19. August 2014

Wüthrich bestreitet Vorwürfe gegen Schulleitungen

Die kritischen Äusserungen von Lehrpersonen, die in der gestrigen Ausgabe der BaZ kein gutes Haar an den Zuständen im Baselbieter Bildungswesen liessen, hallen nach. Dabei geht es weniger um die inhaltlichen Aspekte wie den Vorwurf der schleichenden Akademisierung oder Bürokratisierung im Schulbetrieb. Vielmehr sorgt die Angst der Kritiker vor Sanktionen für Gesprächsstoff. Die Lehrpersonen wollten ihren Namen in der BaZ nicht veröffentlichen, weil sie befürchten, für ihren Auftritt in der Presse von der Schulleitung abgestraft zu werden. Roger von Wartburg, Präsident des Baselbieter Lehrerverbandes (LVB), überrascht die Zurückhaltung nicht: Es gebe an einigen Schulen die Tendenz, dass die Lehrkräfte immer mehr zu Weisungsempfängern degradiert würden.




Roger von Wartburg will mit dem LVB gegen autoritäre Schulleitungen vorgehen, Bild: LVB

Angst der Lehrer vor Schulleitung, Basler Zeitung, 19.8. von Christian Keller

Diese Entwicklung stimmt Paul Wenger, Präsident der landrätlichen Bildungs- und Kulturkommission, nachdenklich. «Die Meinungsfreiheit gilt auch für Lehrer. Sollten tatsächlich Repressionen angedroht worden sein, müsste die Schulleitung infrage gestellt werden.» Der SVP-Politiker sagt, ihm seien mehrere Fälle bekannt, in denen es Pädagogen vorzogen zu schweigen, um sich keine Probleme einzuhandeln.FDP-Landrat Marco Born, ebenfalls Bildungskommission, bestätigt: «Die wenigsten Lehrkräfte getrauen sich, ihre Meinung öffentlich kundzutun. Es herrscht grosse Verunsicherung.»
Für den grünliberalen Bildungspolitiker Hans Furer liegt der Hund in der hierachischen Struktur begraben, die mit dem neuen Bildungsgesetz 2003 eingeführt wurde. «Die Schulleiter müssen umsetzen, was ihnen von oben vorgeschrieben wird. Gleichzeitig ist ein Grossteil der Lehrerschaft gegen Harmos. Das führt zu Konflikten, die mir Sorge bereiten.» Für Furer ist aber klar: «Wie jeder Bürger muss auch der Lehrer das Recht haben, seine politische Haltung zum Bildungssystem aussprechen zu können.»
Lehrerverband will handeln
Sind die Schulleitungen von der Bildungsdirektion angewiesen worden, kritische Stimmen zu unterbinden? Regierungsrat Urs Wüthrich bestreitet es. Das Gegenteil sei der Fall: Die freie Meinungsäusserung werde nicht nur garantiert, sondern von den Lehrpersonen auch rege genutzt. Das habe sich an den Informationsveranstaltungen zu Harmos gezeigt, an denen über 1500 Lehrkräfte teilgenommen hätten.
Der LVB hat das Thema jedoch letzte Woche bei Wüthrich deponiert und fordert Massnahmen. Präsident Roger von Wartburg kritisiert: «Einzelne Schulleitungen haben ein autoritäres Führungssytem eingeführt, das nicht akzeptabel ist.» Mitbestimmungsverfahren, wie sie im Bildungsgesetz vorgeschrieben sind, seien mancherorts zu Alibiübungen verkommen.

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