Gertsch hat rechnerisch Fortschritte gemacht, Bild: Thurgauer Zeitung
Lehrer statt Schüler, NZZaS, 31.8. von Katharina Bracher
Wie gut und wie gern Schüler Französisch lernen, hängt zu einem grossen Teil von der Sprachkompetenz der Lehrer ab. Der Schulleiterverband (VSLCH) schlägt darum vor, einen Lehreraustausch zu etablieren. Davon würden die Schüler ganz direkt profitieren, erklärt VSLCH-Präsident Bernard Gertsch. «Ein muttersprachlicher Lehrer, auch wenn er die Klasse nur ein paar Tage unterrichtet, kann einen entscheidenden Effekt auf die Sprach-Motivation der Schüler haben.» Das Abenteuer, einmal jenseits des Röstigrabens zu unterrichten, motiviere aber auch die Lehrer und fördere deren Unterrichtskompetenz.
Die Schulleiter ziehen den Lehreraustausch dem
Schüleraustausch, wie er momentan diskutiert wird, vor. Im Kanton Nidwalden
etwa will die Regierung anstelle des Frühfranzösisch einen Sprachaustausch auf
Oberstufe zur Pflicht erklären. «Die Idee ist zwar gut, aber kaum umsetzbar»,
sagt Gertsch. Denn genügend geeignete Gastfamilien für einen Austausch ganzer
Klassen für vier Wochen zu finden, sei schwierig. Und da die Sprachregionen
unterschiedlich gross seien, funktioniere ein gesamtschweizerischer
Schüleraustausch schon rein rechnerisch nicht.
Die Schulleiter sind entschieden gegen die Abschaffung des
Frühfranzösisch. «Wir sind für die Beibehaltung von insgesamt fünf Jahren
Französisch-Unterricht in der obligatorischen Schulzeit», sagt Gertsch. Mit
anderen Worten muss der Unterricht nach Ansicht der Schulleiter bereits in der
Primarschule beginnen.
Die Erziehungsdirektorenkonferenz (EDK) arbeitet bereits
seit über zehn Jahren an einem Programm, das mehr Lehrer zum Schritt über die
Sprachgrenze animieren soll. Im April ist die EDK nun in die Gänge gekommen und
hat ein Konzept verabschiedet. Beteiligt ist auch der Bund. Diese Woche hat
ausserdem die nationalrätliche Bildungskommission ein Postulat eingereicht, das
vom Bundesrat fordert, ein Konzept für einen Lehreraustausch vorzulegen.
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