Leserbrief, NZZ, 18.8. von Alfred Burger
Forneck und mit ihm fast alle PH der Schweiz vertreten heute vor allem die Lehre des pädagogischen Konstruktivismus. Dieser geht nicht mehr von einer personalen Auffassung des Menschen aus. Wissen ist darum seiner Meinung nach nicht von Mensch zu Mensch vermittelbar, jeder Schüler muss sich sein Wissen in einem individuellen, selbstgesteuerten Prozess aneignen. Die Lehrer unterstützen ihn nur noch und stellen geeignete Lernmaterialien zur Verfügung. Die aus diesem Prozess konstruierten Ideen und Wahrheiten sind subjektiv und müssen mit der Realität nicht übereinstimmen.
Diese Theorie taugt nichts für die schulische Praxis. Was bei diesen Lernformen herauskommt, ist wissenschaftlich schon längst erwiesen: Einige wenige Kinder, die mit allen Methoden gut lernen, können davon profitieren, alle anderen Kinder erbringen deutlich schlechtere Leistungen, weil ihnen die Grundlage allen Lernens fehlt, nämlich die Lehrer-Schüler Beziehung. Dafür hat sich Roland Reichenbach im Interview ausgesprochen (NZZ 26. 7. 14). Er hat eine grundlegend andere Auffassung vom Menschen als Forneck. Er sieht ihn als Person, die alles lernen muss und in diesem Prozess auf die wohlwollende Unterstützung, die Anleitung und die Beziehung der Erwachsenen angewiesen ist.
Praktisch alle pädagogischen Hochschulen vermitteln fast nur die konstruktivistische Theorie. Wollen wir eine Lehrerausbildung, die so einseitig ideologisch und elitär ausgerichtet ist, oder wäre für eine lebendige Demokratie mehr Pluralismus nicht angebrachter?
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