5. April 2014

Zürcher Lehrmittelverlag soll AG werden

Die Zürcher Bildungsdirektion will den Lehrmittelverlag in eine AG umwandeln lassen. Sie folgt damit einem nationalen Trend.




Lehrmittel: Mehr unternehmerischer Spielraum möglich, Bild: Adrian Baer

Der Zürcher Lehrmittelverlag soll eine AG werden, NZZ, 4.4. 


Der Lehrmittelverlag Zürich soll von einer unselbständigen öffentlichrechtlichen Anstalt in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, die vom Kanton kontrolliert wird. Der Regierungsrat hat am Freitag eine entsprechende Gesetzesänderung in die Vernehmlassung gegeben.
Die Bildungsdirektion unter Regine Aeppli (sp.) will dem Verlag einen grösseren unternehmerischen Spielraum verschaffen. Dieser ist heute beschränkt, da der Kanton Vorgaben im Stellenplan und im Finanzhaushalt macht. Der Absatz von Lehrmitteln ist laut der Bildungsdirektion aber immer weniger kalkulierbar. So sinkt ihre Zahl wegen der zunehmenden Vereinheitlichung der kantonalen Lehrpläne im Zuge von Harmos und dem geplanten Lehrplan 21. Gleichzeitig sind die Publikationen im Zeitalter der Digitalisierung schneller veraltet. Die Ansprüche wiederum nehmen aufgrund der Individualisierung des Unterrichts zu.
Da die Umwandlung die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen erleichtern soll, könnten sich gemäss dem Gesetzesentwurf auch andere Kantone und Gemeinden an der Aktiengesellschaft beteiligen. Bereits heute erwirtschaftet der Zürcher Lehrmittelverlag die Hälfte seines Umsatzes von 24 Millionen Franken ausserhalb des Kantons Zürich.
Nach den Plänen der Regierung wird der selbständige Verlag mit einem Aktienkapital von einer Million und einem verzinslichen Darlehen von drei Millionen Franken starten. Seine bisherigen öffentlichen Aufgaben für die Zürcher Volksschule soll er dank einer gesetzlichen Verpflichtung weiter erfüllen. So hat der Verlag weiterhin Unterrichtsmittel für alle Schülerinnen und Schüler bereitzustellen. Dazu gehören auch Lehrmittel für kleinere Schülergruppen, wie etwa Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen, für die nach Ansicht der Bildungsdirektion kein genügendes Angebot besteht.
Dass die vormals öffentlichrechtlichen Lehrmittelverlage verselbständigt werden, entspricht einem nationalen Trend: So existiert im Kanton Luzern seit 2009 eine AG, und die Verlage der Kantone Aargau und Bern schlossen sich im gleichen Jahr zur «Schulverlag plus AG» zusammen. Denkbar ist, dass es im Zuge der Vereinheitlichung der Lehrpläne zu weiteren Fusionen kommt. Die Vernehmlassung zur geplanten «Lehrmittelverlag Zürich AG» dauert bis Mitte Juli.


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