2. Februar 2014

LCH sorgt sich um Altpapier

Sie gehörten zum Höhepunkt vieler Schülerleben, die Altpapiertouren mit Traktoranhänger oder Handwagen durchs Dorf. Beim Bündelschmeissen liessen sich Kräfte unter Beweis stellen und nebenbei verborgene Seiten des Lebens entdecken, wenn ein Magazin nicht ganz jugendfreien Inhaltes aus einem Packen lugte.
Noch heute setzen viele Gemeinden Schüler für das Sammeln von Papier ein - obwohl nach einem tödlichen Unfall in Buchrain (LU) 2007 der Gemeindeverband davon abriet. Nun weist der Lehrerverband Schweiz (LCH) erneut auf die Gefahren hin. Das sei «ein Risiko zu viel für die Schule», schreibt Rechtsberater Peter Hofmann im jüngsten Magazin des LCH. Zentralsekretärin Franziska Peterhans doppelt auf Anfrage nach: Lehrerinnen und Lehrer sollten sich gegen angeordnete Papiersammlungen wehren, wenn sie die Gefahren als zu gross einstufen. «Wir sind um den Schutz der Lehrpersonen vor Unglücksfällen und deren dramatischen menschlichen und rechtlichen Folgen bemüht», sagt Peterhans. Verweigern können sie die Teilnahme indes nicht, weil sie die Weisungen des Arbeitgebers befolgen müssen. So geschehen in Bettlach (SO). Trotz dem Lehrerprotest nach einem glimpflich verlaufenen Unfall beharrte die Gemeinde auf den Touren. Auch anderenorts wird ungern auf die Schülerarbeit verzichtet, die einen Zustupf an Skilager, Reisen und Ausflüge bringt - sowie Kosten für den Einsatz von Profis spart. Immerhin hat Bettlach Warnwesten für die Kinder angeschafft. Auch anderenorts wurde die Sicherheit erhöht. Etwa, indem gefährliche Routen aus dem Plan gestrichen wurden.

Vorbild ist für den LCH Rapperswil (BE): Dort bringen die Einwohner das Papier an eine Sammelstelle, und die Schüler sortieren es vor Ort. Der pädagogische und pekuniäre Nutzen der Aktion bleibt bestehen, und es ist sicherer. Nur weniger lustig.
Gefährliches Altpapier, NZZaS, 2.2. von René Donzé 

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