An einem provisorischen Standort: Brückenangebot in Kreuzlingen, Bild: Reto Martin
Knill versucht Wogen zu glätten, St. Galler Tagblatt, 16.5. von Christof Widmer
Für die Lehrerinnen und
Lehrer des Brückenangebots in Kreuzlingen kam die Nachricht wie ein Blitz aus
heiterem Himmel. Der Regierungsrat will im Zug des Sparprogramms ihren Standort
schliessen, wie er letzte Woche bekannt gegeben hat (Ausgabe vom Samstag). Die
Fachschaft des Brückenangebots wollte sich mit einer auf heute Freitag
angesetzten Pressekonferenz gegen diesen Schritt wehren. Auf Intervention von
oben hat die Fachschaft den Anlass gestern wieder abgesagt.
«Ich wünsche mir, dass sich
die Betroffenen zuerst an mich wenden», erklärt Erziehungsdirektorin Monika Knill
dazu. Inzwischen sei bereits ein Gespräch mit den Lehrerinnen und Lehrern des
Kreuzlinger Brückenangebots vereinbart.
Reduktion um
knapp 10 Prozent
Am Freitag hatte der
Regierungsrat als eine von 102 Massnahmen zur Sanierung der Kantonsfinanzen
vorgeschlagen, die Brückenangebote auf das Schuljahr 2016/2017 von vier auf
drei Standorte zu reduzieren. Bleiben würden die Standorte Romanshorn,
Weinfelden und Frauenfeld. Ab 2017 sollen so jährlich 1,3 Millionen Franken
eingespart werden. Nach Angaben von Erziehungsdirektorin Knill will der
Regierungsrat die Plätze in den Brückenangeboten auf 280 reduzieren. Heute
bereiten sich im Kanton 308 Jugendliche in einem Brückenangebot auf den
Einstieg ins Berufsleben vor.
Die Reduktion sei zu
verantworten, sagt Knill. Laut Gesetz muss der Kanton nämlich das Angebot an
Brückenplätzen so oder so der Lehrstellensituation anpassen. Maximal 15 Prozent
der Schulabgänger dürfen in ein solches Programm kommen. Die Regel stammt noch
aus der Zeit, als es zu wenig Lehrstellen gab. «Die Situation hat sich stark
verändert», sagt Knill. Aktuell gebe es im Thurgau für diesen Sommer noch gut
450 offene Lehrstellen. Da die Zahl der Schulabgänger weiter sinken werde, sei
die Anpassung bei den Brückenangeboten konsequent.
Standort sowieso
provisorisch
Der Fachschaft des
Brückenangebots Kreuzlingen stösst sauer auf, dass ihr Standort geschlossen
wird, jener in Romanshorn aber weiterbesteht. Letzterer wird von der
Privatschule SBW geführt, die dafür einen Leistungsauftrag vom Kanton hat. Jener
in Kreuzlingen ist wie die anderen beiden eine kantonale Schule. «Es wäre mir
lieber gewesen, den eigenen Standort nicht zu schliessen», sagt
Erziehungsdirektorin Knill. Zwei Gründe hätten aber zum Entscheid geführt:
Erstens sei die Achse Romanshorn–Weinfelden–Frauenfeld geeigneter, um lange
Schulwege zu vermeiden. Zweitens sei der Standort in Kreuzlingen provisorisch.
In absehbarer Zeit wären Investitionen in einen Neubau nötig, die nun
entfallen.
Bis 2017 sollen zwei
Vollzeitstellen bei den Brückenangeboten abgebaut werden. Monika Knill
versichert, dass für die Betroffenen gute Lösungen gesucht werden. «Wir lassen
niemand im Regen stehen.» Die Kreuzlinger Fachschaft wollte sich gestern
gegenüber den Medien nicht äussern.
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