5. Mai 2021

Durchschnittlich 35/h/Woche im Netz und trotzdem schwache Leser

Teenager informieren sich heute vor allem online. Gerade dort ist es aber besonders wichtig, «Fake News» von zuverlässigen Nachrichten unterscheiden zu können. Auch das Erkennen von betrügerischen Phishing-Mails ist dringend notwendig, um im Internet nicht irgendwann zum Opfer von Betrügern zu werden.

Laut Pisa-Studie sind Schweizer Teenager bei der Lesekompetenz nur Durchschnitt, NZZ, 5.5. 

Um dies zu ermöglichen, braucht es aber vor allem entsprechende Lesefähigkeiten. Die neueste Pisa-Studie hat diese im ganzen OECD-Raum untersucht. Das Ergebnis: Die 15-jährigen Schweizer schneiden dabei nicht besonders gut ab, sondern rangieren im internationalen Vergleich nur im hinteren Mittelfeld.

Durchschnittlich 35 Stunden pro Woche online

Wie wichtig aber die Kompetenz ist, im weiten Feld des Internets Wahres von Falschem zu unterscheiden zeigt folgende Zahl: Durchschnittlich 35 Stunden pro Woche gehen Schweizer Jugendliche online und sie beziehen Informationen über das Geschehen in der Welt inzwischen hauptsächlich von dort. In der Schule wird zu diesem Zweck Medienkunde unterrichtet. Doch laut Pisa-Studie ist das Ergebnis dieser schulischen Bemühungen ungenügend: Nur 45 Prozent aller Schüler geben an, in der Schule gelernt zu haben, wie man im Netz vertrauenswürdige Quellen von betrügerischen unterscheidet.

Dazu gehört beispielsweise auch ganz elementar die Fähigkeit, Fakten und blosse Meinungen beim Lesen von Texten auseinanderhalten zu können. Im internationalen Vergleich der neuesten Pisa-Studie schneiden in dieser Beziehung die USA am besten ab, während die Schweiz eher enttäuschend im hinteren Drittel zu finden ist.

Kritisches Lesen zu wenig gefördert

Gegenüber dem Fernsehen SRF nahm zu diesem Ergebnis Claudia Schmellentin, Professorin für Deutschdidaktik an der Fachhochschule Nordwestschweiz Stellung.«Meine Vermutung ist, dass diese Strategie des kritischen Lesens, die es braucht, um Fakten von «Fake News» zu unterscheiden, bei uns zu wenig gefördert wird. Wir wissen, dass solche Strategien explizit unterrichtet werden müssen, damit die Schüler das auch lernen und später anwenden können.» Genau dies gelte es, stärker in den Blick zu nehmen. Auffallend sei ausserdem, dass auch andere deutschsprachige Länder in dieser Beziehung relativ schlecht abgeschnitten hätten. Im englischen Sprachraum gebe es eine grössere Tradition.

Nicht zum ersten Mal nur im Mittelfeld

Eine grosse Überraschung sei die neueste Pisa-Studie aber nicht. Die Ergebnisse würden sich mit anderen Studien decken. Als besonders problematisch sieht Schmellentin die darin zutage getretenen sozialen Unterschiede an. Während viele Schweizer Schüler sehr gut abgeschnitten hätten, gebe es einen Anteil von etwa einem Viertel der Schüler, der richtiggehend abgehängt sei. Diese verfügten deshalb später nicht über genügend Lesekompetenzen, um am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen und beruflich weiterzukommen.

Pisa-Studien sind nicht unumstritten und einzelne Befunde wurden auch schon begründet kritisiert. Dennoch ist es für die Schweiz enttäuschend, sich dabei bei den Lesefähigkeiten nicht zum ersten Mal nur im Mittelfeld zu befinden. Besser schneiden Schweizer Schüler dagegen in Mathematik und Naturwissenschaften ab.

 


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