5. April 2014

Sekübertritt: Positive Zwischenbilanz

Im Kanton Bern haben erstmals die neuen Kontrollprüfungen stattgefunden, die zum Zug kommen, wenn sich Lehrer und Eltern beim Übertritt der Schüler von der Primar- zur Sekundarschule nicht einigen. Erziehungsdirektor Bernhard Pulver zieht eine positive Zwischenbilanz.





Etwa vier Prozent der 6. Klässler haben die Prüfung absolviert, Bild: Valérie Chételat

Sekübertritt: Positive Zwischenbilanz zu Kontrollprüfungen, Der Bund, 4.4. 


Seine Befürchtung sei gewesen, dass plötzlich übermässig viele Schülerinnen und Schüler die neue Prüfung absolvierten, sagte Pulver am Freitag auf Anfrage zu einer Mitteilung seiner Direktion. Also dass sich das Verhältnis der durch eine Kontrollprüfung übertretenden Schüler zu den Schülern, die nach einem normalen Übertrittsverfahren die Schule wechseln, stark verschöbe.
Das sei aber nicht der Fall, so Pulver weiter. 326 Schülerinnen und Schüler haben nämlich in den letzten Tagen diese Prüfung absolviert - etwa vier Prozent der rund 8740 Sechstklässlerinnen und Sechstklässler an öffentlichen Schulen im Kanton Bern.
Das ist nicht weit weg von der Zahl der Schüler, deren Eltern in den letzten Jahren nicht einverstanden waren mit dem Übertrittsentscheid der Lehrpersonen und ein Einigungsgespräch verlangten. Diese Zahl lag in den letzten Jahren bei durchschnittlich 500.
Die kantonale Erziehungsdirektion will die Prüfungsergebnisse nun aber noch sorgfältig evaluieren und dafür Lehrpersonen, Eltern und Kinder befragen. Ein erster Bericht, ob die Kontrollprüfung wie erwünscht zu einer Beruhigung bei Übertrittskonflikten beiträgt, will Pulver Ende 2014 vorlegen.
«Belastende Auseinandersetzungen»
Die Situation zu beruhigen, ist das Ziel der neuen Kontrollprüfungen. Sie wurden 2011 angekündigt, weil es bei diesen Einigungsgesprächen zwischen Eltern und Lehrpersonen nur selten wirklich zu einer gemeinsamen Lösung kam, wie die Erziehungsdirektion damals schrieb. Stattdessen würden alle Beteiligten oft in belastende Auseinandersetzungen verwickelt.
Normalerweise erfolgt der Übertritt von Sechstklässlern nach einer umfassenden Beurteilung durch die Lehrpersonen, welche auch das Arbeits-, Lern- und Sozialverhalten sowie eine Beobachtungszeit von drei Semestern einbezieht.
Die neue Kontrollprüfung ist hingegen für die Erziehungsdirektion eine «Momentaufnahme, die ausschliesslich die Sachkompetenz der Schülerinnen und Schüler prüft».
Eine Umfrage des Verbands der Lehrerinnen und Lehrer des Kantons Bern (LEBE) zeigte seinerzeit, dass 86 Prozent der Lehrpersonen, die antworteten, die Einführung einer Kontrollprüfung gut finden.
Pro Fach 90 Minuten
Die neuen Kontrollprüfungen waren schriftlich. Das Fach Französisch umfasste zusätzlich einen mündlichen Prüfungsteil. Die Prüfung dauerte pro Fach 90 Minuten und wurde von extra dafür geschulten Lehrpersonen durchgeführt.
Die Erziehungsdirektion hatte die Prüfungsaufgaben entwickelt und vorgegeben. Dafür arbeitete sie mit Fachdidaktikern, mit Lehrpersonen sowie dem Institut für Bildungsevaluation der Universität Zürich zusammen. Um die Prüfungsaufgaben zu normieren, war im März 2013 ein Testlauf mit 250 Kindern durchgeführt worden.
Pro Fach konnten maximal 100 Punkte erreicht werden. Ab 55 Punkten wurde die Schülerin oder der Schüler im entsprechenden Fach dem Sekundarschulniveau zugeteilt. In Gemeinden, die eine spezielle Sekundarklasse führen, mussten die Kinder mindestens 75 Punkte erreichen, um im entsprechenden Fach dem Niveau der speziellen Sekundarklasse zugeteilt zu werden.

Während im Fach Deutsch 33 Prozent der 326 Prüfungsteilnehmer Sek-Niveau erreichen, sind es im Fach Französisch 37 Prozent und in Mathematik 44 Prozent. In die spezielle Sekundarklasse können nach den Kontrollprüfungen im Fach Deutsch und Französisch ein Prozent respektive zwei Prozent der Schüler übertreten, im Fach Mathematik sind es knapp sieben Prozent.

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