Wegen eines "Systemfehlers" sollen die Kinder und Eltern die Zuweisung in die Sekundarschule selbst wählen dürfen, Bild: Manu Friederich
Berner SP fordert Französischlehrer zu Ungehorsam auf, Bund, 7.8.
Das neue Lehrmittel «mille feuilles» gebe nämlich den
Lehrkräften kein Werkzeug in die Hand, um die Kompetenzen der Kinder zu
vergleichen. Der neue Französischunterricht auf der Primarstufe setze auf
moderne Fremdsprachendidaktik mit einer konstruktivistischen Sicht auf das
individuelle Lernen, schreibt die SP in einer Medienmitteilung vom Donnerstag.
Die SP begrüsse diesen wichtigen Schritt.
Wenn die Lehrpersonen dennoch die individuell erworbenen
Kompetenzen vergleichen und mit Noten beurteilen müssten, stehe das aber im
Widerspruch zu den Prinzipien des modernen Unterrichts. Es stünden auch zu
wenige Testmodule zur Auswahl, welche eine Beurteilung der erworbenen
Kompetenzen ermöglichten.
Deshalb sollten die Lehrpersonen im Fach Französisch in den Übertrittsformularen
«als kurzfristige Massnahme» keinen Zuweisungsvorschlag mehr eintragen und
stattdessen den Kindern und ihren Eltern die Wahl der Sekundarstufe überlassen.
SP-Parteipräsident Roland Näf sagte dazu auf Anfrage, ja, man
könne von einem Aufruf zum Ungehorsam der Lehrkräfte reden. Die Lehrpersonen
stünden aber in einem Dilemma und es gehe nicht, sie «im Seich» stehen zu
lassen. Es bestehe ein «Systemfehler».
Deshalb gestatte sich die SP Kanton Bern diesen Aufruf, den sie
in Form eines offenen Briefs auch denjenigen Schulen verschickt hat, deren
E-Mail-Adressen sie ausfindig machte. Es gehe der SP darum, eine Diskussion zu
lancieren. Viele Lehrpersonen seien ratlos oder gar verzweifelt. Hintergrund
des offenen Briefs ist, dass ab dem bevorstehenden Schuljahr 2014/15 «mille
feuilles» erstmals bei den Sechstklässlern zur Anwendung kommt, also bei jenen
Kindern, bei denen am Ende des Schuljahrs der Selektionsentscheid ansteht.
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