"Der Schüleraustausch ist ausbaufähig", Bild: Reto Martin
Sekschüler gehen ins Welschland, St. Galler Tagblatt, 20.8. von Christof Widmer
Die
Französisch-Kenntnisse der Thurgauer Schulabgänger sollen nicht unter der
Abschaffung des Frühfranzösisch-Unterrichts im Kanton leiden. Die Jugendlichen
sollen die Sprache nach der neunten Klasse mindestens ebenso gut beherrschen
wie heute – so lautet das Ziel von Erziehungsdirektorin Monika Knill (Ausgabe
vom Freitag). Klar ist deshalb, dass der Französisch-Unterricht auf der
Sekundarstufe intensiver wird. Wie er künftig genau aussieht, klärt derzeit
eine Arbeitsgruppe im Erziehungsdepartement ab. Absehbar ist aber, dass es in
der Sekundarschule zusätzliche Französisch-Lektionen im Stundenplan haben wird.
Das dürfe aber
nicht dazu führen, dass bei anderen Fächern abgebaut wird, fordern die
Sekundarlehrer. Sie wollen mehr Schulstunden insgesamt. «Es muss eine
Lektionenerhöhung für die Schülerinnen und Schüler auf der Sekundarstufe
geben», sagt Lukas Dischler, Präsident der Sekundarlehrerkonferenz. Heute haben
die Sekundarschüler 31 bis 33 Lektionen in der Woche. Dischler hält zusätzliche
Stunden für vertretbar. In der Lehre gelte normalerweise die 42-Stunden-Woche.
«So könnte der Übergang von der Schule in die Berufswelt sogar noch etwas
gemildert werden.»
Direkte
Kontakte mit Romands
Auch über das,
was die Intensivierung des Französisch-Unterrichts inhaltlich bedeuten könnte,
haben die Sekundarlehrer bereits Vorstellungen. «Sehr wichtig ist ein längerer
Sprachaustausch mit der französischsprachigen Schweiz», sagt Dischler. Je nach
finanziellen Möglichkeiten des Kantons könnten das Brieffreundschaften über die
Sprachgrenze beziehungsweise Kontakte über die sozialen Medien sein oder ganze
Austauschwochen, wo die Schüler selber ins Welschland gehen, präzisiert Anne
Varenne, die Präsidentin des Lehrerverbands Bildung Thurgau. Möglich seien auch
gemeinsame Projekte einer Thurgauer und einer Westschweizer Klasse. Schulreisen
und Klassenlager in der Romandie müssten so organisiert sein, dass ein
Sprachaustausch auch wirklich stattfinde, fordert Varenne.
Bisher kaum
Schüleraustausch
Mit diesen
Vorstellungen rennen die Lehrer im Erziehungsdepartement offene Türen ein. «Wir
nehmen den Schüleraustausch stärker an die Hand», sagt Walter Berger, Chef des
Amts für Volksschule. Das sei schon vor dem Entscheid des Grossen Rats gegen
das Frühfranzösisch geplant gewesen. «Der Schüleraustausch ist ausbaufähig»,
sagt Berger. Bisher machen das nur vereinzelte Schulgemeinden.
Geht es nach
dem Amt für Volksschule, soll es künftig viel öfter vorkommen, dass Thurgauer
Sekundarklassen eine Woche lang mit einer welschen Klasse tauschen. «Die Idee
ist, dass auch Schulklassen aus dem Welschland in den Thurgau kommen», sagt
Berger.
Ohne
Frühfranzösisch machbar
Die Erwartung,
dass die Jugendlichen mit einem intensivierten Französisch-Unterricht in der
Sekundarschule die Sprache am Schluss mindestens ebenso gut beherrschen, hält
Sekundarlehrerpräsident Dischler für realistisch. «Je länger und intensiver
Fremdsprachenunterricht stattfindet, desto höhere Kompetenzen können erwartet
werden», sagt wiederum Marta Oliveira, Dozentin für Fremdsprachen an der
Pädagogischen Hochschule Thurgau. Dies gelte sowohl für den Unterricht auf
Primarstufe wie auch für jenen auf Sekundarstufe. «Wichtig ist, dass der
Unterricht altersgemäss ist», sagt Oliveira.
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