12. September 2014

Lehrerverbände für Franz in der Primar

Bisher argumentierte der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH) im Sprachenstreit aus einer pädagogischen Warte. Es gehe darum, so liesse sich die Position zusammenfassen, dass die Primarschüler tatsächlich etwas vom Fremdsprachenunterricht haben. Dass also Mittel und Möglichkeiten für einen guten und nachhaltigen Unterricht gegeben sind. Man formulierte sogenannte Gelingensbedingungen; seien diese erfüllt, befürworte man den Unterricht von zwei Fremdsprachen in der Primarschule.


Präsidenten der kantonalen Lehrerverbände wollen weiterhin zwei Primar-Fremdsprachen ermöglichen, Bild: lingolia

Lehrer lancieren Landessprache, NZZ, 12.9. von Michael Schoenenberger


Seit dem Mittwochabend nun hat sich die Präsidentenkonferenz, das strategische Führungsorgan des LCH, in welchem die kantonalen Lehrerverbände eine wichtige Stimme einnehmen, auch auf eine politische Position festgelegt: Als erste Fremdsprache in der Primarschule sollen Schülerinnen und Schüler eine Landessprache lernen - Französisch vor Englisch also. Mit dabei bei diesem Entscheid war ein erweitertes Komitee des SER, des Westschweizer Lehrerverbands.
Die Präsenz der Romands hat offenbar den Ausschlag gegeben. In der Mitteilung des LCH vom Donnerstag steht, Vertreter der Romandie hätten darauf hingewiesen, dass die jüngsten Entscheide in den Kantonen Thurgau und Nidwalden in der Romandie als «Missachtung ihrer Sprache und Kultur, ja gar als Verbrechen wider die nationale Einheit» angesehen werden.
In der mittlerweile sehr emotional geführten Debatte können ein paar besänftigende Worte, zumal aus dem Thurgau, nicht schaden. So meinte die Präsidentin von Bildung Thurgau, Anne Varenne, sie unterstütze das Vorziehen der Landessprache. Sie wolle sich aber auch für einen qualitativ guten Unterricht in nur einer Fremdsprache einsetzen. Und Annamarie Bürkli sagte als Präsidentin des Luzerner Lehrerverbands, die Initiative «eine Fremdsprache auf der Primarstufe» richte sich nicht gegen eine bestimmte Sprache.
Den Lehrerverbänden schwebt nun vor, dass eine Landessprache obligatorisch in der Primarschule unterrichtet wird - mit mehr als den heute üblichen zwei Lektionen pro Woche - und das Englische als Wahlpflichtfach oder Freifach angeboten wird. So könnten die Sprösslinge weiterhin zwei Fremdsprachen in der Primarschule erlernen.
Der Entscheid für das Frühfranzösisch ist noch nicht definitiv. Am Mittwochabend wurde lediglich eine Konsultativabstimmung durchgeführt. Mit nur einer Gegenstimme fiel das Votum allerdings deutlich aus. Es ist davon auszugehen, dass diese Position von den Gremien der Verbände in der Deutsch- und Westschweiz bestätigt werden wird.

1 Kommentar:

  1. Ich bin nicht sicher, ob die Präsidenten der Kantonalverbände LCH nicht von ihren Mitgliedern zurückgepfiffen werden. Ihr Vorschlag (inkl. Wahlfach Englisch) löst das Problem der fehlenden Didaktik auf Primarstufe nicht, schafft aber viele neue. Insgesamt ein Angsthasen-Entscheid.

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