7. August 2014

Berner SP fordert Französischlehrer zu Ungehorsam auf

Die SP des Kantons Bern fordert die bernischen Primarlehrkräfte auf, im Fach Französisch keine Übertrittsentscheide mehr zu fällen und auf Noten zu verzichten. Das Lehrmittel "Mille feuilles" sei ungenügend.



Wegen eines "Systemfehlers" sollen die Kinder und Eltern die Zuweisung in die Sekundarschule selbst wählen dürfen, Bild: Manu Friederich

Berner SP fordert Französischlehrer zu Ungehorsam auf, Bund, 7.8.

Das neue Lehrmittel «mille feuilles» gebe nämlich den Lehrkräften kein Werkzeug in die Hand, um die Kompetenzen der Kinder zu vergleichen. Der neue Französischunterricht auf der Primarstufe setze auf moderne Fremdsprachendidaktik mit einer konstruktivistischen Sicht auf das individuelle Lernen, schreibt die SP in einer Medienmitteilung vom Donnerstag. Die SP begrüsse diesen wichtigen Schritt.
Wenn die Lehrpersonen dennoch die individuell erworbenen Kompetenzen vergleichen und mit Noten beurteilen müssten, stehe das aber im Widerspruch zu den Prinzipien des modernen Unterrichts. Es stünden auch zu wenige Testmodule zur Auswahl, welche eine Beurteilung der erworbenen Kompetenzen ermöglichten.
Deshalb sollten die Lehrpersonen im Fach Französisch in den Übertrittsformularen «als kurzfristige Massnahme» keinen Zuweisungsvorschlag mehr eintragen und stattdessen den Kindern und ihren Eltern die Wahl der Sekundarstufe überlassen.
SP-Parteipräsident Roland Näf sagte dazu auf Anfrage, ja, man könne von einem Aufruf zum Ungehorsam der Lehrkräfte reden. Die Lehrpersonen stünden aber in einem Dilemma und es gehe nicht, sie «im Seich» stehen zu lassen. Es bestehe ein «Systemfehler».
Deshalb gestatte sich die SP Kanton Bern diesen Aufruf, den sie in Form eines offenen Briefs auch denjenigen Schulen verschickt hat, deren E-Mail-Adressen sie ausfindig machte. Es gehe der SP darum, eine Diskussion zu lancieren. Viele Lehrpersonen seien ratlos oder gar verzweifelt. Hintergrund des offenen Briefs ist, dass ab dem bevorstehenden Schuljahr 2014/15 «mille feuilles» erstmals bei den Sechstklässlern zur Anwendung kommt, also bei jenen Kindern, bei denen am Ende des Schuljahrs der Selektionsentscheid ansteht.


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