13. August 2014

Thurgau entscheidet sich für Qualität im Fremdsprachenunterricht

Kommentar von Urs Kalberer zum Entscheid des Thurgauer Parlaments, den Französischunterricht an die Oberstufe zu verschieben, 13.8.

Wir kennen die Probleme: Seit Jahren sinken die Fähigkeiten der Schüler im Lesen und Schreiben. Die Mathematikkenntnisse sind ungenügend. Was tut man dagegen? Man, das bedeutet die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK), beschliesst aufgrund missverstandener Schlussfolgerungen von Hirnforschern, dass an der Primarschule zwei Fremdsprachen zu unterrichten sind. Ohne dass es eine vernünftige Methode für frühen Fremdsprachenunterricht gibt. Ohne dass die Lehrkräfte für diese Aufgabe genügend qualifiziert sind. Und ohne einen Plan, der die finanziellen Auswüchse dieses Abenteuers aufzeigt.



Die Initiantin der erfolgreichen Motion: Nationalrätin Verena Herzog (SVP TG)





Auch Jahre nach der Einführung der Primarfremdsprachen verordnet man unbrauchbare Lehrmittel, bildet Lehrkräfte weiter und stellt Teilzeitlehrkräfte für den Fremdsprachenunterricht ein. Doch die Unzufriedenheit bei Lehrern und Eltern bleibt. Auch die jüngsten Studien aus den Pädagogischen Hochschulen Thurgau und Schaffhausen zeigen, was man schon lange hätte wissen müssen: Das frühe Erlernen von Fremdsprachen an der Schule bringt nichts. Zu kurz ist die Kontaktzeit mit der Sprache, zu gross die Klassen, zu mangelhaft die Fähigkeiten der Lehrer. Ältere Schüler lernen schneller und besser.

Der Kanton Thurgau ist nicht alleine. Im Aargau verzichtet man vorläufig bis 2020 auf Primarfranzösisch und Appenzell Innerrhoden hat gar nie damit begonnen – ohne dass diese Schüler deswegen an weiterführenden Schulen gegenüber ihren Kollegen aus St. Gallen oder Ausserrhoden benachteiligt gewesen wären. Initiativen in den Kantonen Luzern, Nidwalden und Graubünden stehen an.

Der Entscheid des Thurgauer Kantonsparlaments ist keinesfalls eine Absage ans Französisch oder gar an den Zusammenhalt der Schweiz. Er bildet die Grundlage für eine Schulsprachenpolitik, die vermehrt auf Qualität setzt. Mit dem neu gewonnenen Platz in der Stundentafel der Primarschule und einem kompetenten Französischunterricht an der Oberstufe wird die Thurgauer Jugend den Rest der Deutschschweiz und auch die Westschweiz bald positiv überraschen.

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