16. Mai 2014

Thurgau streicht Brückenangebot

Im Rahmen des Sparprogramms schliesst der Kanton Thurgau eines von drei Brückenangeboten für Schulabgänger ohne Lehrstelle. Erziehungsdirektorin Monika Knill (SVP) versichert: "Wir lassen niemand im Regen stehen". 


An einem provisorischen Standort: Brückenangebot in Kreuzlingen, Bild: Reto Martin

Knill versucht Wogen zu glätten, St. Galler Tagblatt, 16.5. von Christof Widmer


Für die Lehrerinnen und Lehrer des Brückenangebots in Kreuzlingen kam die Nachricht wie ein Blitz aus heiterem Himmel. Der Regierungsrat will im Zug des Sparprogramms ihren Standort schliessen, wie er letzte Woche bekannt gegeben hat (Ausgabe vom Samstag). Die Fachschaft des Brückenangebots wollte sich mit einer auf heute Freitag angesetzten Pressekonferenz gegen diesen Schritt wehren. Auf Intervention von oben hat die Fachschaft den Anlass gestern wieder abgesagt.
«Ich wünsche mir, dass sich die Betroffenen zuerst an mich wenden», erklärt Erziehungsdirektorin Monika Knill dazu. Inzwischen sei bereits ein Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern des Kreuzlinger Brückenangebots vereinbart.
Reduktion um knapp 10 Prozent
Am Freitag hatte der Regierungsrat als eine von 102 Massnahmen zur Sanierung der Kantonsfinanzen vorgeschlagen, die Brückenangebote auf das Schuljahr 2016/2017 von vier auf drei Standorte zu reduzieren. Bleiben würden die Standorte Romanshorn, Weinfelden und Frauenfeld. Ab 2017 sollen so jährlich 1,3 Millionen Franken eingespart werden. Nach Angaben von Erziehungsdirektorin Knill will der Regierungsrat die Plätze in den Brückenangeboten auf 280 reduzieren. Heute bereiten sich im Kanton 308 Jugendliche in einem Brückenangebot auf den Einstieg ins Berufsleben vor.
Die Reduktion sei zu verantworten, sagt Knill. Laut Gesetz muss der Kanton nämlich das Angebot an Brückenplätzen so oder so der Lehrstellensituation anpassen. Maximal 15 Prozent der Schulabgänger dürfen in ein solches Programm kommen. Die Regel stammt noch aus der Zeit, als es zu wenig Lehrstellen gab. «Die Situation hat sich stark verändert», sagt Knill. Aktuell gebe es im Thurgau für diesen Sommer noch gut 450 offene Lehrstellen. Da die Zahl der Schulabgänger weiter sinken werde, sei die Anpassung bei den Brückenangeboten konsequent.
Standort sowieso provisorisch
Der Fachschaft des Brückenangebots Kreuzlingen stösst sauer auf, dass ihr Standort geschlossen wird, jener in Romanshorn aber weiterbesteht. Letzterer wird von der Privatschule SBW geführt, die dafür einen Leistungsauftrag vom Kanton hat. Jener in Kreuzlingen ist wie die anderen beiden eine kantonale Schule. «Es wäre mir lieber gewesen, den eigenen Standort nicht zu schliessen», sagt Erziehungsdirektorin Knill. Zwei Gründe hätten aber zum Entscheid geführt: Erstens sei die Achse Romanshorn–Weinfelden–Frauenfeld geeigneter, um lange Schulwege zu vermeiden. Zweitens sei der Standort in Kreuzlingen provisorisch. In absehbarer Zeit wären Investitionen in einen Neubau nötig, die nun entfallen.
Bis 2017 sollen zwei Vollzeitstellen bei den Brückenangeboten abgebaut werden. Monika Knill versichert, dass für die Betroffenen gute Lösungen gesucht werden. «Wir lassen niemand im Regen stehen.» Die Kreuzlinger Fachschaft wollte sich gestern gegenüber den Medien nicht äussern.


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