8. März 2021

Politische Einmischung in Lehrpläne ist beendet

Das von der Starken Schule beider Basel inszenierte Seilziehen um die Lehrpläne ist beendet. Die Stimmberechtigten wollten sich nicht ein weiteres Mal in die Debatte um die neuen Lehrpläne der Primar- und Sekundarschulen einmischen.

Niederlage für die Starke Schule, Basler Zeitung, 8.3. von Thomas Dähler

Mit der Initiative mit dem Titel «Die gigantische und unerfüllbare Anzahl von 3500 Kompetenzbeschreibungen in den Lehrplänen auf ein vernünftiges Mass reduzieren» wollte die Organisation um den ehemaligen Landrat Jürg Wiedemann durchsetzen, dass sich die eigentlich schon 2018 beschlossenen Stofflehrpläne ausschliesslich auf Inhalte beschränkt werden. Ausserdem sollten die Kompetenzlehrpläne nicht mehr als 1000 Kompetenzbeschreibungen enthalten.

Bis zu 80 Prozent Nein

Doch auch im Baselbiet wollten die Stimmberechtigten nichts von der neuen Initiative zur Durchsetzung des alten Anliegens wissen: Mit Ausnahme einer einzigen Gemeinde lehnten das Baselbiet das Begehren ab, nur gerade 34 Prozent der Stimmenden legten ein Ja in die Urne. Den höchsten Nein-Anteil verzeichnete die Gemeinde Kilchberg mit 80 Prozent, gefolgt von Hemmiken mit 77,7 Prozent und Pratteln mit 74,6 Prozent. Liedertswil stimmte mit 52 Prozent Ja. Knapp abgelehnt wurde die Initiative in Roggenburg mit 55,8 Prozent Nein und in Röschenz mit 56,3 Prozent Nein.

Die Stimmberechtigten folgten damit den Parteien, die allesamt ein Nein empfohlen hatten. Für ein Ja traten einige Lehrerinnen und Lehrer ein. Eine Umfrage des Lehrerinnen- und Lehrervereins Baselland legte aber offen, dass die Lehrkräfte das Begehren mehrheitlich unterstützten.

FDP, SP, CVP und SVP äusserte sich am Sonntag in einem gemeinsamen Communiqué befriedigt zum Ausgang der Abstimmung. «Es ist uns scheinbar gelungen, der Bevölkerung aufzuzeigen, dass die Begrenzung auf 1000 Kompetenzen willkürlich ist und die Initiative das Erreichen der Bildungsziele gefährdet hätte», sagte SP-Präsidentin Miriam Locher, als das Resultat bekannt wurde. «Wir hoffen, dass die Starke Schule nun ihren Initiativmarathon etwas zurücknimmt und endlich damit beginnt, in den diversen bildungspolitischen Gremien konstruktiv mitzuarbeiten», kritisierte Locher die Initianten im Namen der vier Kantonalparteien.

Einzigartiges Verfahren

Auch Regierungsrätin Monica Gschwind freute sich am Sonntag über das Vertrauen in den Lehrplanprozess: «Das Baselbieter Stimmvolk hat erkannt, dass die Anliegen der Initiative nicht im Interesse unserer Schülerinnen und Schüler waren.» Nun könne der Kanton Baselland das «schweizweit einzigartige, breit abgestützte und praxisorientierte Rückmeldeverfahren plangemäss abschliessen. Der Bildungsrat hat zu den neuen Lehrplänen in den letzten Wochen nach eigenen Angaben über 700 Rückmeldungen aus der Praxis erhalten.

Die Starke Schule beider Basel hielt in ihrer Stellungnahme vom Sonntag fest, dass dies dem durch die Initiative erzeugten Druck zu verdanken sei. Die Starke Schule akzeptiere den Volksentscheid, kommentierte Vorstandsmitglied Alina Isler das Abstimmungsresultat. Positiv sei aber, dass der Bildungsrat das Amt für Volksschulen beauftragt habe, den Lehrplan aufgrund der verbreiteten Kritik zu überarbeiten. «Die neu erarbeitete Version stellt im Vergleich zur aktuellen eine bemerkenswert signifikante Verbesserung dar», bilanziert inzwischen auch die Starke Schule.

 

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