Etwa vier Prozent der 6. Klässler haben die Prüfung absolviert, Bild: Valérie Chételat
Sekübertritt: Positive Zwischenbilanz zu Kontrollprüfungen, Der Bund, 4.4.
Seine Befürchtung sei gewesen,
dass plötzlich übermässig viele Schülerinnen und Schüler die neue Prüfung absolvierten,
sagte Pulver am Freitag auf Anfrage zu einer Mitteilung seiner Direktion. Also
dass sich das Verhältnis der durch eine Kontrollprüfung übertretenden Schüler
zu den Schülern, die nach einem normalen Übertrittsverfahren die Schule
wechseln, stark verschöbe.
Das sei aber nicht der Fall, so
Pulver weiter. 326 Schülerinnen und Schüler haben nämlich in den letzten Tagen
diese Prüfung absolviert - etwa vier Prozent der rund 8740 Sechstklässlerinnen
und Sechstklässler an öffentlichen Schulen im Kanton Bern.
Das ist nicht weit weg von der
Zahl der Schüler, deren Eltern in den letzten Jahren nicht einverstanden waren
mit dem Übertrittsentscheid der Lehrpersonen und ein Einigungsgespräch
verlangten. Diese Zahl lag in den letzten Jahren bei durchschnittlich 500.
Die kantonale Erziehungsdirektion
will die Prüfungsergebnisse nun aber noch sorgfältig evaluieren und dafür
Lehrpersonen, Eltern und Kinder befragen. Ein erster Bericht, ob die
Kontrollprüfung wie erwünscht zu einer Beruhigung bei Übertrittskonflikten beiträgt,
will Pulver Ende 2014 vorlegen.
«Belastende
Auseinandersetzungen»
Die Situation zu beruhigen, ist
das Ziel der neuen Kontrollprüfungen. Sie wurden 2011 angekündigt, weil es bei
diesen Einigungsgesprächen zwischen Eltern und Lehrpersonen nur selten wirklich
zu einer gemeinsamen Lösung kam, wie die Erziehungsdirektion damals schrieb.
Stattdessen würden alle Beteiligten oft in belastende Auseinandersetzungen
verwickelt.
Normalerweise erfolgt der
Übertritt von Sechstklässlern nach einer umfassenden Beurteilung durch die
Lehrpersonen, welche auch das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten sowie eine
Beobachtungszeit von drei Semestern einbezieht.
Die neue Kontrollprüfung ist
hingegen für die Erziehungsdirektion eine «Momentaufnahme, die ausschliesslich
die Sachkompetenz der Schülerinnen und Schüler prüft».
Eine Umfrage des Verbands der
Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Bern (LEBE) zeigte seinerzeit, dass 86
Prozent der Lehrpersonen, die antworteten, die Einführung einer Kontrollprüfung
gut finden.
Pro Fach 90 Minuten
Die neuen Kontrollprüfungen waren
schriftlich. Das Fach Französisch umfasste zusätzlich einen mündlichen
Prüfungsteil. Die Prüfung dauerte pro Fach 90 Minuten und wurde von extra dafür
geschulten Lehrpersonen durchgeführt.
Die Erziehungsdirektion hatte die
Prüfungsaufgaben entwickelt und vorgegeben. Dafür arbeitete sie mit
Fachdidaktikern, mit Lehrpersonen sowie dem Institut für Bildungsevaluation der
Universität Zürich zusammen. Um die Prüfungsaufgaben zu normieren, war im März
2013 ein Testlauf mit 250 Kindern durchgeführt worden.
Pro Fach konnten maximal 100
Punkte erreicht werden. Ab 55 Punkten wurde die Schülerin oder der Schüler im
entsprechenden Fach dem Sekundarschulniveau zugeteilt. In Gemeinden, die eine
spezielle Sekundarklasse führen, mussten die Kinder mindestens 75 Punkte
erreichen, um im entsprechenden Fach dem Niveau der speziellen Sekundarklasse
zugeteilt zu werden.
Während im Fach Deutsch 33 Prozent
der 326 Prüfungsteilnehmer Sek-Niveau erreichen, sind es im Fach Französisch 37
Prozent und in Mathematik 44 Prozent. In die spezielle Sekundarklasse können
nach den Kontrollprüfungen im Fach Deutsch und Französisch ein Prozent
respektive zwei Prozent der Schüler übertreten, im Fach Mathematik sind es
knapp sieben Prozent.
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