7. Februar 2012

Hinkende Schulvergleiche


Die Opposition gegen die standardisierte Testerei wächst. Ein Artikel in der NZZ hat ein beträchtliches Echo ausgelöst. Der Leserbriefschreiber weist auf die Schwierigkeiten hin, die oft unter den Tisch gewischt werden. 

Die Lehrerschaft hat recht, wenn sie flächendeckende Tests und Rankings ablehnt (NZZ 1. 2. 12). Es stimmt: Derartige Vergleiche können nie gerecht und objektiv erfolgen, denn zu viele Faktoren spielen eine Rolle, und zu unterschiedlich sind die Verhältnisse. Ferner kommen auch bei der Durchführung von Tests erhebliche Differenzen in der Handhabung vor. So stellten sich vor einiger Zeit in einer Gemeinde bei einer Klassen vergleichenden Arbeit unerklärliche Unterschiede bei den Resultaten heraus, und erst eine genaue Analyse zeigte, warum. Einzelne Lehrpersonen hatten sehr schwache oder sonstwie problematische Kinder gar nicht in den Test einbezogen, weil ihnen dieser nicht zuzumuten sei; in anderen Klassen wurden aber keinerlei Ausnahmen gewährt. Solches wirkte sich natürlich spürbar auf den jeweiligen Klassendurchschnitt aus, und nur schon dieses kleine Beispiel zeigt, dass auch hier der Teufel im Detail hockt.
Gerade die Integration aller Kinder in Normalklassen lässt objektive Vergleiche zwischen Schülergruppen oder Abteilungen immer weniger zu und manifestiert zugleich die widersprüchlichen Strömungen der Bildungspolitik. Jedenfalls ist es für die Lehrerschaft vor allem frustrierend, dass von oben versichert wird, das Problem der Belastung mit zu vielen Reformen sei erkannt und man wolle dem abhelfen, aber gemacht wird genau das Gegenteil. Solche Neuerungen sind stets eine willkommene Arbeitsbeschaffung für die Bildungsdirektionen, aber eine absolut unnötige Mehrbelastung für die Lehrerinnen und Lehrer.
Hans-Peter Köhli, Zürich
Quelle: NZZ, 7.2.
Illusion der Statistiker, NZZ, 1.2.

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