Das von der Starken Schule beider Basel inszenierte Seilziehen um die Lehrpläne ist beendet. Die Stimmberechtigten wollten sich nicht ein weiteres Mal in die Debatte um die neuen Lehrpläne der Primar- und Sekundarschulen einmischen.
Niederlage für die Starke Schule, Basler Zeitung, 8.3. von Thomas Dähler
Mit der Initiative mit dem Titel «Die gigantische und unerfüllbare
Anzahl von 3500 Kompetenzbeschreibungen in den Lehrplänen auf ein vernünftiges
Mass reduzieren» wollte die Organisation um den ehemaligen Landrat Jürg
Wiedemann durchsetzen, dass sich die eigentlich schon 2018 beschlossenen
Stofflehrpläne ausschliesslich auf Inhalte beschränkt werden. Ausserdem sollten
die Kompetenzlehrpläne nicht mehr als 1000 Kompetenzbeschreibungen enthalten.
Bis zu 80 Prozent Nein
Doch auch im Baselbiet wollten die Stimmberechtigten nichts von der
neuen Initiative zur Durchsetzung des alten Anliegens wissen: Mit Ausnahme
einer einzigen Gemeinde lehnten das Baselbiet das Begehren ab, nur gerade 34
Prozent der Stimmenden legten ein Ja in die Urne. Den höchsten Nein-Anteil verzeichnete
die Gemeinde Kilchberg mit 80 Prozent, gefolgt von Hemmiken mit 77,7 Prozent
und Pratteln mit 74,6 Prozent. Liedertswil stimmte mit 52 Prozent Ja. Knapp
abgelehnt wurde die Initiative in Roggenburg mit 55,8 Prozent Nein und in
Röschenz mit 56,3 Prozent Nein.
Die Stimmberechtigten folgten damit den Parteien, die allesamt ein Nein
empfohlen hatten. Für ein Ja traten einige Lehrerinnen und Lehrer ein. Eine
Umfrage des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland legte aber offen, dass die
Lehrkräfte das Begehren mehrheitlich unterstützten.
FDP, SP, CVP und SVP äusserte sich am Sonntag in einem gemeinsamen
Communiqué befriedigt zum Ausgang der Abstimmung. «Es ist uns scheinbar
gelungen, der Bevölkerung aufzuzeigen, dass die Begrenzung auf 1000 Kompetenzen
willkürlich ist und die Initiative das Erreichen der Bildungsziele gefährdet
hätte», sagte SP-Präsidentin Miriam Locher, als das Resultat bekannt wurde.
«Wir hoffen, dass die Starke Schule nun ihren Initiativmarathon etwas
zurücknimmt und endlich damit beginnt, in den diversen bildungspolitischen
Gremien konstruktiv mitzuarbeiten», kritisierte Locher die Initianten im Namen
der vier Kantonalparteien.
Einzigartiges Verfahren
Auch Regierungsrätin Monica Gschwind freute sich am Sonntag über das
Vertrauen in den Lehrplanprozess: «Das Baselbieter Stimmvolk hat erkannt, dass
die Anliegen der Initiative nicht im Interesse unserer Schülerinnen und
Schüler waren.» Nun könne der Kanton Baselland das «schweizweit einzigartige,
breit abgestützte und praxisorientierte Rückmeldeverfahren plangemäss
abschliessen. Der Bildungsrat hat zu den neuen Lehrplänen in den letzten Wochen
nach eigenen Angaben über 700 Rückmeldungen aus der Praxis erhalten.
Die Starke Schule beider Basel hielt in ihrer Stellungnahme vom Sonntag
fest, dass dies dem durch die Initiative erzeugten Druck zu verdanken sei. Die
Starke Schule akzeptiere den Volksentscheid, kommentierte Vorstandsmitglied
Alina Isler das Abstimmungsresultat. Positiv sei aber, dass der Bildungsrat das
Amt für Volksschulen beauftragt habe, den Lehrplan aufgrund der verbreiteten
Kritik zu überarbeiten. «Die neu erarbeitete Version stellt im Vergleich zur
aktuellen eine bemerkenswert signifikante Verbesserung dar», bilanziert
inzwischen auch die Starke Schule.
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