Lehrmittel: Mehr unternehmerischer Spielraum möglich, Bild: Adrian Baer
Der Zürcher Lehrmittelverlag soll eine AG werden, NZZ, 4.4.
Der
Lehrmittelverlag Zürich soll von einer unselbständigen öffentlichrechtlichen
Anstalt in eine Aktiengesellschaft umgewandelt werden, die vom Kanton
kontrolliert wird. Der Regierungsrat hat am Freitag eine entsprechende
Gesetzesänderung in die Vernehmlassung gegeben.
Die
Bildungsdirektion unter Regine Aeppli (sp.) will dem Verlag einen grösseren
unternehmerischen Spielraum verschaffen. Dieser ist heute beschränkt, da der
Kanton Vorgaben im Stellenplan und im Finanzhaushalt macht. Der Absatz von
Lehrmitteln ist laut der Bildungsdirektion aber immer weniger kalkulierbar. So
sinkt ihre Zahl wegen der zunehmenden Vereinheitlichung der kantonalen
Lehrpläne im Zuge von Harmos und dem geplanten Lehrplan 21. Gleichzeitig sind
die Publikationen im Zeitalter der Digitalisierung schneller veraltet. Die
Ansprüche wiederum nehmen aufgrund der Individualisierung des Unterrichts zu.
Da die
Umwandlung die Zusammenarbeit mit anderen Verlagen erleichtern soll, könnten
sich gemäss dem Gesetzesentwurf auch andere Kantone und Gemeinden an der
Aktiengesellschaft beteiligen. Bereits heute erwirtschaftet der Zürcher
Lehrmittelverlag die Hälfte seines Umsatzes von 24 Millionen Franken ausserhalb
des Kantons Zürich.
Nach den
Plänen der Regierung wird der selbständige Verlag mit einem Aktienkapital von
einer Million und einem verzinslichen Darlehen von drei Millionen Franken
starten. Seine bisherigen öffentlichen Aufgaben für die Zürcher Volksschule
soll er dank einer gesetzlichen Verpflichtung weiter erfüllen. So hat der
Verlag weiterhin Unterrichtsmittel für alle Schülerinnen und Schüler
bereitzustellen. Dazu gehören auch Lehrmittel für kleinere Schülergruppen, wie
etwa Kinder mit besonderen pädagogischen Bedürfnissen, für die nach Ansicht der
Bildungsdirektion kein genügendes Angebot besteht.
Dass die
vormals öffentlichrechtlichen Lehrmittelverlage verselbständigt werden,
entspricht einem nationalen Trend: So existiert im Kanton Luzern seit 2009 eine
AG, und die Verlage der Kantone Aargau und Bern schlossen sich im gleichen Jahr
zur «Schulverlag plus AG» zusammen. Denkbar ist, dass es im Zuge der
Vereinheitlichung der Lehrpläne zu weiteren Fusionen kommt. Die Vernehmlassung
zur geplanten «Lehrmittelverlag Zürich AG» dauert bis Mitte Juli.
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