Der Tessiner Bildungsdirektor Manuele Bertoli macht sich Sorgen. Denn im Südkanton herrscht schon länger ein akuter Mangel an Deutschlehrerinnen und Deutschlehrern. Für das nächste Schuljahr etwa fehlen rund 15 solcher Lehrpersonen. Zudem stehen zahlreiche Pensionierungen an. Das dürfte das Problem weiter verschärfen.
Dem Tessin gehen die Lehrpersonen für Deutsch aus, SRF, 9.3. von Karoline Thürkauf
Deutschlehrermangel im Tessin, SRF, 9.3.
Lehrermangel beeinträchtigt Unterrichtsqualität
Diese
Entwicklung sei «besorgniserregend», so Bertoli. «Wenn es keine grosse Auswahl
an Bewerbern gibt, führt das zu einem Qualitätsverlust bei den Dozierenden».
Um
die Lücke zu füllen, werden neu Quereinsteigerkurse für Tessiner
Primarlehrerinnen angeboten. Nach dem Besuch eines solchen Kurses sollen diese
in der Lage sein, Deutsch-Pensen auf Sekundarstufe zu unterrichten. Das
Problem: Das Fach Deutsch ist im Tessin nicht sonderlich beliebt. Solche Kurse
allein dürften deshalb nicht ausreichen.
Damit
der Lehrermangel dennoch behoben werden kann, sucht der Kanton laut Bertoli neu
Lehrpersonen im Ausland, etwa in Österreich, Deutschland, oder dem Südtirol.
Dass
eine solche Massnahme ausgerechnet im Tessin beschlossen wird, überrascht. Der
Kanton machte 2017 mit der Initiative «Prima i nostri!» von sich reden, die
einheimische Arbeitskräfte vor dem Konkurrenzdruck aus dem Ausland schützen
wollte.
Doch
eine andere Möglichkeit gäbe es nicht, begründet der Erziehungsdirektor den
Schritt: «Unsere tieferen Tessiner Löhne sind für Deutschschweizer Lehrer nicht
interessant.»
Das Tessin ist schlecht vernetzt
Zu
den tiefen Löhnen kommt eine andere Schwierigkeit. Das Tessin ist nicht optimal
vernetzt, was Lehrpersonen angeht. Bis vor Kurzem war der Kanton beispielsweise
nicht im Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz präsent.
Allerdings
bleibt es fraglich, ob sich durch eine intensivere Zusammenarbeit mit der
Deutschschweiz wirklich zusätzliche Lehrerinnen und Lehrer für den Südkanton
rekrutieren lassen können. Franziska Peterhans, Zentralsekretärin des
Dachverbands, ist skeptisch. «Da sind die Arbeitgeber gefordert.»
Der
Kanton Tessin könne zwar auf die Deutschschweiz zugehen. «Aber in der
Deutschschweiz fehlen selbst Lehrpersonen und ich denke nicht, dass das
Reservoir gross ist.»
Bei höheren Löhnen gibt es kaum Lehrermangel
Seien
die Löhne für Lehrpersonen hoch, gäbe es kaum einen Lehrermangel, gibt
Peterhans zu bedenken. Das zeige das Beispiel des Kantons Zug mit seinen
verhältnismässig hohen Löhnen. Doch dass der Kanton Tessin seine Lehrerlöhne
erhöht, ist nicht realistisch.
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