21. Januar 2021

Schulschliessungen sind für die EDK "Ultima Ratio"

Silvia Steiner, oberste Erziehungsdirektorin der Schweiz, sieht keinen Grund, flächendeckend auf Fernunterricht umzustellen. Auch müsse verhindert werden, dass wegen einzelner Infektionen ganze Schulhäuser in den Lockdown gezwungen würden.

Silvia Steiner beobachtet genau, prüft und diskutiert. Bild: Tages Anzeiger
"Familien werden Schwierigkeiten bekommen", Tages Anzeiger, 21.1. von Daniel Schneebeli
Der Bundesrat will vorderhand auf Schulschliessungen verzichten, zieht sie aber für später in Erwägung. Wie beurteilen Sie diesen Entscheid, Frau Steiner?

Er hat ihn sehr einvernehmlich mit den Kantonen und der Taskforce gefällt. Wir sind uns alle einig, dass diese Massnahme die Ultima Ratio sein soll. Nur wenn es nicht mehr anders geht, sollen die Schulen schliessen.

Wie einheitlich ist die Haltung bei der Konferenz der Erziehungsdirektoren (EDK)?
Die ist ziemlich einheitlich. Wir wollen Alleingänge wenn immer möglich vermeiden.

Warum hat dann der Aargau heute im Alleingang die Schliessung der Gymnasien und der Berufsschulen beschlossen?
Dazu kann ich nicht viel sagen, ich kenne die Situation im Aargau zu wenig.

Wieso weiss denn die EDK-Präsidentin nichts von so einem wichtigen Entscheid?
Selbstverständlich war ich mit meinem Kollegen im Austausch, wusste aber nicht, wie die Aargauer Regierung entscheiden würde.

Wird der Kanton Zürich da nachziehen?
Nein. Reiner Fernunterricht auf der Sekundarstufe II kommt für uns derzeit nicht infrage.

Fürchten Sie nun einen Flickenteppich in den Kantonen auf der Gymnasialstufe?
Nein. Es braucht lokale Lösungen für lokale Problemstellungen. Deshalb werden wir nie überall deckungsgleiche Modelle haben. Wichtig ist nicht nur der Weg, sondern das Resultat am Ende eines Ausbildungsganges. Und da sind wir sehr einheitlich unterwegs. 

Wann ist für Sie Ultima Ratio?
Wenn möglich gar nie, denn die Schliessung der Schulen hat weitreichende Konsequenzen auf die Gesundheit und die Bildungschancen der Kinder und Jugendlichen. 

Welche Entwicklung erwarten Sie in den nächsten Wochen?
Ich kann nur sagen, dass der Bundesrat einen sehr schwierigen Entscheid fällen musste. Es ist nicht einfach, die Massnahmen zu verschärfen, wenn die Ansteckungszahlen sinken. Doch er hat sich für diese präventiven Massnahmen entschieden. 

Was erwarten Sie als EDK- Präsidentin vom Bundesrat?
Dass er den gemeinsamen Weg mit den Erziehungsdirektorinnen und -direktoren weitergeht. Und dass wir weitere Massnahmen in den Schulen, so gut es geht, vorbesprechen. 

Gemäss den Zahlen der Gesundheitsdirektion sinken die Ansteckungen im Kanton Zürich seit Anfang Jahr - ausser bei den Kindern unter 11 Jahren. Dort steigen sie. Was schliessen Sie daraus für die Zürcher Schulen?
Wir haben das auch bemerkt. Wir beobachten die Situation sehr genau. Über die Gründe können wir zurzeit nur spekulieren.

Wegen eines einzigen Kindes, das mit dem mutierten Virus infiziert ist, musste in Kilchberg ZH eine ganze Schule geschlossen werden. Ist dies nicht unverhältnismässig?
Die Schule hat einfach die neuen Quarantänevorschriften umgesetzt. Daran gibt es an sich nichts auszusetzen. Aber mich als Bildungsdirektorin dünkt diese Massnahme doch sehr hart. Da werden nun sehr viele Familien Schwierigkeiten bekommen.

Mit diesen rigorosen Quarantänemassnahmen wegen des mutierten Virus werden wohl noch mehr Schulen geschlossen bleiben.
Im Moment sind es zwei Schulen im Kanton Zürich. Aber ja, es stimmt, wenn sich dieses neue Virus wie prognostiziert ausbreitet, werden es womöglich bald noch einige Schulen mehr sein. Deshalb müssen wir eventuell die Quarantänevorschriften nochmals etwas präzisieren. Es darf nicht sein, dass es faktisch zum Lockdown der Schulen kommt.

Wie sollen die Schulen ihre Lehrpersonen vor dem mutierten Virus schützen?
Wir überprüfen dauernd unsere Schutzkonzepte und versuchen, die Lehrpersonen bestmöglich zu schützen. Der Schutz der Lehrpersonen ist mir sehr wichtig.

Sollte man die Lehrerinnen und Lehrer beim Impfen nicht bevorzugen?
Das werden wir im Kanton Zürich prüfen.

Wäre jetzt nicht die generelle Maskenpflicht in den Primarschulen angezeigt?
Auch dies wird gegenwärtig diskutiert.

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