20. August 2014

Franz-Unterricht an Oberstufe wird intensiver

Nach der Streichung des Primarfranzösischen im Thurgau soll der Unterricht an der Sekundarstufe intensiver werden. Die Sekundarlehrer fordern eine Erhöhung der Stundenzahlen und die Austauschprogramme mit der Westschweiz sollen ausgebaut werden.



"Der Schüleraustausch ist ausbaufähig", Bild: Reto Martin

Sekschüler gehen ins Welschland, St. Galler Tagblatt, 20.8. von Christof Widmer


Die Französisch-Kenntnisse der Thurgauer Schulabgänger sollen nicht unter der Abschaffung des Frühfranzösisch-Unterrichts im Kanton leiden. Die Jugendlichen sollen die Sprache nach der neunten Klasse mindestens ebenso gut beherrschen wie heute – so lautet das Ziel von Erziehungsdirektorin Monika Knill (Ausgabe vom Freitag). Klar ist deshalb, dass der Französisch-Unterricht auf der Sekundarstufe intensiver wird. Wie er künftig genau aussieht, klärt derzeit eine Arbeitsgruppe im Erziehungsdepartement ab. Absehbar ist aber, dass es in der Sekundarschule zusätzliche Französisch-Lektionen im Stundenplan haben wird.
Das dürfe aber nicht dazu führen, dass bei anderen Fächern abgebaut wird, fordern die Sekundarlehrer. Sie wollen mehr Schulstunden insgesamt. «Es muss eine Lektionenerhöhung für die Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe geben», sagt Lukas Dischler, Präsident der Sekundarlehrerkonferenz. Heute haben die Sekundarschüler 31 bis 33 Lektionen in der Woche. Dischler hält zusätzliche Stunden für vertretbar. In der Lehre gelte normalerweise die 42-Stunden-Woche. «So könnte der Übergang von der Schule in die Berufswelt sogar noch etwas gemildert werden.»
Direkte Kontakte mit Romands
Auch über das, was die Intensivierung des Französisch-Unterrichts inhaltlich bedeuten könnte, haben die Sekundarlehrer bereits Vorstellungen. «Sehr wichtig ist ein längerer Sprachaustausch mit der französischsprachigen Schweiz», sagt Dischler. Je nach finanziellen Möglichkeiten des Kantons könnten das Brieffreundschaften über die Sprachgrenze beziehungsweise Kontakte über die sozialen Medien sein oder ganze Austauschwochen, wo die Schüler selber ins Welschland gehen, präzisiert Anne Varenne, die Präsidentin des Lehrerverbands Bildung Thurgau. Möglich seien auch gemeinsame Projekte einer Thurgauer und einer Westschweizer Klasse. Schulreisen und Klassenlager in der Romandie müssten so organisiert sein, dass ein Sprachaustausch auch wirklich stattfinde, fordert Varenne.
Bisher kaum Schüleraustausch
Mit diesen Vorstellungen rennen die Lehrer im Erziehungsdepartement offene Türen ein. «Wir nehmen den Schüleraustausch stärker an die Hand», sagt Walter Berger, Chef des Amts für Volksschule. Das sei schon vor dem Entscheid des Grossen Rats gegen das Frühfranzösisch geplant gewesen. «Der Schüleraustausch ist ausbaufähig», sagt Berger. Bisher machen das nur vereinzelte Schulgemeinden.
Geht es nach dem Amt für Volksschule, soll es künftig viel öfter vorkommen, dass Thurgauer Sekundarklassen eine Woche lang mit einer welschen Klasse tauschen. «Die Idee ist, dass auch Schulklassen aus dem Welschland in den Thurgau kommen», sagt Berger.
Ohne Frühfranzösisch machbar
Die Erwartung, dass die Jugendlichen mit einem intensivierten Französisch-Unterricht in der Sekundarschule die Sprache am Schluss mindestens ebenso gut beherrschen, hält Sekundarlehrerpräsident Dischler für realistisch. «Je länger und intensiver Fremdsprachenunterricht stattfindet, desto höhere Kompetenzen können erwartet werden», sagt wiederum Marta Oliveira, Dozentin für Fremdsprachen an der Pädagogischen Hochschule Thurgau. Dies gelte sowohl für den Unterricht auf Primarstufe wie auch für jenen auf Sekundarstufe. «Wichtig ist, dass der Unterricht altersgemäss ist», sagt Oliveira.


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