1. Juni 2014

Servus statt Tschüss

In der Schweiz drang das Hochdeutsche in den letzten Jahren bis in den Kindergarten vor. Die Kantone erliessen Prozentwerte von Hochdeutsch-Gebrauch, die nicht unterschritten werden dürfen. Einzig Aargau und Zürich haben dieser Ausbreitung durch Volksentscheide einen Riegel geschoben. Dort wird im Kindergarten grundsätzlich Mundart gesprochen, wobei einzelne Sequenzen des Unterrichts auch auf Hochdeutsch gehalten werden dürfen.

Ganz anders Österreich. Dort macht man sich Gedanken über das Schwinden der österreichisch geprägten Standardsprache. Die Bildungsministerin weist auf diesen Wandel hin: "Eine Folge ist, dass spezifisch österreichische Eigenheiten und Ausdrucksweisen unserer Sprache langsam aber sicher in den Hintergrund geraten". Nun wird ab Montag in den Schulen eine Broschüre verteilt, die auf den Stellenwert des österreichischen Deutsch hinweist. 


Bloss zehn Prozent der Deutschlehrer finden, Deutsch sei eine einheitliche Sprache mit einer einzigen Form, die in allen deutschsprachigen Ländern gilt, Bild: welt.de

Servus statt Tschüss: Bildungsministerin schickt Broschüre an Schulen, Der Standard, 31.5.


Österreichische Eigenheiten und Ausdrucksweisen der Sprache würden in den Hintergrund geraten, schreibt Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek (SPÖ) in einer neuen Broschüre ihres Ressorts. Damit will Sie Deutschlehrer unterstützen, Kindern den Stellenwert des österreichischen Deutsch zu vermitteln. Das Heft soll ab Montag an Schulen verteilt werden, berichtet die "Kronen Zeitung" am Samstag.
Die Ministerin verweist im Vorwort zu der 64-seitigen Broschüre darauf, das sich die deutsche Sprache in Österreich in den vergangenen Jahren gewandelt habe - ein Eindruck, der sich erhärte, wenn man Kinder und Jugendlichen zuhöre oder ihre schriftlichen Arbeiten lese. Heinisch-Hosek verweist in diesem Zusammenhang darauf, dass das, was in Filmen, Fernsehsendungen oder im Internet zu hören ist, oft in Deutschland produziert bzw. synchronisiert werde. "Eine Folge ist, dass spezifisch österreichische Eigenheiten und Ausdrucksweisen unserer Sprache langsam aber sicher in den Hintergrund geraten", so die Ministerin.
Ihr sei klar, dass sprachliche Entwicklung nicht aufzuhalten sei und sich jede lebende Sprache verändere. Dennoch sei es eine wichtige Aufgabe, "einen aufmerksamen Umgang mit der deutschen Sprache in Österreich zu fördern", so Heinisch-Hosek.
Dafür gibt es in der Broschüre, die auch zum Download bereitsteht, nicht nur theoretische Grundlagen, sondern auch praktisches Arbeitsmaterial. Etwa ein Memory-Spiel, mit Begriffen in "österreichischem", "deutschländischem" und "Schweizer Deutsch".

In der Broschüre finden sich auch erste Ergebnisse eines Forschungsprojekts über "Österreichisches Deutsch" am Institut für Sprachwissenschaft der Universität Wien. In einer Befragung von Deutschlehrern sieht dabei die überwiegende Mehrheit (90 Prozent) Deutsch "als eine Sprache mit Unterschieden in der Standardsprache zwischen den Ländern", nur jeder Zehnte meint, Deutsch sei "eine einheitliche Sprache mit einer einzigen standardsprachlichen Form, die in allen deutschsprachigen Ländern gilt".

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