12. Dezember 2016

Baselland rüstet auf: Computer für alle

Die Welt hält in den Baselbieter Schulen Einzug – zumindest das, was digital davon übrig geblieben ist. Der Kanton rüstet seine Schulen massiv mit Internet und Computern auf. Die Schulleitungen drängen schon jetzt auf die Umsetzung, ab 2017 sollen ganze Klassen persönliche Computer für die Schüler erhalten. Die Kosten übernehmen für einmal nicht die Eltern, sondern der Staat.
Baselbieter Schulen verlassen die Steinzeit: 2017 gibts Tabletcomputer in ganzen Klassen, Barfi.ch, 12.12. von Andreas Schwald
 
Stellen wir uns vor: Jeder Sekundarschüler erhält von seiner Schule einen persönlichen Computer. Vielleicht ist es ein Tablet, vielleicht ein Laptop, egal, denn in beiden Geräten steckt mittlerweile praktisch dasselbe. Jeder Schüler, jede Schülerin also wird mit einem internetfähigen Kantonsrechner ausgestattet, auf dem er oder sie nicht nur Hausaufgaben macht, sondern im Unterricht aufgaben löst oder das Lehrmittel durchgeht. Aufgelöst ist das Computerzimmer, wie man es heute kennt, die Geräte befreit aus den engen und streng überwachten Räumen.

Das ist nicht die Zukunft, es ist die Gegenwart, die in das Klassenzimmer kommt – denn Internet und alle dazugehörigen Endgeräte sind im Lebensumfeld der Schweizer Durchschnittsfamilie schon lange Alltag. Hier macht jetzt auch das Baselbiet Tempo: Das Projekt trägt den etwas technischen Namen IT.SBL und beschreibt das Vorgehen an den Baselbieter Schulen (SBL) mit Informationstechnologie (IT). Ziel ist es, die Schülerinnen und Schüler eins zu eins, also durchs Band weg, mit schuleigenen Geräten auszustatten. Das ist auch nötig. Viele aktuelle Lehrmittel sehen vor, dass Computer oder andere technische Geräte zum Einsatz kommen.

Erste Sekundarschulen sollen schon auf das Schuljahr 2017/2018 Pilotklassen erhalten, deren Schüler mit persönlichen Computern ausgerüstet werden. Ist der Pilot erfolgreich, «wird eine flächendeckende Einführung in Aussicht genommen», sagt Deborah Murith, Sprecherin der Bildungsdirektion (BKSD) Baselland. Aktuell verfügen die Baselbieter Sekundarschulen über je vier Computer pro Klasse, wobei die meistens noch im Computerzimmer der Schule eingesperrt sind. Auch Primarschüler kommen künftig in den Genuss von Touchscreen oder Notebook; entsprechende Kredite hatte der Landrat Ende 2013 und Anfang 2014 verabschiedet. Nur die Fraktion der SVP war dagegen.
«Schlüsselkompetenz der Gegenwart»
Für die Schulleitungen kann es nicht schnell genug gehen. «Wir befinden uns in einer bedeutenden Übergangszeit», sagt Jürg Aeberhard, Schulleiter der Sekundarschule Burg in Liestal: «Der Umgang mit Informationstechnologie ist eine absolute Schlüsselkompetenz der Gegenwart.» Schluss mit den alten Computerzimmern, in denen die Schüler nur während bestimmten Stunden Zugang zu den Geräten hatten. Jetzt kommen die Computer mit den Schülern ins Klassenzimmer.

Dabei hätten die Schulen die neuen Computer am liebsten schon jetzt. Denn mit dem Lehrplan 21 sind auch die Ansprüche der Lehrmittel gestiegen, allein im Fremdsprachenunterricht sind technische Geräte praktisch Pflicht. Auch wenn die BKSD beschwichtigt, dass für mitgelieferte Audio-CDs noch ein Abspielgerät genüge. Schulleiter Jürg Aeberhard hält fest: «Die Ansprüche steigen mehr und mehr. Wir müssten die Zwischenzeit für den Umstieg nutzen: Schulentwicklung, Weiterbildung etc.» Die aktuelle Anzahl Computer an den Schulen reiche heute kaum aus. Die Bildungsdirektion erachtet es trotz allfälligen Mangelerscheinungen «als nicht zielführend», dass die Schulen in der Zwischenzeit den Bedarf mit privaten Informatikmitteln decken.
Schulen hängen in der Warteschlaufe
Auch im Oberbaselbiet geht die Technologisierung voran. In Gelterkinden wechselt die Sekundarschule derzeit die Desktop-Computer gegen Laptops aus, anfangs Jahr soll die Migration der Geräte stattfinden. «Klar, auch für viele Lehrpersonen bedeutet der Einsatz der Computer im Klassenzimmer eine Umstellung», sagt Schulleiter Daniel Dettwiler. Noch sei schwer abschätzbar, wie der Unterricht genau ablaufen würde, deshalb gäbe es auch die Pilotklassen. Aktuell prüfe die Schule, wie sie den Bedarf an Computertechnik bis zur Aufrüstung durch den Kanton überbrücken könne. Wie Kollege Aeberhard sagt auch Dettwiler: «Die Integration von Computern in den Unterricht ist unaufhaltsam.»

Welche Geräte oder Marken genau eingesetzt werden, ist noch offen. Es dürften aber nicht die neusten MacBooks oder iPads sein, denn Apple hat preislich den Einsteigermarkt schon lange verlassen. Zudem dürften die hippen Edelprodukte das Budget des finanziell klammen Landkantons deutlich übersteigen. Zumal die BKSD von einer «bedarfs- und stufengerechten Ausstattung der Schulen» schreibt, mit der «die Chancengleichheit für alle Schülerinnen und Schüler» gesichert werden soll.
Für Lehrer gilt: Bring dein eigenes Gerät
Und die Lehrer? Die kommen nicht ungeschoren davon. Im Gegensatz zu ihren Schülern werden sie aber nicht mit Kantonscomputern ausgerüstet. Vielmehr verfolgt die Bildungsdirektion bei ihnen die Strategie «bring your own device», also: bring dein eigenes Gerät mit.

Der Kanton entschädige aber die Lehrpersonen für die Verwendung ihrer privaten Computer, so BKSD-Sprecherin Murith. Zudem muss der ganze Lehrkörper Aus- und Weiterbildungen im Informatikbereich absolvieren. Schliesslich steuern die Lehrerinnen und Lehrer den Einsatz der technischen Mittel – und nicht umgekehrt.


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