3. April 2014

Kostentransparenz beim Lehrplan 21 gefordert

Eine Gruppe von Lehrern will Einfluss auf die Überarbeitung des Lehrplans 21 nehmen. Die Anführer haben schon einmal eine Reform zu Fall gebracht.





Alle sprechen vom Lehrplan 21, doch niemand weiss, wie teuer er wird.

1000-mal gegen Lehrplan 21, Tages Anzeiger, 3.4. von Anja Burri


Zum Entwurf des Lehrplans 21 sind über 1000 Stellungnahmen eingegangen. Auch der nationale und die kantonalen Lehrerverbände äusserten sich zum 550-seitigen Werk, das für alle Deutschschweizer Schüler die gleichen Lernziele festlegen soll. Die Kritik, der Lehrplan sei zu umfangreich und teilweise zu kompliziert, geht einer Gruppe von über 1000 Lehrern zu wenig weit. In einem Memorandum bezeichnen sie den Lehrplan als praxisfernes, missionarisches «Monster». Dieses schränke die Lehrer ein, koste viel und schaffe keinen pädagogischen Mehrwert.
Nun will sich die Gruppe in die Überarbeitung des Lehrplans einbringen. «Wir bieten einen Dialog an», sagte der Mitinitiant und Bieler Lehrer Alain Pichard gestern vor den Medien in Bern. Bisher sei der Lehrplan viel zu wenig von der Praxis her gedacht worden. Neben dem Einbezug der Kritiker fordert die Lehrergruppe auch mehr Zeit für die Umsetzung und mehr Transparenz. «Wir wollen wissen, was die Umsetzung des Lehrplans genau kostet», sagte der Lehrer Daniel Goepfert, der in Basel-Stadt als SP-Vertreter im Kantonsparlament sitzt. Zudem müssten die Lehrplanmacher endlich transparenter informieren. Weil der Lehrplan so lange unter Verschluss gehalten worden sei, habe nie eine vernünftige Diskussion stattfinden können. Das sei einer Demokratie unwürdig.
Notfalls über die Politik
Dass die öffentliche Konsultation zum Lehrplan bereits abgeschlossen ist, beeindruckt die Lehrergruppe nicht. Sie ist entschlossen, sich Gehör zu verschaffen – notfalls über die kantonalen Parlamente, in denen viele Lehrer sässen. In verschiedenen Kantonsparlamenten sind bereits Vorstösse hängig, die unter anderem Kostentransparenz oder eine Mitsprache der Parlamente fordern.

«Man darf uns nicht unterschätzen», sagte Pichard. Das Selbstvertrauen speist sich aus der Vergangenheit: Vor zehn Jahren brachte eine Lehrergruppe um Pichard eine Bildungsreform im Kanton Bern zu Fall. Nach einer Petition und Protesten musste der damalige Berner Erziehungsdirektor ein aufwendiges Bewertungssystem zur Beurteilung der Schüler zurücknehmen. Die Deutschschweizer Erziehungsdirektorenkonferenz (D-EDK) liess gestern offen, ob sie Kritiker in die Überarbeitung des Lehrplans 21 miteinbeziehen wird. Vergangene Woche hat die D-EDK über das weitere Vorgehen entschieden. Informiert wird am 11. April.

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