Berset mahnt andere, einen kühlen Kopf zu bewahren, Bild: Keystone
Bundesrat könnte in Sprachenstreit eingreifen, Basler Zeitung, 17.8.
Diese Woche
hat das Thurgauer Parlament entschieden, Französisch in der Primarschule
abzuschaffen. Die Reaktionen waren heftig, die welschen Erziehungsdirektoren
zeigten sich in einer Mitteilung «schockiert». Gegenüber der «Sonntagszeitung»
nimmt Bundesrat Alain Berset Stellung. «Der Entscheid des Grossen Rates im Thurgau
ist ein Signal in die falsche Richtung», sagte der Innenminister. «Wir
verfolgen aufmerksam die Entwicklung in den verschiedenen Kantonen.»
Falls sie
sich bei der Sprachenfrage nicht einigen könnten, werde der Bund eingreifen,
warnt Berset: «Nächstes Jahr ziehen die Kantone Bilanz und der Bundesrat
entscheidet danach, ob Massnahmen angezeigt sind.» Die Verfassung gebe «dem
Bundesrat die Kompetenz zu handeln». Damit spielt Berset auf den
Bildungsartikel an, den das Volk 2006 angenommen hat. Dieser erlaubt es dem
Bund, die «notwendigen einheitlichen Vorschriften» zu erlassen, sollten die
Kantone wichtige Bereiche des Schulwesens nicht harmonisieren.
«Einen kühlen Kopf bewahren»
Die
Erziehungsdirektorenkonferenz hat den Sprachenstreit für eine Sitzung im Herbst
traktandiert. In der Romandie gehen die Wogen derzeit hoch. Die jurassische
SP-Bildungsdirektorin Elisabeth Baume-Schneider bezeichnete den Entscheid des
Thurgauer Parlaments als «Affront». Sie befürchtet einen Domino-Effekt in den
Deutschschweizer Kantonen. «Die Diskussion ist auf beiden Seiten emotional»,
sagt Berset. «Es gilt, einen kühlen Kopf zu bewahren.»
Tatsache
sei aber, dass sich die Kantone vor zehn Jahren auf einen Kompromiss in der
Sprachenfrage geeinigt hätten. Dieser sehe vor, dass in der Primarschule eine
zweite Landessprache unterrichtet werde. «Diesen Kompromiss gilt es nun
einzuhalten», fordert Berset. Der Erwerb einer Landessprache wie Französisch
sei nötig für die gegenseitige Verständigung. Die Kantone seien auch dafür
verantwortlich, den «Zusammenhalt des Landes» zu sichern. «Es soll nicht sein,
dass wir uns untereinander nur noch in Englisch verständigen können.» Ein
Szenario, das für Olivier Maradan, Generalsekretär der Konferenz der
Westschweizer und Tessiner Erziehungsdirektoren, «das Ende der Schweiz»
bedeuten würde.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen