeführt. Mit nur
einer Gegenstimme fiel das Votum allerdings deutlich aus. Es ist davon
auszugehen, dass diese Position von den Gremien der Verbände in der Deutsch-
und Westschweiz bestätigt werden wird.
Ich bin nicht sicher, ob die Präsidenten der Kantonalverbände LCH nicht von ihren Mitgliedern zurückgepfiffen werden. Ihr Vorschlag (inkl. Wahlfach Englisch) löst das Problem der fehlenden Didaktik auf Primarstufe nicht, schafft aber viele neue. Insgesamt ein Angsthasen-Entscheid.
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