Nein. Zwar hat sich das Thurgauer Kantonsparlament diese Woche dafür ausgesprochen, das Frühfranzösisch abzuschaffen, und auch in anderen Kantonen laufen ähnliche Diskussionen. Aber von einer Streichung des Französischunterrichts kann keine Rede sein. In der Debatte um den Sprachunterricht in der Volksschule geht es nicht um Sein oder Nichtsein der französischen Sprache, sondern immer nur um den Zeitpunkt für den Start des Unterrichts. Bis in die achtziger Jahre wurden in den Deutschschweizer Primarschulen gar keine Fremdsprachen gelehrt. Das Harmos-Konkordat gibt nun vor, dass es gleich zwei sein sollen: Englisch und eine Landessprache - neben dem Erlernen von korrektem Deutsch notabene. Eine Fremdsprache soll spätestens ab der 3., die zweite spätestens ab der 5. Klasse unterrichtet werden.
Frage der Woche, NZZaS, 17.8. von Michael Furger
Eine derart enge Staffelung des Fremdsprachenunterrichts ist ungewöhnlich. Nur wenige europäische Länder wie Luxemburg, Griechenland oder Rumänien packen die Einführung der ersten und der zweiten Fremdsprache zeitlich so dicht aufeinander. Der grosse Rest führt die zweite Sprache im Abstand von vier bis fünf Jahren ein. Mit gutem Grund: Es gibt bis heute keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die klar belegen, dass das möglichst frühe Fremdsprachenlernen in der Schule mit den paar mickrigen Wochenstunden einen nachhaltigen Vorteil bringt. Herausgefunden hat man nur, dass es keine grossen Nachteile mit sich bringt.
Das reicht einigen Politikern, um das Primarschulfranzösisch zur Schicksalsfrage zu erklären. Sie machen den nationalen Zusammenhalt davon abhängig, ob der Unterricht in der Deutschschweiz zwei Jahre früher oder später - auf der Oberstufe - beginnt. Pädagogische Erwägungen spielen keine Rolle.
Liebe Romands, keine Sorge: Die Deutschschweizer Schulkinder werden auch in Zukunft die französische Sprache erlernen. Aber wann sie dies tun, sollten die Pädagogen entscheiden und nicht die Politiker. Harmos hin, Harmos her.
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