24. August 2014

Der Schlaf der Selbstgerechten

Andreas Aebi, Lehrer und Sozialdemokrat, geht in seinem Beitrag (His masters noise) hart mit seinen Parteigenossen ins Gericht. Der Beitrag ist besonders lesenswert für alle, die wie ich die Positionen der SP in Schulfragen nicht nachvollziehen können.


Der sechste Sinn für die Fallgruben ist verkümmert, Bild: 550 gegen 550

Der Schlaf der Selbstgerechten, His masters voice von Andreas Aebi

Warum verpassen wir Linken systematisch den Start? Warum lassen uns die andern links liegen?
Warum merken wir nicht, dass es mit der Immigration wirklich Probleme gibt? Warum lancieren wir unsere Lösungen erst, wenn der Gegner seine Millionen längst in Plakate verwandelt hat?
Es wäre hilfreich, in den Spiegel zu gucken. Wir Linken sind nicht mehr die alten. Nicht mehr der Maurer, der endlich mehr Lohn will, mehr Ferien und bessere Büetz. Wir sind der Maurer, der mehr Lohn hat, mehr Ferien und ein Haus obendrein. Und weil er Angst kriegt vor den vielen Ostdeutschen auf der Baustelle, die den Lohnausweis partout nicht zeigen wollen, rennt er davon. da stehen wir nun, wir Akademiker, wir Beamten, allein vor dem Spiegel und stellen ernüchtert fest, dass wir nicht mehr die treibende Kraft der Gesellschaft sind, sondern nur noch die Bewahrer unseres Besitzstandes.
Die Wahrnehmung ist verklärt. Der sechste Sinn für die Fallgruben verkümmert. Fallgrube Frühfranzösisch: Aus Primarlehrern machen wir schwups Sprachlehrer, aus Franzbüchern machen wir ruckzuck Computerprogramme, doch o weh: Mit zwei Fremdsprachen sind zu viele ABC-Schützen überfordert. 40 Berner Millionen in den Sand gesetzt? Hätten wir etwa doch den Maurer aus Anatolien befragen sollen, der noch nicht mal ein Haus hat?
Warum winken wir die Reformen durch, ohne sie zu hinterfragen? Vielleicht, weil sie von unseren Freunden ausgetüftelt wurden? Von Freddy, dem Sonderpädagogen, der jetzt Lehrmittel schreibt? Vom freundlichen Professoren auf der Etage? Warum singen wir den Sessionen die Schnulze vom Bildungsabbau,wo die Kosten doch immer noch steigen? Warum schliessen wir Klassen und Schulen und bauen unterdessen Büros für die Freunde? Warum liefern wir dem Gegner dauernd das Futter für seine Kampagnen?
Ich denke, wer die Schule wirklich in die Zukunft führen will, der braucht dreierlei Dinge: Einen Spiegel, einen Wecker - und eine Strategie.  

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