29. September 2013

Stadtzürcher und die obligatorische Tagesschule

Tagesschulen sind in der Stadt Zürich immer wieder für eine Schlagzeile gut. Schon im Jahr 2005 kündigte die damalige Schulvorsteherin Monika Weber Pilotprojekte für den Januar 2006 an. Der jetzige Schulvorsteher Gerold Lauber hat diesbezüglich eine Vision: "Über kurz oder lang werden wir in der Stadt Zürich flächendeckend verbindliche Tagesschulen haben". In diesem Fall müssten sämtliche Schulkinder über Mittag in der Schule bleiben und essen. Dazu äussert sich René Donzé in einem Kommentar.









Mittagstisch bald obligatorisch? Bild: Matthias Wäckerlin



Es ist die logische Konsequenz einer langjährigen Entwicklung: Schon heute besucht beinahe die Hälfte der Stadtzürcher Schulkinder einen Hort, bald wird nur noch eine Minderheit mit Mami oder Papi am Mittagstisch sitzen. Im Kanton Zürich sind die Gemeinden verpflichtet, die ausserschulische Betreuung bei Bedarf sicherzustellen. Die Stadt will nun - statt mehr teure Horte einzurichten - den Aufbau von Tagesschulen forcieren. Aus ökonomischer Sicht dürfte die Rechnung aufgehen, weil personelle und räumliche Synergien geschaffen werden. Die Kinder gewinnen, wenn sie am?gleichen Ort mit ihren Gspänli lernen, leben, essen, spielen können. Die hohe Zahl der Bezugspersonen, eine Schwäche der Volksschule, wird reduziert. Tagesschulen sind ein Fortschritt gegenüber dem derzeit sehr heterogenen Betreuungssystem - nicht aber per se gegenüber der intakten familiären Betreuung, wo diese noch gegeben ist. Es wird immer Eltern geben, denen die Mittagszeit mit ihren Kindern wichtig und teuer ist.?Ihnen muss das auch in Zukunft möglich sein. Die Bundesverfassung schützt die persönliche Freiheit von Eltern und Kindern sowie das Familienleben. Ein Zwang für den Besuch von Tagesschulen, wie ihn die Stadt Zürich plant, ist abzuwehren.
Quelle: NZZaS, 29.9.

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